[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie Aldar-Kosse einen löcherigen Tschapan gegen einen Fuchspelz tauschte

Frost und Winter, Schneetreiben und Schneegestöber - der grimmige Monat Chjut, Februar, war angebrochen. Seit alten Zeiten weiß man: Chjut bringt Dshut. Das Vieh wird elend bei eisigem Frost, auch der Arme; unter dem Dach des Winterlagers ist es bei Unwetter unbehaglich und erst recht in der öden Steppe. Bei starkem Schneegestöber ist vom Sattel die Pferdemähne nicht zu sehen. Aldar-Kosse trottete mit seiner kümmerlichen Mähre durch die Schneekruste. Das Pferd versank in den Schneewehen, stürzte, er konnte es antreiben, soviel er wollte, es ging doch nicht schneller. Aldar trug eine abgewetzte Mütze, einen löcherigen Tschapan und abgelaufene Filzstiefel. Der Ärmste war ganz steif vor Kälte, er fror, kauerte sich zusammen, blies sich in die Hände, verfluchtete die Kälte und den langen Weg, ließ aber den Mut nicht sinken. Nur ein Toter hat keine Hoffnung mehr auf einen glücklichen Zufall, dachte sich Aldaken. Bei diesen Gedanken zerriss der Wind den Schneeschleier vor ihm, und er sah einen Mann seinen Weg kreuzen. Munter trottete dessen Pferd durch die Schneeverwehungen. Demnach ein gutes Pferd. Und wer anders als ein Bei könnte so ein Pferd besitzen. Aldaken wurde fröhlicher: »Da ist er ja, der Zufall. Den Wolf jagt niemand ins Fangeisen, er kriecht selbst hinein.« Keck schob er die Mütze in den Nacken, riss sich den Umhang auf und ließ die Zügel locker, als hätte er es überhaupt nicht eilig, und stimmte aus vollem Halse ein Liedchen an.

Die Reiter ritten aufeinander zu. Aldar erkannte sofort, dass er richtig geraten hatte: Auf einem satten, gestriegelten Pferd schaukelte ein schwerfälliger, dickbäuchiger Bei im prächtigen Fuchspelz. »Warum schreist du so?« Der Bei hielt sein Pferd an. »Die Kälte hat dir wohl das letzte bisschen Verstand geraubt?« »Mir ist überhaupt nicht kalt«, entgegnete Aldar-Kosse fröhlich. »Ehrlich gesagt, ist mir der frische Wind nur angenehm. Ohne ihn wäre ich vor Hitze schon gestorben.«

»Höre auf mit dem Unsinn!« unterbrach ihn der Bei. »Siehst du meinen Pelz? Und doch hin ich bis auf die Knochen durchgefroren. Deine Lumpen können doch nicht besser wärmen?«

»Gutherziger Mensch!« Aldar lächelte nachsichtig. »Du bist vielleicht von Natur aus nicht dumm, aber bestimmt unerfahren. Hast du nicht erraten, was ich für einen Tschapan habe?«

»Braucht man etwa Erfahrung, um sagen zu können, dein Tschapan hätte zweihundert Löcher, hätte er nicht Hunderte Flicken«, versetzte der Bei. »Ach, was für unüberlegte Worte sprichst du, Bei!« Aldar kniff vorwurfsvoll die Augen zusammen. »Für einen unwissenden Menschen ist die ganze Welt unverständlich. Du hast in meinem Tschapan viele Löcher gesehen, es ist dir aber nicht eingefallen, dass diese Löcher Zauberkraft haben. Mein Umhang ist nämlich ein besonderer. Wind und Kälte machen mir nichts aus, sie fliegen zu einem Loch herein und zum anderen heraus. In meinem kostbaren Tschapan hab ich es bei der größten Kälte wärmer als an einem Sommertag.«

Der Bei hörte zu und sperrte den Mund immer weiter auf. Ein famoser Umhang! dachte er neidvoll. Wie könnte ich ihn diesem Einfallspinsel abluchsen... Mein lieber Bei, deinen Pelz behältst du nie und nimmer, dachte Aldar-Kosse. Der Bei schwieg, schnoberte mit der blau gefrorenen Nase und machte folgendes Angebot: »Willst du tauschen? Ich gebe dir den Fuchspelz und du mir deinen verzauberten Tschapan.«

»Meinen Tschapan abgeben?« Aldar schaute den Bei spöttisch an, nahm die Mütze ab und schwenkte sie hin und her. »Nein, mein Lieber, du solltest keine Zeit mit dummen Scherzen verlieren und lieber nach Hause eilen, bevor du in deinem Fuchspelz ganz erfroren bist.« Der Bei war nun erst recht auf den Umhang versessen. »Wenn dir der Pelz zu wenig ist, lege ich noch Geld hinzu. In der Steppe herrscht Hunger. Mit Geld kommst du durch.«

»Wozu brauche ich Geld? Der Sorglose wird allein von Wasser dick.«

»Stelle dich nicht stur«, überredete ihn der Bei. »Ich geb' dir noch das Pferd dazu. Sieh nur her, ein prächtiges Tier. Das beste von all meinen Pferden. Gib mir deinen Tschapan, ziehe den Pelz an, komm von der Mähre herunter und setz dich auf das Reitpferd! Nun, Lass dich nicht lange bitten!...«

Während der Weise nachdenkt, handelt der Entschlossene. Und wer ist entschlossener als unser Aldaken? Keine fünf Minuten vergingen, da stobte er auf dem Reitpferd des Beis, im Fuchspelz gewärmt, durch die Schneewehen! »Woher hast du so einen Pelz? Wo hast du so ein Pferd aufgetrieben?« fragten ihn die Freunde. Aldaken blinzelte nur schalkhaft mit den Augen: »Das soll euch der Bei erzählen, der auf meinen löcherigen Tschapan erpicht war. Ich weiß nur eins: ›Besser ein Verstand so groß wie ein Knopf, als so groß sein wie ein Kamel.‹«