[swahili, "Geschichte, Legende"]

Wer bekam die Schläue?

Bei der Erschaffung der Welt, als auf der Erde jene Eigenschaften verteilt wurden, die übrig geblieben waren, nachdem der Mensch mit allen Fertigkeiten und Talenten ausgestattet worden war, hob unter Tieren, Vögeln und Fischen ein Lärm an, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Alles ging drunter und drüber. Das Huhn nahm sich Flügel, ohne zu bedenken, dass es auch die Fähigkeit zum Fliegen besitzen müsse, und der Wolf griff sich kluge Füße, wobei er vergaß, dass auch ein kluger Kopf vonnöten war. Während die Tiere, die Vögel und die Fische herumsuchten, um herauszufinden, was wozu gehörte, blieb die Schläue unbeachtet liegen. Da kam der Mensch des Wegs und hob sie auf. Der Fuchs erriet zwar, was da dem Menschen zugefallen war, aber es war zu spät: Er konnte nur noch rasch an der Schläue riechen.

Die Tage vergingen. Tiere, Vögel und Fische - alle zogen ihres Wegs. Der Fisch war schon in den Fluss getaucht, da fiel ihm auf einmal die Schläue ein. Er hob seinen Kopf aus dem Wasser und rief: »He, ihr Vögel, wer hat eigentlich die Schläue bekommen?«

»Die hat der Mensch«, erwiderten die Vögel. Der Fisch fragte nicht weiter und schwamm von dannen. Da er sich aber auch nicht das Gedächtnis genommen hatte, vergaß er die Antwort sehr bald, schwamm ein Weilchen und fragte erneut: »He, Tiere, wer hat die Schläue bekommen?« Der Wolf erwiderte: »Der Mensch.«

»Das ist schön«, meinte der Fisch philosophisch, »dann braucht sich keiner zu grämen, dass sie uns versagt blieb.« Rannte der Fuchs vorbei und kicherte: »Was ist Schönes daran? Fortan wird der Mensch keinen in Frieden lassen, weder dich im Wasser noch uns auf dem Land.« Wolf und Fisch sperrten verblüfft ihre Mäuler auf. Da fing sie der Mensch. Der Fuchs aber hatte sich schon davongemacht.