[swahili, "Geschichte, Legende"]

Warum man Fremden nicht trauen soll

Eine Frau, die ihrem Mann davongelaufen war, hatte sich entschlossen, wieder zu ihm zurückzukehren. Auf ihrem Weg kam sie an einen Fluss, der über die Ufer getreten war. So, wie sie war, das Kind auf der Hüfte und den Korb auf dem Kopf, konnte sie nicht hindurch. Ein Mann, der auch ans andere Ufer wollte, war schon mitten im Fluss. Da rief die Frau ihm zu: »Schwager, warte doch und stütze mich, damit ich durch den Fluss komme!« Der Mann gab keine Antwort. Sie rief noch einmal: »Warte doch und nimm mir das Kind ab! Es ist ein schönes Mädchen und soll einmal deine Frau werden.« Weil die Frau nicht nachließ mit ihren Bitten, kehrte der Mann um, nahm ihr das Kind ab und trug es über das Wasser.

Am anderen Ufer trug er es weiter. Er ging voraus, und die Frau lief hinterher. Schließlich kamen sie zu dem Gehöft, in dem die Frau zu Hause war. Der Mann wollte ihr nun das Kind reichen, aber die Frau sagte: »Du hast mir so viel Gutes getan und willst jetzt an meinem Haus vorbeigehen? Komm mit hinein. Ich will dich meiner Mutter vorstellen.« Der Fremde war einverstanden. Die Frau kehrte das Haus, machte Feuer und fing an zu kochen.

Einige Zeit danach kam ihr Mann und sah, dass die Tür zum Haus der Frau offen stand. Verwundert fragte er: »Wer ist dort im Haus?« Da erzählte man ihm, dass seine Frau, die davongelaufen war, wiedergekommen sei. Sie habe ein Kind mitgebracht und ein Mann sei auch bei ihr. Er befahl: »Ruft den Mann und die Frau her!« Dabei dachte er, der Mann wäre ein Bruder seiner Frau, der sie zurückgebracht hätte. Nun wandte er sich an die Frau: »Woher kommst du mit dem Kind auf dem Arm?« Da erklärte sie: »Dies ist der Mann, der mich aufs Feld gelockt hat, und das hier ist sein Kind!«

Dem fremden Mann wurde ganz heiß, er wollte fliehen. Aber sie banden ihn, schlugen ihn mit Peitschen und brachten ihn zum König. Der König ließ ihn noch einmal schlagen und machte ihn dann zu seinem Sklaven. Der Tod ist barmherziger als das Leben.