[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wie Aldar-Kosse den Teufel überlistete

Ob wahr oder erdacht, jedenfalls trieb der Teufel in der Steppe sein Unwesen, setzte den Menschen arg zu. Wo er auftauchte, geschah ein Unglück. Die Menschen ertrugen es geduldig. Sie fürchteten den Teufel. Sie dachten, keiner sei stärker und schlauer als er. Allah selbst kann mit ihm nicht fertig werden. Der Mensch erst recht nicht. Dem Teufel aber war das nur recht: »Einem fügsamen Kamel kann man leichter das Fell abziehen.« Ob alt, ob jung, ob zu Pferd oder zu Fuß, alle hielt der Teufel zum Besten. Aber auch für ihn kamen schlimme Zeiten. Wer nun wurde mit dem Teufel fertig? Höre zu, und du erfährst es. Der Teufel stöberte durch die Steppe. Am Ufer eines kleinen Flusses, dicht am Abhang, lag ein bartloser Mann. Gekleidet mit Hemd und Hose, barfuss, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Sah aus wie ein Toter, aber nein, von dem Geschnarche des Bartlosen bogen sich die Sträucher am Fluss wie im Wind. Umso besser, wenn du am Leben bist, wirst du gleich tot sein, der Teufel rieb sich grinsend die Pfoten. Auf Zehenspitzen schlich er an den Schlafenden heran und stürzte ihn vom Abhang. Plötzlich aber umklammerten zwei flinke Arme fester als ein Fangseil den Hals des Teufels, und er flog mit dem Schlafenden ins Wasser. »Lass mich los«, flehte der Teufel, »wir sind beide verloren!«

»Ich lasse dich los, wenn du mich aus dem Wasser trägst«, sagte der Bartlose. Lange strampelten sie so in der Untiefe, endlich musste der Teufel einsehen, dass er den starken Händen nicht entkam. So ergab er sich dem Menschen: Er trug den Bartlosen ans Ufer.

Sie verpusteten sich. Trockneten. Der Teufel sagte: »Diesmal hast du mich überlistet. Noch einmal wird es dir nicht gelingen. Wenn du willst, ziehen wir zu zweit durch die Welt, wollen sehen, wer findiger ist?«

»Wie es beliebt«, entgegnete der Bartlose. Diese Antwort hatte der Teufel nicht erwartet. »Hoffst du etwa, mich an Durchtriebenheit zu übertreffen? Weißt du überhaupt, wer ich bin? Ich bin der Teufel. Wer bist du schon?« Der Bartlose beschaute sich den Teufel, lachte und stimmte ein Liedchen an: Kein Fuchs ist so listig, wie du's bist, Schaitan.
Doch ich bin ein Mensch nur wie alle im Land,
kein Sultan, kein Bei, kein Schaitan und kein Khan.
Aldar-Kosse werd ich von allen genannt.
Nun zogen Aldar-Kosse und der Teufel also zusammen durch die Steppe. Sie gingen durch sechs Täler, über sechs Bergpässe, tranken Wasser aus sechs Brunnen. Am siebenten Brunnen auf einem Karawanenweg fanden sie einen Geldbeutel. Der Teufel: »Den habe ich gefunden!« Aldar: »Nein, ich!« Sie stritten. Der Teufel sprach: »Soll der Beutel dem Älteren von uns gehören.«

»Einverstanden«, willigte Aldar-Kosse ein. Der Teufel freute sich im Inneren: Sage dem Geld ade, Aldaken. Laut sprach er: »Ich wurde geboren, da war die Welt sieben Jahre alt!« Aldar-Kosse schlug die Hände zusammen und vergoss bittere Tränen. »O je, o je, so ein Unglück!« Der Teufel wurde stutzig: »Was für ein Unglück? Weshalb weinst du?«

»O je, Teufel, du hast mir mit deinen Worten ins Herz getroffen. Ich entsann mich meines älteren Söhnchens, es ist gestorben. Es war so alt wie du. Demnach seid ihr zur gleichen Zeit geboren.«

Weiterhin schluchzend, steckte sich Aldar-Kosse den Beutel an die Brust. Der Teufel riss nur die Augen auf. Doch wie man es dreht und wendet, Aldar-Kosse hatte recht: Wo hat es denn je so etwas gegeben, dass der Sohn älter als der Vater war. So gingen Aldar-Kosse und der Teufel ihres Weges. Der Tag war heiß, der Weg lang. Aldar wurde es überdrüssig, zu Fuß zu laufen. Wie wäre es, wenn ich auf dem Teufel ritte? kam es ihm in den Sinn. Will doch mal sehen, ob ich den Struppigen reinlegen kann. Und er sagte: »He, Teufel, wollen wir uns den langweiligen Weg nicht abkürzen?« Der Teufel ahnte nicht, was Aldar im Schilde führte: »Rede kein dummes Zeug, wie willst du ihn abkürzen?«

