[swahili, "Geschichte, Legende"]

Vom Topf, der auf dem Kopf festsitzt

Es war einmal ein Mann, der hatte zwei Frauen, die eine hieß Mbango, die andere Loko, und der Name des Mannes war Tanga. Loko liebte der Mann, aber Mbango konnte er nicht leiden. Tanga pflegte zu allen Versammlungen zu gehen, und weil er der Oberste in diesen Versammlungen war, erhielt er bei jeder Zusammenkunft die Abgaben. Was er bekommen hatte, brachte er nach Hause und gab es Loko. Loko kochte auch für ihn, und wenn er dann aß, gab er der armen Mbango nicht ein bisschen ab. Mbango aber sammelte die Knochen ein und legte sie auf den Hängeboden.

Als sie eine ganze Menge gesammelt und getrocknet hatte, holte sie die Knochen eines Tages herunter, stampfte sie ganz klein und tat allerlei Gewürze dazu, deren Duft man weithin riechen konnte. Dazu kochte sie auch noch Pisang, und als nun ihr Mann zur Versammlung gegangen war, aß sie mit ihrem Kind von dem Pisang und dem duftenden Knochengericht. Es blieb aber eine ganze Menge übrig, und so nahm sie das Essen und versteckte es auf dem Hängeboden. Dann ging sie aufs Feld. Ihrem Kind aber hatte sie zuvor aufgetragen, dem Vater, wenn er aus dem Versammlungshaus käme, nur Pisang zu essen zu geben, und sollte der Vater fragen: »Was duftet hier denn so gut?«, dann durfte es nichts von dem Knochengericht verraten.

Als Tanga nach Hause kam, wollte er essen. Das Kind gab ihm nur den Pisang, wie ihm seine Mutter aufgetragen hatte. Doch Tanga bemerkte den Duft, der vom Boden kam, und er fragte sein Kind: »Was hat denn deine Mutter noch gekocht, dass es hier so gut riecht?« Das Kind gab zur Antwort: »Mutter hat nichts weiter gekocht.« Als nun Tanga so dasaß, war sein Herz unzufrieden, weil er den guten Duft in der Nase spürte. Er holte eine Leiter, setzte sie an und stieg auf den Boden. Dort suchte er unter den Töpfen, fand auch den richtigen und brachte ihn mit herunter. Nun schöpfte er ein wenig mit dem Löffel und kostete, und das Knochengericht schmeckte ihm überaus gut. Da nahm er noch ein wenig, nahm und nahm und aß es schließlich ganz und gar auf. Als er alles aufgegessen hatte, wollte er sogar noch den Topf auslecken. Aber da glitt ihm der Topf auf den Kopf und saß auch gleich fest. Tanga lief nun mit dem Topf umher und stieß mit dem Kopf gegen den Pfosten des Hauses, dass es krachte, um den Topf zu zerbrechen. Aber der wollte nicht und sagte nur: »Kling-klang!« Da rannte Tanga auf die Straße zu einem großen Stein, der dort lag. Gegen den stieß er mehrere Male, aber der Topf tönte nur, als wollte er sagen: »Mein lieber Freund, wir trennen uns nicht mehr.« Da kehrte Mbango vom Feld zurück und fragte das Kind: »Was ist geschehen, dass der Topf deinem Vater auf dem Kopf sitzt?« Das Kind erzählte nun: »Du hattest mir aufgetragen, dem Vater nichts von dem Topf zu erzählen. Aber er stieg auf den Boden, suchte dort und fand ihn auch, weil das Essen so duftete. Er aß und machte sich dann daran, den Topf auszulecken. Da saß ihm der Topf plötzlich auf dem Kopf.« Mbango ging ins Haus, klopfte mit der Hand auf ihren Schenkel und sprach: »Du, Topf! So gewiss du auf diesem Schenkel gedreht wurdest, sollst du jetzt gleich von Tangas Kopf herunterkommen!« Und wirklich hob sich der Topf langsam von Tangas Kopf. Als Tanga merkte, dass er den Topf los war, packte er Mbango und schlug sie, schlug sie, schlug sie. Da schrie Mbango unter den Schlägen: »O weh, Topf! So gewiss ich dich gedreht habe, setz dich wieder auf Tangas Kopf!« Gleich stülpte sich der Topf wieder fest auf den Kopf des Mannes und bedeckte ihm sogar die Augen. Da hörte Tanga auf, Mbango zu schlagen. Mbango stand auf, und ohne zu zögern, verließ sie das Haus und kehrte zu ihrem Vater zurück. Bald hörte man, dass sie geschieden waren. Der Topf aber sitzt bis heute fest auf Tangas Kopf.