[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie ein Bei mit Aldar-Kosse Bekanntschaft schloss

Ein hochmütiger Bei machte vor seinen Aulbewohnern große Worte: »In der ganzen Steppe hört man nur: Aldar-Kosse! Aldar-Kosse!... Ich glaube nicht an das Geschwätz von seinem Verstand und seiner Klugheit. Wenn ich diesen Schelm nur einmal zu Gesicht bekäme, würde ich ihn mit Leichtigkeit übertölpeln.« Die Jungen lachten, die Alten wackelten mit den Köpfen. »Brüste dich nicht, Bei, mache dich nicht lächerlich. Aldaken hat noch keiner übertölpelt.«

»Aber ich überliste ihn!« sagte der Bei hitzig. »Ich verspreche euch, eine Stute zu schlachten und für den ganzen Aul ein Fest zu geben, wenn ich den Schlaufuchs bei der erstbesten Gelegenheit überliste. Nur müsste ich ihm begegnen!«

Eines Tages - ob in Geschäften oder nicht - ritt der Bei auf einem Kamel in die Steppe. Da sah er einen Mann, der immer im Kreis herumlief, als würde er etwas suchen. »He, Freund, was hast du verloren?« rief der Bei. Der Fremde blieb stehen und antwortete besorgt: »Habe nichts verloren, suche aber doch.«

»Was suchst du denn?«

»Ich suche den Anfang der Erde. Ich weiß sehr wohl, dass er irgendwo sein muss, kann und kann ihn aber nicht finden. Könnte ich mal von oben auf die Steppe herunterschauen, würde ich ihn sogleich finden. Aber das ist ja das Schlimme - kein Hügel, keine Anhöhe weit und breit. Aber ich werde schon finden, was ich suche. Großer Ruhm, ewige Ehre erwarten den, der den Anfang der Erde findet.«

Verwundert hörte der Bei den Fremden an, dann fragte er: »Sage mir doch, mein Freund, könntest du vom Kamel aus den Anfang der Erde sehen?«

»Wie könnte ich ihn denn nicht sehen! Aber ich habe ja kein Kamel, nicht einmal einen lumpigen Esel.« Der Bei rutschte im Sattel hin und her. »Klettere auf mein Kamel«, bot er ihm an. »Aber unter einer Bedingung: Du musst überall erzählen, dass wir zusammen den Anfang der Erde gefunden haben. Wir wollen uns den Ruhm und die Ehre teilen. Willigst du ein?«

»Es soll sein.« Der Bei stieg vom Kamel, ließ den Fremden darauf, riss den Bart hoch und konnte kaum erwarten, was der sagen würde. »Nun, siehst du den Anfang der Erde?«

»Nein«, sagte der Fremde seufzend, setzte sich bequemer in den Sattel und zog die Zügel straff, »ich sehe ihn nicht, ich sehe nur, dass du ein großer Dummkopf bist. Aber nimm es dir nicht zu Herzen. Dafür kannst du dich von nun an damit brüsten, wie du mit Aldar-Kosse den Anfang der Erde gesucht hast!« »Aldar-Kosse! Du bist es?!« brüllte der Bei und stürzte zum Reiter. »Gib mir mein Kamel, du Räuber!«

»Das bekommst du, wenn du mich einholst!« rief Aldar-Kosse und trieb das Kamel geradeaus und so schnell, dass die Grasbüschel nur so spritzten. Der Bei stand mit offenem Mund auf der Stelle.

Erst in der Abenddämmerung kam er in seinen Aul getrottet. Die Frau lief ihm entgegen. »Warum bist du krumm wie ein Haken? Wo ist das Kamel?«

»Das Kamel ist weg. Aldar-Kosse hat es mir genommen«, knurrte der Bei. Die Frau heulte. Die Leute liefen herbei. Sie erfuhren, was vorgefallen war. »Wie hat er es dir genommen, gewaltsam oder durch List?« fragten sie. »Durch List«, gestand der Bei.

Der Aul lärmte. Die Jungen lachten, die Alten spotteten. »Das geschieht dir recht, du Aufschneider! Schlachte eine Stute und lade die Leute zum Fest. Du hast die Wette verloren.« Was blieb dem Bei anderes übrig. Gegen das Volk war er machtlos. Er schlachtete, die Tränen herunterschluckend, eine Stute und bewirtete den Aul mit Fleisch. Mitten im Fest kam Aldar-Kosse auf dem Kamel geritten. »Hier hast du das Kamel zurück, Bei, wetteifere nicht mit den Armen um Verstand und jage nicht nach fremdem Ruhm!« sagte er lachend. Der Bei freute sich über das Kamel, das Volk über Aldaken. Die Armen hoben ihren Liebling auf die Hände, setzten ihn auf den Ehrenplatz und brachten ihm das beste Stück Fleisch. Das fröhliche Fest dauerte bis zum Morgen.