[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie einer die Sprache der Tiere erlernte

Es war einmal ein armer Mann, der ging in die Welt hinaus, um sein Glück zu machen. Nachdem er eine Weile gegangen war, kam er an einen Fluss. Da sah er viele Vögel auf den Bäumen sitzen, die sangen und zwitscherten so schön, dass er beschloss, an dem Fluss zu bleiben, bis er die Sprache der Vögel erlernt habe. Drei Jahre blieb der Mann, und da konnte er nicht nur mit den Vögeln, sondern auch mit allen anderen Tieren sprechen. Als der Mann nach Hause zurück kehrte, fragte ihn seine Frau: »Wo ist das Geld, das du während der langen Wanderschaft verdient hast?« Der Mann antwortete: »Ich habe nichts verdient, aber dafür kann ich die Sprache der Vögel und der anderen Tiere, die am Fluss leben, sprechen!« Da fing die Frau an zu jammern und zu klagen. Doch der Mann kümmerte sich nicht darum. Er dachte: »Ich werde mein Glück schon noch machen!« Eines Tages hörte er, dass die Königin eine Kröte verschluckt habe. »Ei«, dachte der Mann »das ist etwas für mich!« Und er ging zum Schloss und klopfte an das Tor. Wie nun die Wächter das Tor auf machten und ihn sahen, hielten sie ihn für einen Bettler und wollten ihn davon jagen. Der Mann machte jedoch ein solches Geschrei, dass es bis in die Gemächer der Königin drang, und die befahl, den Mann einzulassen. »Was hat dich her geführt?« fragte ihn dann die Königin. »Man hat mir von deinem Unglück erzählt«, antwortete der Mann. Und dann begann er wie ein Vogel zu singen. Doch die Kröte im Leib der Königin blieb stumm. Darauf quakte der Mann wie ein Frosch. Und auch da blieb die Kröte stumm. Endlich versuchte er es in der Sprache der Kröten: »He, was machst du da drinnen?« Die Kröte antwortete: »Nichts!« »Darf ich zu dir kommen?« fragte der Mann. »Nein«, antwortete die Kröte, »für zwei ist hier kein Platz!« »Bekommst du gutes Essen?« fragte der Mann. »O ja«, antwortete die Kröte, »aber mitunter kommen auch saure Sachen an, und die kann ich gar nicht vertragen.« Da ließ der Mann Essig herbei holen und gab der Königin einige Gläser voll davon zu trinken. Daran starb die Kröte und die Königin brach sie bald danach aus. Der König war darüber sehr erfreut, und er fragte den Mann: »Was verlangst du für deine kluge Tat?« Der Mann antwortete: »Ich verlange nichts.« Darauf ließ der König sich aber nicht ein, er langte in die Tasche, holte ein Goldstück hervor und gab es dem Mann. Der bedankte sich, ging hin und gab das Goldstück seiner Frau.