[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie die Krankheiten zu den Menschen kamen

Es war einmal ein Mann namens Etakallo, der hatte sich Vogelfallen gebaut und auch eine kleine Hütte, in der er während dieser Zeit schlief. Eines Abends wachte er plötzlich aus dem Schlaf auf und hörte einen schönen Gesang. Er stand auf um nachzusehen. Sieh da, es war ein liebliches Mädchen. Als es Etakallo sah, blieb es stehen, und er nahm es mit in die Hütte. Das Mädchen sagte zu ihm: »Lass uns ins Dorf gehen.« Etakallo aber erwiderte: »Nein, ich mag nicht.« Da sagte das Mädchen: »Etwas Schlechtes wird hierher kommen«, doch Etakallo antwortete: »Nein, ich bleibe hier liegen.« Plötzlich hörte man, dass etwas singend näher kam. Das schöne Mädchen sprach: »Siehst du, das Schlechte, von dem ich dir erzählt habe, kommt schon.« Etakallo nahm ein Feuerscheit und ging, um sich die Sache anzusehen. Aber denkt euch: Eine Frau, auf der einen Seite mit Lepra befallen, auf der anderen mit Frambösie, dazu krank am Kopf, und auch Sandflöhe, Hautkrankheiten sowie alle anderen Krankheiten hatte sie. Etakallo meinte: »Ich gehe wieder zurück«, aber die Frau sagte: »Du gehst nicht zurück, falls du es doch tust, werde ich dich leprakrank machen.« Nun wollte Etakallo ein Blatt abschneiden, aber sie rief: »Lass dir nicht einfallen, mich mit dem Blatt anzufassen!« Da nahm er sie an der Hand, führte sie in die Hütte und sagte ihr, sie solle sich mit aufs Bett legen. Damit aber war die schöne Frau, die zuerst gekommen war, nicht einverstanden, so dass schließlich jeder für sich allein die Nacht verbrachte. Als es Morgen wurde, brachen sie auf. Etakallo wollte, dass die Frau, die zuerst gekommen war, auch als erste ging, die andere als letzte. Die aber weigerte sich, so dass schließlich Etakallo als letzter gehen musste. Auf ihrem Weg kamen sie durch ein Dorf. Wie üblich standen die jungen Leute auf, um sich die Vorbeiziehenden anzusehen. »Oh, was für eine schöne junge Frau«, sagten sie. Dann erblickten sie die Kranke, die hinterher ging, und da glaubten alle, doch laut lachen zu müssen. Sie aber sprach: »Wer über mich lacht, der wird Lepra und Frambösie bekommen.« Endlich trafen sie in Etakallos Dorf ein. Da bewunderte man die schöne junge Frau ebenfalls, und als die hässliche, kranke ankam, wollten die Leute wieder lachen. Sie jedoch drohte: »Wer mich auslacht, der wird Lepra und Frambösie bekommen.« Da verzog keiner mehr sein Gesicht zum Lachen, und keiner redete mehr. Etakallo aber sagte zu seinen Leuten: »Was soll ich nur mit dieser Frau machen?«

Einige Zeit später begab sich Etakallo zu seinem Onkel, und sie verabredeten, die Frau zu töten. Etakallo rief nun seine Frauen zu sich, und sie gingen zusammen zum Hause des Onkels. Dort bewunderte man wieder die schöne Frau, und wieder wollten die Leute lachen, als sie die entstellte Frau erblickten. Doch sie drohte ihnen: »Wer über mich lacht, bekommt auf der einen Seite Lepra und auf der anderen Frambösie.« Da ließen sie schnell das Lachen sein.

Nun wies man der Kranken ein kleines Haus in der Nähe zu. Am Abend sagte Etakallo zu den Leuten seines Onkels: »Wenn ihr hört, dass ich gerufen werde, steckt ihr das Haus in Brand.« Bald konnte man hören, wie Etakallo gerufen wurde. Er kam aus dem Haus, und sie verbrannten das Haus mitsamt der Frau. Von den Leuten aber, die das Haus angesteckt hatten oder die zugesehen hatten, bekam jeder eine Krankheit, entweder Lepra oder Frambösie, fressende Hautgeschwüre oder anderes. So sind die Krankheiten zu den Menschen gekommen.