»Sehr einfach. Kennst du Lieder?«

»Kenne ich.«

»Nun Lass uns im Singen wetteifern. Zuerst singe ich, dann du. Wer das längere Lied singt, ist der Sieger.« Die Augen des Teufels sprühten Funken. »Gut ausgedacht, Aldar-Kosse. Ein Liedchen verkürzt jeden Weg. Beginne den Sängerwettstreit. Sei aber schon jetzt darauf gefasst, dass du verlierst: Kein Mensch vermag den Teufel zu übertönen.«

»Ich habe keine Angst vor dem Verlieren«, sagte Aldar-Kosse, »doch schlimm ist, dass ich beim Gehen nicht singen kann. Wollen wir es so halten: Solange ich singe, trägst du mich, wenn ich aufhöre, muss ich dich tragen. Einverstanden?«

»Einverstanden.«

Mit einem Satz sprang Aldaken dem Teufel auf den Nacken, machte es sich dort bequem und stimmte ein Lied an, so laut, dass es weit durch die Steppe hallte: »La-la-la-la-la-la!« Die Zeit verrann, die Sonne neigte sich zum Mittag, der Teufel trottete immer weiter, Aldar-Kosses Lied nahm kein Ende. »La-la-la-la...« Da riss dem Teufel die Geduld. »Nimmt dein ›Lalala‹ nicht endlich mal ein Ende, Aldar-Kosse?« krächzte er schnaufend. Aldar zu ihm: »Trag mich nur weiter, Teufel, sei nicht faul. Mein Lied ist lang. ›Lalala‹, das ist erst der Anfang. Nach dem ›Lalala‹ kommt das ›Lololo‹...« Und noch lauter schrie er: »Lo-lo-lo-lo-lo!...« So ritt Aldaken auf dem Rücken des Teufels von einem Ende zum anderen durch die weite Steppe.

Am Rand der Steppe war ein Feld, auf dem Feld stand ein Pflug. Aldar-Kosse sagte zum Teufel: »Wollen wir unsere Kräfte messen, wer ist stärker, du oder ich?«

»Es sei, aber wie?«

»Siehst du den Pflug dort? Du ziehst ihn nach vorn, ich ihn zurück. Wer zuerst schlapp wird, hat aufgegeben.« Aldar spannte den Teufel vor den Pflug ein. Der zog ihn, mühte sich, ließ die Zunge hängen, wischte den Schweiß mit den zottigen Pfoten ab, Aldar-Kosse lief indessen hinter den Pflug her, stemmte sich an den Griff und führte den Pflug durch die Furche. Ob gut oder schlecht, jedenfalls pflügte Aldaken das Feld mit dem Teufel. Schließlich wurde der Teufel so schlapp, dass er atemlos mit der Nase auf den Acker fiel. Aldar-Kosse spannte ihn aus und lachte: »Jetzt sehe ich, wie stark du bist. Ich bin überhaupt nicht müde. Könnte es noch mit zehn Teufeln aufnehmen.«

Auf dem umgepflügten Acker säten sie Weizen. Als der Weizen reifte, mähten und droschen sie ihn. Aldar-Kosse schüttete das Korn auf einen Haufen, das Stroh setzte er in Hocken. »Nun, Teufel, wähle, willst du einen kleinen oder großen Haufen?« sprach er. »Einen großen! Einen großen!« Mit diesen Worten warf sich der Teufel auf das Stroh. »Na gut, nimm einen großen.« Aldar verkaufte den Weizen, kaufte sich für den Erlös Kleider und Schuhe, der Teufel ging mit seinem Stroh leer aus.

Der Teufel wurde böse auf Aldar-Kosse. »Du hast mich hinters Licht geführt. Ich will mich mit dir schlagen« erklärte er seinem Gefährten. »Wenn du unbedingt willst, meinetwegen«, sprach Aldar-Kosse. »Aber eine Prügelei in der Steppe hat wenig Sinn, jemand sieht uns, bringt uns auseinander und versöhnt uns, und wir schlagen uns nicht zu Ende.« Sie gerieten an eine verlassene Erdhütte. Darin übernachteten sie. Am Morgen fragte Aldar-Kosse: »Womit wollen wir uns schlagen? Hier gibt es nur einen Peitschenstock und eine Riemenpeitsche. Nimm, was du willst.« Der Teufel nahm den Stock und dachte: Dieser Aldaken ist doch ein Dummkopf. Jetzt breche ich ihm die Rippen! Solange ich den Stock habe, kann er nichts gegen mich ausrichten.

Der Kampf begann. Der Teufel wollte gerade weit ausholen, da blieb der lange Stock in der Wand der Erdhütte stecken und rührte sich nicht vom Fleck. Aldar-Kosse warf sich auf den Teufel und schlug, was das Zeug hielt, auf den zottigen Rücken ein. Da warf der Teufel den Stock weg, wirbelte wie ein wild gewordenes Schaf durch die Erdhütte. »Nein, das geht nicht an!« schrie er. »Du hast mich wieder hinters Licht geführt. Tauschen wir die Waffen, lass uns in der Steppe schlagen!...« Sie gingen in die Weite. Der Teufel mit der Riemenpeitsche, Aldar mit dem Stock. Sie stürzten aufeinander los. Der Teufel aber hatte noch nicht mit der Peitsche ausgeholt, da zog ihm Aldaken eins über die Rippen, dass dem Teufel die Knie weich wurden...

