[swahili, "Geschichte, Legende"]

Hobeane

Hobeane war der Sohn von Hodi. Eines Tages sagte Hobeane zu seinen Eltern: »Wenn demnächst etwas Außergewöhnliches geschieht, so sollt ihr mich töten!« Und es geschah, dass Hobeane, der Sohn von Hodi, ein Kind hatte, und sein Vater und seine Mutter wussten nichts davon. Hobeane versteckte sein Kind in der Höhlung eines wilden Nussbaumes.

Hobeane hütete die Schafe seines Vaters und konnte deshalb seinem Kind Schafsmilch geben. Frühmorgens stand er auf und begab sich zu dem hohlen wilden Nussbaum. Der Name seines Kindes war: »Anstifter vieler Unruhen«. Hobeane stellte sich vor den Nussbaum und rief: »Anstifter vieler Unruhen! Schreie, damit man dich hört, Kind des hohlen Wildnussbaumes.« Und dann schrie das Kind und kam aus der Höhlung heraus. Hobeane gab ihm die Milch zu trinken und brachte seinen Sohn in den Baum zurück.

Die Eltern von Hobeane waren sehr verwundert und fragten einander: »Was macht unser Sohn nur mit der Milch, die er immer fort trägt?« Und sein Vater lauerte ihm auf und fand heraus, dass er einem Kind Milch zu trinken gab. Nachdem Hobeane weggegangen war, nahm der Vater das Kind und gab es zu Hause seiner Frau. Als Hobeane am Abend die Schafe nach Hause getrieben hatte, wollte er nach dem Kind sehen, fand es aber nicht mehr in der Höhlung. Da wurde er sehr unruhig und seine Eltern fragten ihn zu Hause am Herdfeuer: »Warum bist du so in Unruhe?« Er antwortete: »Ich werde vom Rauch gepeinigt.« Die Eltern bedeuteten ihm, sich auf einen anderen Platz zu setzen. Doch auch dort wurde es mit Hobeane nicht besser. Als sein Vater nun zu ihm sagte: »Wenn dich der Rauch so sehr plagt, musst du weggehen.« Als Hobeane aufstand, kam das Kind herbeigelaufen. Da freute sich Hobeane und sprach: »Anstifter vieler Unruhen! Schreie, damit man dich hört, Kind des hohlen Wildnussbaumes.« Und er hob das Kind auf und trug es davon. Hobeanes Eltern waren tief betrübt und sprachen zueinander: »Dieser Mann tat etwas Außergewöhnliches; noch nie hat ein Mensch ein Kind gehabt ohne eine Frau!« Und sie beratschlagten, wie sie ihn töten könnten. Sie gruben am Tor ein Loch, das als Falle dienen sollte. Doch am Abend sprangen die Schafe darüber hinweg und Hobeane, der das beobachtet hatte, sprang auch hinüber. Da versuchten die Eltern es mit einer anderen List. Sie gruben an der Herdstelle eine Fallgrube, genau an Hobeanes Platz. Als er am Abend kam, wollten sie ihn dort hinsetzen. Hobeane aber drängte seinen jüngeren Bruder dahin, so dass dieser in das Loch fiel. Und der Schmerz und der Kummer der Eltern nahmen zu. Sie dachten sich nun etwas anderes aus. Hobeanes Vater machte ein Grasbündel, nahm ein Schwert und versteckte sich darin.

Als Hobeane aufgefordert wurde, das Bündel zu holen, nahm er einen Speer mit. Als er vor dem Grasbündel stand, stach er mit dem Speer hinein. Schreiend lief das Grasbündel davon. Hobeane lachte und rief: »Meines Vaters Grasbündel reißt aus!« Der Schmerz der Eltern war sehr groß, aber von nun an ließen sie ihn in Ruhe und waren nur noch traurig.