[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie der Bauer Groschenklauber Geburtstag feierte

Es war einmal ein Bauer, der war so unbeschreiblich geizig, dass er hinter jedem Groschen her war wie der Teufel hinter einer sündigen Seele. Die Leute hatten seinen richtigen Namen längst vergessen, und niemand nannte ihn anders als Bauer Groschenklauber.

Der Geburtstag des Bauern Groschenklauber stand vor der Tür. Doch da der Apfel nicht weit vom Baum fällt und der Bauer seine Töchter und Schwiegersöhne genau kannte, rief er sie lieber vorher zu sich und schlug ihnen vor, dass ihm jeder Schwiegersohn zum Geburtstag einen Bottich Wein schenke.

Da sagte sich der älteste Schwiegersohn: »Wenn die beiden jüngeren Schwiegersöhne dem Bauern je einen Bottich Wein schenken, könnte ich ihm einfach Wasser bringen, und wenn man den Wein aus allen Bottichen zusammenschüttet, wird es niemand merken.«

Doch der Teufel wollte es, dass die beiden jüngeren Schwiegersöhne, denen es ebenfalls um den Wein leid tat, den gleichen Einfall hatten. Währenddessen hatte der Bauer Groschenklauber im Hof eine große Tonne bereit gestellt, in die sollten die Schwiegersöhne den Wein hinein gießen.

»Es schickt sich nicht, dass die Tonne ganz leer ist«, ging es dem Bauern Groschenklauber durch den Kopf. »Doch Wein hinein zu gießen, das wäre doch ewig schade. Wie wäre es, wenn ich ein bisschen Wasser hinein schütte, niemand wird etwas merken.«

Und das tat er dann auch.

Am Geburtstag kamen die Schwiegersöhne zum Schwiegervater, beglückwünschten ihn, und wie besprochen leerte ein jeder den Inhalt seines Bottichs in die Tonne. Es wurde Mittag. Auf dem Tisch standen die dampfenden Schüsseln.

»Ich muss jetzt ein Gläschen leeren«, sagte der Bauer Groschenklauber und trank mit Lust. Doch dann schüttelte er sich vor Abscheu. Das Zeug schmeckte, als wäre es pures Wasser.

»Ich hätte kein Wasser hinein schütten sollen«, dachte sich der Bauer, aber laut sagte er: »Das ist aber wirklich ein vorzüglicher Wein, alles was recht ist!«

Nun schenkten sich auch die Schwiegersöhne die Gläser voll und tranken mit Lust. »Das ist abscheulich«, dachte sich ein jeder von ihnen, »wer hätte denn geglaubt, was so ein einziger Bottich Wasser anrichten kann!«

Doch sie wagten nicht, sich etwas anmerken zu lassen, sondern lobten den Wein überschwänglich.

»Den muss ich auch kosten, wenn alle ihn so lieben«, sagte sich der Knecht, und heimlich, damit es niemand sehe, tat er einen tiefen Zug. Doch sofort spie er das Zeug wieder aus. »Pfui!« machte er seinem Herzen Luft, »ich verstehe nicht, was die Herrschaften an so einem Gesöff finden!«