Nie wieder zettelte der Teufel mit Aldar einen Streit oder eine Prügelei an. Er wurde friedlich, willfährig, gab in allem nach, redete seinem Gefährten nach dem Munde. Zorn aber hegte er Tag und Nacht gegen ihn. Nun entschloss er sich, ihm zum letzten Mal eine Falle zu stellen, wollte, indem er sich als dessen Freund ausgab, seinen Feind ins Verderben stürzen. Der Teufel: »Ich habe mir viele Streiche und Reden von dir gefallen lassen, hege gegen dich aber keinen Zorn in meinem Herzen, Aldaken. Du bist verwegen, gewitzt, hast ein frohes Gemüt, und dafür mag ich dich. Für dich würde ich alles tun, glaube dem Teufel. Lass uns für immer Freunde sein! Sage mir als Freund, ob es denn nichts auf der Welt gibt, was dich ins Grab bringen könnte, oder ist dir das ewige Leben geschenkt?« Aldar: »Kein Mensch ist ewig, Teufel. Auch ich muss einmal sterben. Von wessen Hand ich sterbe, weiß ich zwar, habe aber Bedenken, es dir anzuvertrauen. Das ist ein großes Geheimnis.« Der Teufel spitzte die Ohren. »Aldaken, meine Seele, schäme dich, mir zu misstrauen! Wo du mir doch teurer bist als ein leiblicher Bruder! Wenn ich weiß, was dir droht, werde ich dich wie meinen Augapfel hüten und schützen. Verberge dein Geheimnis nicht vor deinem treuen Freund.«

Lange sann Aldar-Kosse nach, dann winkte er mit der Hand: »Nun gut, komme, was da wolle, ich will dir alles freundschaftlich bekennen.« Dem Teufel flüsterte er ins Ohr: »Ich fürchte weder Pfeil noch Dolch, weder die Wolfszähne noch den Schlangenbiss, weder Teufelsstreiche noch den Zorn Allahs, ich fürchte frische Baursaki, die in Fett gekochten Teigknödel. Je fetter, desto gefährlicher! Sie bedeuten mein Ende.« Als der Teufel Aldars Geheimnis erfahren hatte, tanzte und hüpfte er vor Freude, stampfte mit den Hufen auf wie ein sattes Zicklein. »Jetzt mache ich reinen Tisch mit dir, Freundchen Aldaken«, frohlockte der Teufel. »Jetzt ist dein Leben in meinen Klauen!«

Nachts, als Aldar-Kosse auf dem Rastplatz schlief, stöberte der Teufel in diesem und in jenem Aul herum, stahl in den Jurten einen großen Sack Baursaki und trollte sich vor dem Morgengrauen zurück. Aldar-Kosse schnarchte seelenruhig am schwelenden Feuer. Der Teufel versetzte ihm einen Tritt und kreischte schrill: »Nimm Abschied vom Leben, bartloser Wicht! Jetzt räche ich mich für alles auf einmal! Siehst du den Sack dort? Darin steckt dein Tod!« Aldar zitterte am ganzen Körper, hielt sich mit den Händen den Kopf und verkroch sich im Gebüsch. »Teufel, vergib, erbarme dich!« Der Teufel: »Ich vergebe dir nichts, habe kein Erbarmen!« Und er bewarf Aldar mit Baursaki: »Da hast du! Da hast du!...« Aldaken fing die Baursaki auf, steckte eine nach der anderen in den Mund... In allem kannte Aldar sich aus und im Essen erst recht. Der Sack des Teufels leerte sich. Erleichtert atmete er auf und lief zum Busch, um nachzuschauen, was aus dem Feind geworden war.

Der Anblick machte ihn taumeln. Aldar saß mit gekreuzten Beinen im Gras unter dem Busch und stopfte sich die letzten Baursaki in den Mund. Vom Fett oder vor Wonne glänzte er wie ein Goldbarren. »Vielen Dank auch, Teufel, du hast mich vortrefflich bewirtet!« sagte er und wischte sich die Hand am Unterschenkel ab. »Habe lange nicht so gut gefrühstückt. Wie heißt doch das Sprichwort: ›Mit einem guten Freund ist der Mund voller Speck, mit einem schlechten die Nase in Blut.‹« Und er brach in lautes Gelächter aus.

Der Teufel heulte vor Ohnmacht und Wut, heulte und nahm Reißaus. Je schneller er fort sprang, desto lauter lachte Aldaken. Ja, und wer hätte sich an seiner Stelle das Lachen verhalten können? Seitdem spukten keine Teufel mehr in der Steppe herum. Sie waren für immer vertrieben. Die schlauen Buben hatten endlich eingesehen, dass der Mensch listiger, tapferer und klüger ist als alle. Nur im Märchen kommen jetzt noch Teufel vor.