[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie Aldar-Kosse zwei reichen Jägern die Zeit vertrieb

Akbai besuchte Karabai, Karabai besuchte Akbai, dann kamen die befreundeten Beis auf die Idee, zusammen auf Vogeljagd zu gehen. Sie hängten sich die Bögen um, banden die Köcher an die Sättel und ritten zu einem fernen See. Unterwegs sahen sie in der Ferne einen Mann. Sie trieben die Pferde an. Den ganzen Tag ritten sie ihm nach, holten aber erst am Abend den Wanderer ein. Als sie näher hinschauten, erkannten sie Aldar. »Du läufst aber schnell, Aldar-Kosse.«

»Den Reichen ziemt sich Gesetztheit, den Armen Flinkheit. Wer schnell geht, kommt weiter; wer einen längeren Weg hat, der hat auch ein längeres Leben.«

»Gibt es Neuigkeiten?« fragten die Jäger. - »Die gibt es.«

»Welche? Erzähle!«

»Ein tapferer Recke traf mit einem Pfeil einen Wildesel in den Huf und ins Ohr.« Die Beis schüttelten missfällig die Köpfe. »Alles ausgedacht, Aldar-Kosse! Unmöglich, mit einem Pfeil ein Tier ins Ohr und in den Huf zu treffen.«

»Wie sich herausstellt, ist es doch möglich. Als der Recke den Pfeil abschoss, kratzte sich der Esel mit dem Hinterbein das rechte Ohr.«

»Na, wenn es so ist«, sagten die beiden verdutzt, »dann hast du wahrscheinlich recht... Gibt es noch andere Neuigkeiten?«

»Ja. Derselbe tapfere Recke schoss, sagt man, mit einem Pfeil einen Stern vom Himmel.«

»Wer glaubt denn so etwas, Aldar-Kosse?«

»Wenn ihr es nicht glaubt, wartet die Nacht ab und zählt alle Sterne. Selbst wenn ihr zehnmal zählt, fehlt einer.«

Wer hat so viele Worte, um Aldaken mundtot zu machen? So manch einem kannst du einen langen Stock geben, und er wird daraus kein kleines Stöckchen schnitzen können, aber dieser gewandte Schlingel treibt, wenn er will, einen Filzpfahl ohne Holzhammer in den Boden. »Und du selbst, kannst du schießen, Aldar-Kosse?« fragten die Jäger. »Ein spitzer Pfeil verletzt einen, ein spitzes Wort Tausende«, entgegnete Aldaken. »Na gut, Witzbold, ziehe mit uns. Wir wollen Vögel schießen, du wirst uns die Zeit vertreiben und belustigen. Einverstanden?«

»Einverstanden.« Sie bauten eine Laubhütte, machten ein Lagerfeuer und legten sich schlafen.

Am nächsten Tag brachten Akbai und Karabai einen Pelikan von der Jagd so groß wie ein mächtiger Hammel! Schließlich wird ja dieses Tier auch »Berkasan« genannt, das heißt voller Kessel. »Wie sollen wir den Pelikan teilen?«, fragten sie. »Gib einen Rat, Aldar-Kosse.«

»Aber ich bitte euch! Meine Sache ist es doch, euch die Zeit zu vertreiben, nicht wahr? Also gebe ich euch einen unterhaltsamen Rat. Der Pelikan soll dem gehören, der bis zum Aufgehen des ersten Sterns kein Wort spricht.«

»Spaßvogel, es soll sein, wie du sagst.« Alle drei setzten sich ans Feuer und schwiegen, als hätten sie den Mund voller Sand. Der Tag ging zur Neige, aber keiner bewegte auch nur die Lippen. Da rupfte Aldar-Kosse schweigend den Pelikan, nahm ihn aus, steckte den Vogel in den Kessel und hängte diesen übers Feuer. Akbai und Karabai schauten sich das alles verständnislos an, sagten aber kein Ton, zum Aufgehen des ersten Sterns war es noch lange hin. Als der Pelikan gar war, setzte sich Aldar-Kosse an den Kessel und machte sich stumm über das Fleisch her.

Akbai und Karabai guckten ihm auf den Mund, als wollten sie ihn mit den Augen erschießen, doch blieben sie ebenfalls stumm. Erst als Aldaken das letzte Knöchlein ablutschte, fuhren sie ihn wie aus einem Munde an: »Was tust du, gemeiner Kerl? Das ist Raub!« Aldar-Kosse leckte sich nur die Finger ab und sprach: »Warum brüllt ihr so? Habe ich mich etwa nicht an unsere Abmachung gehalten? Es war ausgemacht, wer bis zum Aufgehen des ersten Sterns schweigt, der erhält den Pelikan. Ihr habt als erste los geschrien, also gehört der Pelikan mir, und ich durfte ihn nach Herzenslust zum Abendbrot verspeisen.« Die Jäger strichen sich durch die Barte und legten sich mit leerem Magen schlafen.

Am nächsten Tag erlegten Akbai und Karabai zwei fette Gänse und einen kleinen Schlammläufer. »Wie teilen wir die Beute?« Aldaken wusste schon die Antwort. »Verehrte Akbai-aga und Karabai-aga, ihr seid zwei, und ich Unglücklicher bin allein. Die Enten sind auch zwei, und der Schlammläufer ist einer. Nehmt ihr den Schlammläufer und gebt mir die Gänse. Dann seid ihr drei und wir sind drei.«

»Hehehe, Betrüger«, meinten die Beis misstrauisch, »halt mal, ist denn ein Schlammläufer mit den Gänsen zu vergleichen?«

»Was habt ihr denn, ihr ehrwürdigen Herrn!« Aldaken fuchtelte mit den Händen. »Ich hatte auch gar nicht die Absicht, den mageren Schlammläufer mit den fett gefressenen Gänsen zu vergleichen, es kommt ja auch niemandem in den Sinn, den unbekannten waisen Aldar-Kosse mit euch hochgeborenen Herren zu vergleichen. Deshalb biete ich euch statt meiner den Schlammläufer an, und an eurer Stelle nehme ich mir die Gänse.« Die Jäger schauten sich und Aldar, dann das erlegte Geflügel an und begriffen überhaupt nichts mehr. Der Bartlose hatte ihnen gänzlich die Köpfe verdreht. Und mit einem Seufzer machten sie sich an den Schlammläufer. Aldaken schlug sich den Bauch voll und versteckte noch ein paar Stückchen Gänsefleisch im Sack.

Am nächsten Tag erlegten die Jäger einen Schwan. Wieder wussten sie nicht, wie sie ihn teilen sollten. Es waren drei Esser, aber nur ein Vogel. »Also, ich habe mir folgendes überlegt«, schlug Aldar-Kosse vor. »Wir stecken den Schwan in den Kessel, soll er dort kochen, und schlafen ein bisschen am Feuer. Wer den schönsten Traum träumt, soll den Schwan nach seinem Gutdünken teilen.« Sie legten sich nieder. Kaum hatte sich Aldar-Kosse ausgestreckt, schnarchte er schon. Die anderen beiden taten kein Auge zu. Schnarche nur Aldaken! Wir denken uns inzwischen solche Träume aus, wie sie noch kein Kluger und kein Dummer geträumt hat. Bis Mitternacht wälzten sich die Beis von einer Seite auf die andere, schnupperten den Duft des Wildgeflügels. Dann schliefen sie ein und so fest, dass sie den Morgen verschliefen.

Als die Jäger aufwachten, stand die Sonne schon hoch, Aldar-Kosse saß abseits, sang etwas vor sich hin, die Kohle unter dem Kessel schwelte. Nun erzählten sie sich ihre Träume. Es begann Akbai, der Älteste: »Ich träumte einen wunderbaren Traum. Ich war nicht ich, sondern ein Tulpar, ein Märchenpferd. Am Rücken wuchsen mir mächtige Flügel, an den Füßen hatte ich silberne Hufe, am Rücken eine goldene Mähne. Plötzlich stand ein nie gesehener Recke vor mir, warf mir kostbares Pferdegeschirr über und sprang mir auf den Rücken. Ich schüttelte die Mähne, schlug mit den Hufen, breitete die Flügel aus und flog in den Himmel...« Karabai sagte: »Akbai, dein Traum ist wirklich wundersam, aber nur der Anfang meines Traums. Denn der Recke, der mit dir in den Himmel flog, war ich. Ich hatte keine Angst so hoch oben und ritt immer weiter, der Sonne voran, dem Mond hinterdrein, unter mir die Sterne, über mir Paradiesfrauen, die mir den Weg zum Thron Allahs wiesen...«

»Jaja, schön sind eure Träume, liebe Beis, sehr schön!« ließ sich Aldar-Kosse vernehmen. »Schwer zu sagen, welcher besser ist, solange man auch nachdenkt. Ich habe nichts zu erzählen, denn ich träumte dasselbe wie ihr: Wie sich der ehrenwerte Akbai in ein Märchenpferd verwandelte und der ehrenwerte Karabai Recke wurde. Als es aber soweit war, dass ihr beide euch in den Himmel erhobt, weinte ich bitter und sagte mir: Meine Ernährer kehren jetzt nimmermehr zurück, haben den einsamen Aldaken verlassen. Nun brauchen sie den Schwan nicht mehr. Bei Allah gibt es wahrscheinlich bessere Schwäne. Doch warum soll irdisches Essen verderben... Da aß ich vor Kummer, zum Gedenken an euch den Schwan.«

»Hast du ihn im Traum oder in Wirklichkeit gegessen? Antworte, gerissener Kerl!« schrieen Akbai und Karabai und beugten sich, mit den Stirnen zusammenstoßend, über den Kessel. Darin schwammen aber nur die Schwanenknöchlein. Nun fielen sie beide über Aldar-Kosse her: »Wir haben von deinen Späßen genug. Scher dich davon!«

»Nun denn, ich ziehe weiter«, sagte Aldaken. »Als Obdachloser finde ich überall eine Bleibe. Wie aber finde ich einen Ort, wo kluge Späße dumme Leute nicht erzürnen?« Damit verschwand er im Schilfdickicht