[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie der Sporenkuckuck den Löwen beschämte

Der Sporenkuckuck und der Löwe waren Freunde. Eines Tages schlug der Sporenkuckuck seinem Freund vor: »Wir sollten eine Reise unternehmen und uns jeder eine Frau suchen.«

»Da hast du recht«, stimmte der Löwe zu, und sie traten die Reise an. Fünfzehn Tage waren sie unterwegs, bis sie in dem Dorf, das ihr Ziel war, eintrafen. Einen Monat hielten sie sich dort auf, der Sporenkuckuck nahm sich eine Frau und der Löwe heiratete ebenfalls.

Als die vier Wochen vergangen waren, meinte der Sporenkuckuck: »Wir sollten in unser Dorf zurückkehren.«

»gewiss«, erwiderte der Löwe, »aber es wäre gut, eine Nachricht vorauszuschicken, damit zu unserem Empfang Bier bereitet wird.«

»Es ist nur kein Bote da«, überlegte der Sporenkuckuck, »wer könnte wohl die Nachricht überbringen?«

»Ich kann meine Stimme erheben«, schlug der Löwe vor. - »Sollte deine Stimme wirklich bis in dein Dorf dringen?« Der Sporenkuckuck zweifelte. »Aber gewiss!« versicherte ihm der Löwe. »Ich glaube, du lügst«, sagte da der Sporenkuckuck, »mein Ruf dringt bis ins Dorf, dir wird das nicht gelingen.«

Der Löwe wollte es nun auf einen Versuch ankommen lassen. Er ließ ein gewaltiges Brüllen ertönen - es verhallte ohne Antwort. Nun rief der Sporenkuckuck: »Ku-kuck!« Die Angehörigen seiner Sippe gaben den Ruf weiter, so dass er in einem Tag das Dorf erreichte. Noch zwei Mal brüllte der Löwe, so laut er konnte, aber aus seiner Sippe war niemand in der Nähe, der den Ruf gehört hatte und weitergeben konnte. Beim Sporenkuckuck hatte ein einziger Ruf genügt, seine Frauen begannen Bier zu brauen.

Löwe und Sporenkuckuck machten sich nun auf den Weg und langten nach fünfzehn Tagen wieder an der Stelle an, wo ihre Wege sich trennten. Der Löwe forderte den Sporenkuckuck auf, doch mit ins Löwendorf zu kommen. Aber der Sporenkuckuck erklärte: »Es ist besser, wir gehen erst zu mir«, und der Löwe willigte schließlich ein. Nun ließ der Sporenkuckuck sein »Ku-kuck« noch einmal in Richtung seines Dorfes ertönen, seine Leute hörten es und zogen ihm in großer Schar zur Begrüßung entgegen. Sie geleiteten Löwe und Sporenkuckuck ins Dorf, wo Bier und Speisen bereitstanden.

Zwei Tage später begaben sich die beiden ins Dorf des Löwen. Aber als sie dort eintrafen, befanden sich alle Leute auf dem Feld, es war die Zeit der Maisernte. Niemand war zum Empfang erschienen, und Bier war auch nicht gebraut worden. Da schämte sich der Löwe furchtbar, und als die Leute endlich vom Feld heimkehrten, fragte er: »Warum habt ihr denn kein Bier gebraut?«

»Herr, einen Boten, der deine Ankunft angekündigt hätte, haben wir nicht gesehen«, erhielt er zur Antwort. »Hast du nicht behauptet, deine Stimme wäre so gewaltig, dass deine Leute sie bis hierher hören könnten?« fragte nun der Sporenkuckuck. »Warum haben sie denn dein Brüllen nicht vernommen?«

Da wäre der Löwe vor Scham am liebsten im Boden versunken.