[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie der Soldat den Teufel barbierte

Ein Soldat hatte zwanzig Jahre abgedient und wanderte heimwärts. Und während er so auf der Landstraße dahin schritt, hörte er aus einem Landgut Gesang und Gläserklirren. Dort findet wohl ein Festgelage statt, dachte er, vielleicht fällt dabei für einen ausgedienten Soldaten wie mich etwas ab. Habe ich doch heute noch keinen einzigen Bissen gegessen. Und er ging in das Landgut hinein. Dort saßen an einer langen Tafel viele Herrschaften, die begrüßten ihn freundlich und hießen ihn Platz nehmen. Und nachdem, er Hunger und Durst gestillt hatte, fragte er, ob er vielleicht auf dem Landgut übernachten könnte. »Nut für einen tapferen Mann wird sich ein Nachtlager finden!«

»Wieso nur für einen tapferen Mann?« fragte der Soldat verwundert. »Allnächtlich sucht der Teufel dieses Landgut heim!« war die Antwort. »Und wen er hier antrifft, den holt er. Wir fahren jetzt nach Hause, aber wenn du willst, kannst du hier bleiben. Zu essen und zu trinken hast du in Hülle und Fülle, es ist nur die Frage, ob wir dich morgen noch lebendig vorfinden werden.«

»Ah, macht euch um mich keine Sorge«, erwiderte der Soldat. »Ich hab keine Angst vorm Teufel, selbst wenn eine ganze Hundertschaft von diesem Gelichter herkommen würde!« Da gingen die Herrschaften und er blieb. Saß an der Tafel, aß und trank.

Kurz vor Mitternacht sprangen alle Türen sperrangelweit auf, und der Teufel fuhr herein. »Was machst du hier?« schnauzte er den Soldaten an. »Ich esse und trinke!« erwiderte dieser unerschrocken. »Wer hat dir erlaubt, hier über Nacht zu bleiben?« brüllte der Teufel mit fürchterlicher Stimme. »Dies Landgut gehört mir! Und wen ich darin antreffe, den nehme ich gefangen! Auch dich!«

»Gut möglich, dass du die Absicht hast, aber ich gehe nicht mit dir!«

»Warum nicht?« fragte der Teufel verblüfft. »Weil du dermaßen zottig und dreckig bist!« erwiderte der Soldat. »Man kann sich wirklich nicht mit dir sehen lassen! Ich will dich erst einmal barbieren, damit du schöner wirst! Weigerst du dich, dann geh ich nicht mit dir!« Da merkte der Teufel, dass sein Gefangener ein tapferer Mann war, und willigte ein. Der Soldat befahl ihm, ein Eichenbrett, vier Nägel und einen Hammer zu besorgen, forderte ihn sodann auf, sich mit ausgestreckten Armen und Beinen auf den Fußboden zu legen, und nagelte ihm die Klauen fest. Der Teufel schrie Weh und Ach und wollte sich losreißen, doch der Soldat packte unbeirrt das ungehobelte Eichenbrett und schabte ihm damit das Fell, dass die Fetzen flogen. Der Teufel flehte den Soldaten an, ihn doch freizulassen, und schwor hoch und heilig, dass er ihm kein Haar krümmen würde. Doch der Soldat ließ sich darauf nicht ein und schabte solange weiter, bis der Teufel versprach, ihm das Landgut zu schenken und ihm obendrein ein großes Geheimnis zu verraten.

Da ließ der Soldat ihn frei und fragte, was denn das für ein Geheimnis wäre. »Um Mitternacht kommt eine fürchterliche Schlange in diese Stube gekrochen«, sagte der Teufel. »Tagsüber hockt sie im Keller und bewacht drei riesengroße Fässer, gefüllt mit Gold. Wenn du diese Schlange küsst, verwandelt sie sich in ein schönes Mädchen, denn sie ist eine verzauberte Jungfrau.« Kaum hatte der Teufel das gesagt, da zischte es hinter der Tür, und herein kroch eine entsetzliche Schlange. Der Soldat, nicht faul, sprang auf sie zu und küsste sie. Im selben Augenblick verwandelte sie sich in eine wunderschöne Jungfrau, die ihm unter Tränen dankte, dass er sie erlöst hatte. »Diese Jungfrau und auch das Landgut mit allem Ackerland sind dein«, sprach der Teufel. »Aber hüte dich, es zu verlassen. Überschreitest du die Grenze, dann bist du mein, und ich werde dich holen.« Und er verschwand.

Am nächsten Morgen stellten sich die Herrschaften wieder im Landgut ein und staunten über alle Maßen, als sie sahen, dass der Soldat mit einer wunderschönen Jungfrau an der Tafel saß. »Viele kühne Recken haben schon versucht, das Landgut zu bewachen, aber alle sind spurlos verschwunden!« riefen sie. Da erzählte ihnen der Soldat, was sich in der Nacht zugetragen hatte. Die Herrschaften priesen seine Tapferkeit, gingen heim, und der Soldat blieb mit der schönen Jungfrau auf dem Landgut zurück.

Lange Zeit lebten sie in Liebe und Eintracht miteinander, aber allmählich wurde es ihnen zu langweilig, der Soldat vergaß die Drohung des Teufels und schlug seiner jungen Frau vor, eine Fahrt in die Stadt zu machen. Er ließ die Pferde anspannen und setzte sich mit ihr in die Kutsche. Doch kaum hatten sie das Tor ihres Landgutes hinter sich gelassen, da kam der Teufel angerannt. Dem Soldaten rutschte das Herz in die Hosen, fielen ihm doch die Worte des Teufels wieder ein. Ja, jetzt wird er mich holen! dachte er, und ich kann ihm nicht mehr entwischen. Er schlang beide Arme um seine junge Frau und gab ihr den Abschiedskuss. Das sah der Teufel von weitem, und es dünkte ihn, als wäre der Soldat dabei, die junge Frau zu barbieren. Der Schreck fuhr ihm in alle Glieder, und er dachte: Dem will ich mich nicht noch einmal in die Hände geben! Deshalb machte er kehrt und rannte davon, so schnell ihn seine Füße tragen wollten. Seitdem ließ er den tapferen Soldaten ungeschoren, und wenn dieser nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute.