[swahili, "Geschichte, Legende"]

Märchen aus tausend und einer Nacht Geschichte des Sidi Numan

Beherrscher der Gläubigen - fuhr Sidi Numan fort - ich spreche nicht von meiner Herkunft, denn sie ist nicht so glänzend, dass sie einige Erwähnung vor dir verdiente. Was die Güter des Glücks betrifft, so haben mir meine Vorfahren durch klugen Haushalt so viel hinterlassen, als ich nur wünschen konnte, um als rechtschaffener Mann leben zu können, ohne Ehrgeiz und ohne jemandem zur Last zu fallen.

Unter solchen Umständen war das einzige, was ich mir noch zur Vollendung meines Glücks wünschte, eine liebenswürdige Frau zu finden, der ich meine ganze Zärtlichkeit schenken könnte, und die mich ebenfalls von Herzen liebte und mein Glück mit mir teilte. Allein es hat Gott nicht gefallen, mir eine solche zu gewähren; im Gegenteil gab er mir eine, die gleich am Tage nach der Hochzeit anfing, meine Geduld auf solche Proben zu stellen, dass nur diejenigen, die ähnliche auszustehen gehabt haben, sich einen Begriff davon machen können.

Da man unserer Landessitte zufolge heiratet, ohne die Person, mit der man sich verbindet, zuvor gesehen oder kennengelernt zu haben, so wird es dir nicht unbekannt sein, dass ein Ehemann keine Ursache hat, sich zu beklagen, wenn die ihm zugefallene Frau nur nicht abschreckend hässlich oder missgestaltet ist, und wenn nur ihre guten Sitten, ihr Verstand und ihr Benehmen die kleinen körperlichen Unvollkommenheiten, die sie etwa haben mag, vergessen machen.

Als man mir nach den gewöhnlichen Zeremonien meine Frau ins Haus gebracht hatte und ich sie zum ersten Male mit entschleiertem Gesichte sah, so freute ich mich, dass ich in Beziehung auf ihre Schönheit nicht falsch berichtet worden war. Ich fand sie ganz nach meinem Geschmack und sie gefiel mir.

Am Tage nach der Vermählung trug man uns ein aus mehreren Gerichten bestehendes Mittagsmahl auf. Ich begab mich in das Zimmer, wo die Tafel gedeckt war, und da ich meine Frau dort nicht fand, so ließ ich sie rufen. Nachdem sie mich eine Zeitlang hatte warten lassen, kam sie endlich. Ich verbarg meine Ungeduld und wir setzten uns zu Tische. Ich begann mit dem Reis, den ich wie gewöhnlich mit einem Löffel aß. Meine Frau dagegen, statt wie andere Leute sich des Löffels zu bedienen, zog aus einem kleinen Besteck, das sie in der Tasche bei sich trug, eine Art Ohrlöffelchen heraus und fing an, damit Reis herauszunehmen, und ihn Körnchen für Körnchen denn mehr konnte sie nicht darin fassen - zum Munde zu führen.

Über diese Art zu essen erstaunt, sagte ich zu ihr: »Amine, - denn so hieß sie - hast du in deiner Familie den Reis auf die Art essen gelernt? Tust du es etwa, weil du keine große Esserin bist, oder willst du vielleicht die Körner zählen, um nicht das eine Mal mehr zu essen als das andere? Wenn du es aus Sparsamkeit tust, und um mich von Verschwendung abzuhalten, so hast du von dieser Seite nichts zu befürchten, und ich kann dich versichern, dass wir uns dadurch nie zugrunde richten werden. Wir haben, Gott sei Dank, genug, um behaglich leben zu können und uns das Nötige nicht versagen zu müssen. Tu dir deshalb keinen Zwang an, meine liebe Amine, und iss, wie du mich essen siehst.« Da ich ihr diese Vorstellungen im freundlichen Tone machte, so hoffte ich wenigstens eine artige Antwort zu erhalten; allein sie sprach keine Silbe, sondern fuhr fort, auf dieselbe Art zu essen, und um mich noch mehr zu ärgern, aß sie von dem Reis nur noch in langen Zwischenpausen, statt aber von den übrigen Speisen mit mir zu genießen, begnügte sie sich, von Zeit zu Zeit einige Brosamen zum Munde zu führen, etwa so viel, als ein Sperling aufgepickt haben würde.

Diese Hartnäckigkeit ärgerte mich; doch wollte ich das Beste von ihr glauben, und um sie zu entschuldigen, nahm ich an, sie sei vielleicht nicht gewöhnt, mit Männern zusammen zu speisen; am wenigsten mit einem Ehemann, in dessen Gegenwart man sie wohl gar eine Zurückhaltung gelehrt habe, die sie aus Einfalt zu weit treibe. Auch glaubte ich, sie habe vielleicht schon gefrühstückt, oder wolle nachher allein und ungestört noch etwas essen. Diese Betrachtungen hielten mich ab, ihr noch mehr zu sagen, was sie hätte einschüchtern können, oder mein Missvergnügen durch irgend ein Zeichen zu verraten. Nach der Mahlzeit verabschiedete ich mich von ihr ebenso freundlich, wie wenn sie mir nicht den mindesten Anlass zur Unzufriedenheit mit ihrem seltsamen Benehmen gegeben hätte, und ließ sie allein.

Beim Abendessen ging es wieder so, desgleichen am folgenden Tage, überhaupt, so oft wir miteinander speisten, betrug sie sich ganz wie das erste Mal. Ich sah wohl, dass eine Frau unmöglich von so wenig Speise leben konnte, als sie zu sich nahm, und dass irgend ein mir unbekanntes Geheimnis darunter stecken musste. Dies bewog mich zu dem Entschluss, mich zu verstellen. Ich tat, als ob ich auf ihre Handlungen gar nicht achtete, in der Hoffnung, sie würde sich mit der Zeit gewöhnen, so wie ich wünschte, mit mir zu leben. Allein meine Hoffnung war eitel, wie ich nur zu bald erfahren musste.

Eines Nachts, als Amine mich in festem Schlafe glaubte, stand sie ganz leise auf und ich bemerkte, wie sie sich mit großer Behutsamkeit ankleidete, um kein Geräusch zu machen und mich nicht zu wecken. Da ich nicht begreifen konnte, aus welcher Absicht sie sich so um den Schlaf brachte, so war ich neugierig, zu erfahren, was sie wohl beginnen würde, und stellte mich fortwährend als ob ich fest schliefe. Sie kleidete sich vollends an und ging darauf ganz leise aus dem Zimmer. Kaum war sie draußen, so stand ich auf, warf mir ein Kleid um und konnte gerade noch durch ein Fenster, das auf den Hof hinaus ging, sehen, dass sie die Türe nach der Straße hin öffnete und sich hinaus begab.

Sogleich eilte ich auch an die Tür, die sie halb offen gelassen, und folgte ihr im Mondschein nach, bis ich sie in einen Begräbnisplatz, der unweit von unserem Hause war, hinein gehen sah. Ich schwang mich auf eine Mauer, die an den Begräbnisplatz stieß, und nachdem ich mich gehörig vorgesehen hatte, dass mich niemand bemerken konnte, erblickte ich Aminen bei einer Gule.

Du weißt, o Herrscher, dass die Gulen beiderlei Geschlechts böse Geister sind, die auf den

Feldern umherschweifen. Sie bewohnen in der Regel alte verfallene Gebäude, von wo aus sie die Vorübergehenden überfallen, töten und ihr Fleisch verzehren. Können sie keine Lebenden erwischen, so gehen sie des Nachts auf Begräbnisplätze, wühlen dort Leichen auf und fressen ihr Fleisch.

Ich geriet in das größte Entsetzen, als ich meine Frau bei dieser Gule sah. Sie wühlten eine Leiche auf, die am selben Tage beerdigt worden war, und die Gule schnitt zu wiederholten Malen Fleisch davon ab, welches sie, auf dem Rande des Grabes sitzend, miteinander verzehrten. Sie unterhielten sich sehr ruhig, während dieses greulichen und unmenschlichen Mahles, allein ich war zu weit entfernt, um etwas von ihrem Gespräch verstehen zu können; ohne Zweifel war es ebenso seltsam, wie ihre Mahlzeit, an die ich noch immer nicht ohne Schauder zurückdenken kann.

Als sie das gräßliche Mahl vollendet hatten, warfen sie den Rest des Leichnams wieder in das Grab und füllten es mit der Erde, die sie zuvor aufgewühlt hatten, wieder auf. Ich ließ sie gewähren und eilte nach Hause zurück. Beim Hereintreten ließ ich die Tür nach der Straße zu halb offen, wie ich sie gefunden hatte, ging sodann auf ihr Schlafzimmer zurück, legte mich wieder nieder und tat, als ob ich schliefe.

Bald darauf kam auch Amine ganz leise zur Türe herein, kleidete sich aus und legte sich wieder nieder, voll Freude, wie es mir vorkam, dass alles so gut abgelaufen war und ich nichts bemerkt habe.

Der Gedanke an eine so unmenschliche und abscheuliche Handlung, wie ich eben mit eigenen Augen gesehen hatte, und mein Entsetzen vor derjenigen, die sie begangen hatte und jetzt zu meiner Seite lag, ließ mich lange nicht wieder einschlafen. Doch gelang es mir endlich; ich schlief aber so leicht, dass ich bei der ersten Stimme, die sich hören ließ, um zum öffentlichen Gebete bei Tagesanbruch zu rufen, wieder aufwachte. Ich kleidete mich an und begab mich in die Moschee.

Nach dem Gebet ging ich zur Stadt hinaus und brachte den Morgen mit Spaziergängen in den Gärten und mit Gedanken zu, wie ich wohl meine Frau zur Veränderung ihrer Lebensweise vermögen könnte. Die gewaltsamen Mittel, die mir einfielen, waren mir zuwider, und ich beschloss, nur auf dem Weg der Güte sie von ihrer unglücklichen Neigung abzubringen. Unter solchen Betrachtungen war ich unbemerkt wieder vor meine Wohnung gelangt, in die ich gerade zur Mittagsstunde wieder eintrat.

Sobald Amine mich erblickte, ließ sie das Essen auftragen und wir setzten uns zu Tische. Da ich sah, dass sie nach wie vor den Reis körnchenweise aß, so sagte ich mit aller nur erdenklichen Mäßigung zu ihr: »Du weißt, Amine, wie sehr ich mich am Tage nach unserer Hochzeit wundern musste, als ich dich nichts als Reis und zwar so wenig und auf eine solche Art und Weise essen sah, dass jeder andere Ehemann außer mir sich dadurch beleidigt gefühlt hätte. Du weißt auch, dass ich dir meinen Verdruss darüber bloß andeutete und dich bat, auch von den übrigen Speisen zu essen, dir immer auf die verschiedenartigste Weise zubereitet werden, damit sie womöglich deinem Geschmack zusagen möchten. Seit jener Zeit hast du unsere Tafel immer auf dieselbe Weise besetzt gesehen, nur mit einigen Abwechslungen in den Speisen, damit wir nicht immer das gleiche essen müssen. Meine Erinnerungen sind indessen fruchtlos geblieben, und bis auf den heutigen Tag hast du nicht aufgehört, fortwährend so zu handeln, und mir denselben Verdruss zu bereiten. Ich habe geschwiegen, weil ich dir keinen Zwang antun wollte, und es sollte mir leid tun, wenn das, was ich jetzt zu dir sage, dich im mindesten kränken würde; aber Amine, ich beschwöre dich, sage mir, ist das Fleisch, das man uns hier vorsetzt, denn nicht besser als Totenfleisch?«

Kaum hatte ich die letzten Worte gesprochen, als Amine, die sehr gut merkte, dass ich sie in der Nacht beobachtet haben musste, in eine Wut geriet, die alle Begriffe übersteigt. Ihr Gesicht wurde feuerrot, die Augen traten ihr fast aus dem Kopfe heraus, ihr Mund schäumte.

Dieser gräßliche Zustand, worin ich sie jetzt sah, erfüllte mich mit Entsetzen; ich war wie vom Donner gerührt und außerstande, mich gegen die schreckliche Bosheit zu schützen, die sie gegen mich im Schilde führte und worüber du staunen wirst. In der Hitze ihrer Aufwallung nahm sie ein Wassergefäß, das ihr gerade zur Hand war, tauchte ihre Finger hinein, murmelte einige Worte, die ich nicht verstand, zwischen den Zähnen, spritzte mir dann etwas von dem Wasser ins Gesicht und rief mir in wütendem Tone zu: »Elender, empfange die Strafe deiner Neugierde und werde ein Hund!« Kaum hatte Amine, die ich noch nicht als Zauberin kannte, diese teuflischen Worte ausgestoßen, als ich mich auf einmal in einen Hund verwandelt sah. Ich war über diese plötzliche und unerwartete Veränderung so erstaunt und überrascht, dass ich nicht daran dachte, alsbald auf meine Pflicht zu sinnen, und so hatte sie Zeit, einen Stock zu ergreifen und mich zu misshandeln. Sie prügelte mich so entsetzlich durch, dass ich nicht begreife, wie ich nicht tot auf dem Platze liegen blieb. Ich glaubte mich vor ihrer Wut retten zu können, wenn ich mich in den Hof flüchtete, allein sie verfolgte mich auch dahin, und so gewandt ich auch von einer Seite zur anderen schlüpfte, um ihren Schlägen auszuweichen, so war ich doch nicht flink genug, um mich ganz davor zu schützen, und ich musste ihre Hand noch schwer und grausam fühlen. Endlich wurde sie müde, mich zu schlagen und zu verfolgen, ärgerte sich aber nicht wenig, dass sie mich nicht hatte totschlagen können, und ersann ein neues Mittel, mich umzubringen. Sie öffnete nämlich die Türe nach der Straße zu ein wenig, um mich, wenn ich durchschlüpfen wollte, zu zerquetschen. So sehr ich nun auch zum Hunde geworden war, so merkte ich doch ihren verderblichen Plan, und da die Gefahr des Augenblicks manchmal unseren Verstand so schärft, dass wir uns dadurch retten können, so passte ich meine Zeit so gut ab, indem ich ihre ganze Haltung und Gebärden beobachtete, dass ich ihre Wachsamkeit täuschte und schnell hindurch schlüpfte, um ihre boshafte Absicht zu vereiteln. Ich kam auch wirklich ohne weiteren Schaden davon, außer dass mir das Ende meines Schwanzes etwas eingeklemmt wurde.

Vor Schmerz darüber schrie und bellte ich die ganze Straße entlang, wodurch ich mir einige andere Hunde auf den Hals zog, die mich bissen. Um ihren Verfolgungen zu entgehen, flüchtete ich mich in den Laden eines Mannes, der gekochte Hammelköpfe, Zungen und Füße verkaufte. Der Mann nahm sogleich voll Mitleid meine Partei und jagte die Hunde weg, die mich verfolgten und in sein Haus eindringen wollten. Ich selbst versteckte mich in einem Winkel, wo sie mich nicht mehr sehen konnten. Indes fand ich auch hier den gehofften Schutz und Zufluchtsort nicht, Der Mann war nämlich einer von jenen frommen Leuten, die, weil die Hunde unrein sind, nicht genug Wasser und Seife bekommen zu können glauben, um ihre Kleider zu waschen, sobald nur ein Hund im Vorbeistreifen sie berührt hat. Nachdem also die Hunde, die mich verfolgten, wieder weggesprungen waren, bot er zu wiederholten Malen alles auf, um mich noch an demselben Tage aus dem Hause zu schaffen; allein ich hatte mich versteckt, so dass er mir nicht beikommen konnte. So brachte ich denn wider seinen Willen die Nacht in seinem Laden zu und ich bedurfte dieser Ruhe auch, um mich von der schlechten Behandlung, die Amine mir angetan, zu erholen. Um meinen Herrn und König nicht mit der Erzählung unbedeutender Dinge zu langweilen, will ich von den traurigen Betrachtungen schweigen, die ich damals über meine Verwandlung anstellte; nur so viel muss ich bemerken, dass ich am anderen Tage, als mein Wirt, der in aller Frühe auf frischen Einkauf ausgegangen war, mit Hammelköpfen, Zungen und Füßen beladen zurückkam, seinen Laden öffnete und die Waren auslegte, aus meinem Winkel hervorkroch, und da ich mehrere Hunde aus der Nachbarschaft, die der Fleischgeruch herbeigelockt, um seinen Laden herum versammelt sah, in der Hoffnung, er werde ihnen etwas zuwerfen, so mischte ich mich unter sie und nahm eine bittende Stellung an. Mein Wirt schien Rücksicht darauf zu nehmen, dass ich in seinem Hause noch nichts bekommen hatte, und zeichnete mich dadurch aus, dass er mir öfter und größere Stücke zuwarf, als den anderen Hunden. Als er seine müde Hand wieder geschlossen hatte, wollte ich in seinen Laden zurückgehen; ich wedelte freundlich mit dem Schwanze und sah ihn mit bittenden Blicken an, gleich als wollte ich ihn anflehen, dass er mir diese Vergünstigung noch einmal gewähren sollte; allein er war unbeugsam und widersetzte sich meiner Absicht mit dem Stock in der Hand und einem so unbarmherzigen Gesichte, dass ich genötigt war, mich davonzumachen. Einige Häuser weiter blieb ich vor dem Laden eines Bäckers stehen, der mir ganz das Widerspiel von dem sauertöpfischen Hammelkopfverkäufer und ein heiterer, gutgelaunter Mann zu sein schien, wie er es auch wirklich war. Er frühstückte eben, und obwohl ich noch durch nichts einen Hunger verraten hatte, so warf er mir dennoch ein Stück Brot zu. Ich fiel nicht gierig darüber her, wie andere Hunde, sondern machte mit dem Kopf ein Zeichen gegen ihn und wedelte mit dem Schwanze, als wollte ich ihm meine Erkenntlichkeit bezeigen. Diese Art von Höflichkeit gefiel ihm und er lächelte. Ich hatte zwar keinen Hunger, nahm aber doch, ihm zu gefallen, das Stück Brot und aß es recht langsam, um ihm bemerklich zu machen, dass ich es nur Ehren halber tue. Er bemerkte dies alles und war so gefällig, mich in der Nähe seines Ladens zu dulden. Ich blieb also sitzen und war mit dem Kopf gegen die Straße gekehrt, um ihm anzudeuten, dass ich für jetzt nur um seinen Schutz bitte.

Er bewilligte mir dies nicht bloß, sondern streichelte mich auch und machte mir dadurch Mut, ins Haus zu treten. Ich tat es auf eine Art, die ihm andeutete, dass ich es bloß mit seiner Erlaubnis tue. Er nahm es nicht übel, sondern wies mir sogar eine Stelle an, wo ich mich hinlegen konnte, ohne ihm im Wege zu sein; ich nahm sogleich Besitz von diesem Platze und behielt ihn auch, solange ich in seinem Hause war.

Ich wurde hier immer sehr gut behandelt, und von jedem Frühstück, Mittag- und Abendessen bekam ich meinen hinreichenden Anteil; dagegen bezeigte ich ihm aber auch alle mögliche Anhänglichkeit und Treue, die er von meiner Dankbarkeit nur verlangen konnte.

Meine Augen waren fortwährend auf ihn gerichtet und er tat keinen Schritt in seinem Hause, ohne dass ich ihm auf der Ferse folgte. Ebenso machte ich's, wenn er Zeit hatte, in die Stadt zu gehen und seine Geschäfte zu besorgen. Ich war darin um so pünktlicher, als ich bemerkt hatte, dass meine Aufmerksamkeit ihm gefiel, und er nur oft, wenn er ausgehen wollte, ohne dass ich es bemerken konnte, mit dem Namen Rotbacke rief, den er mir gegeben hatte.

Bei diesem Rufe fuhr ich jedes Mal schnell auf und nach der Straße hinaus, wo ich lustige Sprünge machte und vor der Türe hin und her lief. Diese Freudenbezeugungen hörten erst auf, wenn er herausgekommen war, und dann begleitete ich ihn treulich, indem ich vor und hinter ihm hersprang und ihn von Zeit zu Zeit ansah, um meine Freude zu bezeugen.

Ich war schon einige Zeit in diesem Hause, als eines Tages eine Frau kam, um Brot zu kaufen. Sie bezahlte meinen Wirt, gab ihm aber unter anderem gutem Gelde auch ein falsches Stück. Der Bäcker merkte es, gab es zurück und verlangte dafür ein anderes.

Die Frau weigerte sich, es wieder zu nehmen, und behauptete, es sei gut. Mein Wirt bestand auf dem Gegenteil und sagte im Wortwechsel unter anderem: »Dieses Stück ist so augenscheinlich falsch, dass ich überzeugt bin; mein Hund, der doch nur ein unvernünftiges Tier ist, würde sich nicht dadurch täuschen lassen. Komm her, Rotbacke!« fuhr er fort, mich beim Namen rufend. Auf seinen Ruf sprang ich behend auf den Zähltisch; der Bäcker warf die Geldstücke vor mich hin und sagte: »Sieh einmal, ob nicht ein falsches Stück darunter ist.« Ich sah alle Stücke an, legte dann die Pfote auf das falsche und schob es beiseite, indem ich meinen Herrn anblickte, als wollte ich es ihm zeigen.

Der Bäcker, der sich bloß scherzweise auf mein Urteil berufen hatte, war über die Maßen erstaunt, als er sah, dass ich ohne allen Umstand das Wahre traf. Auch die Frau war jetzt von der Falschheit dieses Geldstücks überzeugt, sie wusste nichts mehr einzuwenden und gab dafür ein anderes gutes. Als sie fort war, rief mein Herr seine Nachbarn zusammen, erzählte ihnen, was geschehen war, und pries in den übertriebensten Ausdrücken meinen Verstand.

Die Nachbarn wollten sich selbst davon überzeugen und legten mir eine Menge falscher Münzen unter gute gemischt vor, allein jedes Mal legte ich auf die falschen meine Pfote und schied sie von den guten ab.

Auch die Frau ihrerseits ermangelte nicht, allen ihren Bekannten, denen sie unterwegs begegnete, zu erzählen, was sie soeben erlebt hatte. So verbreitete sich in kurzer Zeit das Gerücht von meiner Geschicklichkeit im Erkennen des falschen Geldes nicht bloß in der Nachbarschaft, sondern sogar im ganzen Stadtviertel, ja zuletzt allmählich in der ganzen Stadt.

Es fehlte mir nun den ganzen Tag über nicht an Beschäftigung. Ich musste allen denen, die bei meinem Herrn Brot kauften, aufwerten und meine Künste zeigen. Dies lockte nun alle Welt herbei und aus den entferntesten Stadtvierteln kamen die Leute, um meine Geschicklichkeit zu erproben; ja mein Ruf verschaffte meinem Herrn so viel Kunden, dass er sie kaum befriedigen konnte. Dies dauerte lange Zeit, und mein Herr konnte nicht umhin, seinen Nachbarn und Freunden zu gestehen, dass ich ein wahrer Schatz für ihn sei.

Indes brachte ihm mein bisschen Geschicklichkeit auch viele Neider auf den Hals. Man stellte mir nach, um mich ihm zu rauben, und er musste beständig ein wachsames Auge auf mich haben. Eines Tages kam ein Frau, wie die anderen durch den Reiz der Neuheit herbeigelockt, und kaufte Brot. Mein gewöhnlicher Platz war auf dem Zähltisch; sie warf mir sechs Geldstücke zu, worunter auch ein falsches. Ich suchte es unter den übrigen heraus, legte die Pfote auf das falsche Geldstück und sah sie dabei an, als wollte ich fragen, ob dies nicht das rechte sei.

»Ja«, sagte die Frau, indem sie mich ebenfalls ansah, »es ist das falsche; du hast dich nicht geirrt.« Sie betrachtete mich dann fortwährend mit großer Bewunderung, und ich sah sie ebenfalls an. Endlich bezahlte sie das Brot, das sie gekauft hatte, und bevor sie fortging, gab sie mir, ohne dass der Bäcker es merkte, einen Wink, mitzukommen.

Ich hatte stets auf Mittel gedacht, eine so seltsame Verwandlung, wie die meinige, wieder los zu werden; auch war mir die Aufmerksamkeit nicht entgangen, womit mich diese Frau betrachtete. Deshalb dachte ich, sie habe vielleicht etwas von meinem Missgeschick und unglücklichen Zustand gemerkt, und darin täuschte ich mich nicht. Gleichwohl ließ ich sie fortgehen und begnügte mich, sie anzusehen. Nachdem sie indes zwei oder drei Schritte gegangen war, drehte sie sich um, und da sie sah, dass ich ihr beständig nachblickte, ohne mich von der Stelle zu rühren. winkte sie mir zum zweiten Mal, ihr zu folgen.

Jetzt schwankte ich nicht länger, und da ich bemerkte, dass der Bäcker eben damit beschäftigt war, seinen Backofen für ein neues Gebäck zu reinigen, und dass er nicht auf mich achtete, so sprang ich vom Zähltisch herab und lief hinter der Frau drein, die darüber sehr erfreut zu sein schien.

Nachdem sie eine Strecke gegangen war, kam sie bei ihrem Hause an, öffnete die Türe desselben, ging hinein und sagte, indem sie die Türe noch immer offen stehen ließ, zu mir: »Komm nur herein, es wird dich nicht gereuen, dass du mir gefolgt bist.« Als ich drin war und sie die Türe wieder verschlossen hatte, führte sie mich auf ihr Zimmer, wo ich ein junges Mädchen von seltener Schönheit dasitzen und sticken sah. Es war die Tochter der mildtätigen Frau, die mich mitgenommen hatte, und, wie ich bald merkte, in der Zauberkunst sehr geschickt und erfahren.

»Meine Tochter«, sagte die Mutter zu ihr, »ich bringe dir hier den berühmten Hund des Bäckers, der das falsche Geld so gut von dem echten zu unterscheiden weiß. Du wirst dich erinnern, welche Ansicht ich gleich im Anfang, als das Gerücht sich verbreitete, aussprach, dass es nämlich vielleicht ein Mensch sei, der durch irgend eine Bosheit in einen Hund verwandelt worden. Heute fiel es mir ein, zu dem Bäcker zu gehen und Brot bei ihm zu kaufen. Ich überzeugte mich von der Wahrheit des Gerüchts, und es gelang mir, diesen seltenen Hund, den Gegenstand der Bewunderung von ganz Bagdad, hierher zu locken. Was sagst du dazu, liebe Tochter? Sollte ich mich in meiner Vermutung etwa getäuscht haben?«

»Du hast dich nicht getäuscht, liebe Mutter«, antwortete die Tochter, »und ich werde es dir sogleich beweisen.«

Das Mädchen stand auf, nahm ein Wassergefäß, tauchte die Hand hinein, bespritzte mich mit dem Wasser und sagte: »Wenn du von Geburt ein Hund bist, so bleibe Hund; bist du aber von Geburt ein Mensch, so nimm kraft dieses Wassers wieder menschliche Gestalt an.« Augenblicklich war nun der Zauber gelöst, ich verlor die Gestalt eines Hundes und wurde wieder Mensch, wie zuvor.

Durchdrungen von der Größe dieser Wohltat warf ich mich dem Mädchen zu Füßen, küsste den Saum ihres Kleides und sagte dann zu ihr: »Meine teure Befreierin, ich fühle in der tiefsten Tiefe meines Herzens deine unendliche und beispiellose Güte gegen einen Unbekannten, wie ich, und bitte dich nun, mir selbst zu sagen, was ich für dich tun kann, um meine Dankbarkeit auf eine würdige Weise an den Tag zu legen; oder vielmehr, verfüge über mich wie über einen Sklaven, der dir von Rechts wegen zugehört. Ich gehöre nicht mehr mir an, sondern dir, und damit du denjenigen, den du dir zum Eigentum erworben, näher kennen lernst, will ich dir mit wenigen Worten meine Geschichte erzählen.«

Ich sagte ihr hierauf, wer ich sei, erzählte von meiner Vermählung mit Amine, von meiner Gefälligkeit und Geduld, womit ich ihre Launen ertragen, von ihrer seltsamen Lebensweise und von der Schändlichkeit, womit sie mich aus unbegreiflicher Bosheit mißhandelt habe. Zu guter Letzt dankte ich auch ihrer Mutter für das unaussprechliche Glück, das sie mir verschafft habe.

»Sidi Numan«, sagte die Tochter zu mir, »lass uns nicht mehr von der Verbindlichkeit sprechen, die du gegen mich zu haben glaubst. Das Bewusstsein, einem anständigen Manne, wie du bist, einen Dienst erwiesen zu haben, ist mir lieber, als alle Danksagungen. lass uns lieber jetzt von Amine, deiner Frau, sprechen. Ich habe sie noch vor deiner Vermählung mit ihr gekannt, und wie ich wusste, dass sie eine Zauberin war, so war auch ihr nicht unbekannt, dass ich ebenfalls etwas von dieser Kunst verstand; denn wir hatten bei einer und derselben Lehrerin Unterricht genommen. Wir trafen uns oft im Bade; da aber unsere Gemütsarten nicht zusammenpassten, so vermied ich geflissentlich jede Gelegenheit, mit ihr in Berührung zu kommen, was mir um so leichter gelang, da sie aus demselben Grunde nichts mit mir zu tun haben wollte; auch wundere ich mich gar nicht über ihre Bosheit. Um indes wieder auf dich zurückzukommen, so ist das, was ich soeben für dich getan habe, noch lange nicht genug: Ich will auch vollenden, was ich angefangen. Ich begnüge mich keineswegs damit, den Zauber, wodurch sie dich auf eine so garstige Art aus der menschlichen Gesellschaft gestoßen hat, zu brechen: Du musst ihr auch die verdiente Züchtigung auflegen, indem du in dein Haus zurückkehrst und die dir gebührende Würde wieder geltend machst, wozu ich dir Mittel und Weg an die Hand geben will. Unterhalte dich jetzt einen Augenblick mit meiner Mutter, ich bin sogleich wieder da.«

Meine Befreierin ging jetzt in ein Nebengemach, und solange sie darin verweilte, hatte ich Zeit, der Mutter nochmals meine unendliche Verpflichtung, sowohl gegen sie als ihre Tochter, auszudrücken. »Meine Tochter«, sagte sie zu mir, »ist, wie du siehst, in der Zauberkunst nicht minder erfahren, als Amine; allein sie macht einen so guten Gebrauch davon, dass du dich wundem würdest, wenn du erführest, wie viel Gutes sie vermöge dieser ihrer Wissenschaft schon getan hat und täglich noch tut. Deshalb habe ich ihr nie etwas in den Weg gelegt und tue es auch jetzt nicht. Ich würde es übrigens nicht zulassen, wenn ich bemerkte, dass sie ihre Kenntnis im mindesten missbrauchte.«

Die Mutter hatte soeben angefangen, mir eine dieser Wundertaten, die sie mit eigenen Augen gesehen, zu erzählen, als ihre Tochter mit einer kleinen Flasche in der Hand zurückkam. »Sidi Numan«, sagte sie zu mir. »ich habe soeben meine Bücher um Rat gefragt und daraus ersehen, dass Amine in diesem Augenblick nicht zu Haus ist, aber in Bälde zurückkommen muss. Sie sagen mir ferner, die Heuchlerin stelle sich vor deinen Bedienten, als ob sie über deine Abwesenheit in großer Unruhe wäre, und sie habe ihnen weisgemacht, als sie mit dir zu Mittag speiste, sei dir plötzlich ein Geschäft eingefallen, das dich genötigt habe, unverzüglich auszugehen; du habest beim Ausgehen die Türe offen gelassen und dann sei ein Hund hereingekommen und bis in den Speisesaal gelaufen, von wo sie ihn mit Stockschlägen habe wegjagen müssen.«

»Kehre also, ohne Zeit zu verlieren, mit diesem kleinen Fläschchen, das ich dir hiermit übergebe, in dein Haus zurück. Wenn man dir geöffnet haben wird, so warte in deinem Zimmer, bis Amine zurückkommt; sie wird nicht lange ausbleiben. Sobald sie kommt, gehe ihr in den Hof hinab entgegen und stelle dich ihr Stirn gegen Stirn gegenüber. Sie wird durch dieses unerwartete Wiedersehen so bestürzt sein, dass sie dir den Rücken kehren wird, um die Flucht zu ergreifen. Dann aber spritze du einiges Wasser aus diesem Fläschchen, das du in Bereitschaft halten musst, auf sie hin und sprich dreist die Worte: Empfange hiermit die Strafe für deine Bosheit. Mehr brauche ich dir nicht zu sagen, du wirst die Wirkung schon sehen.«

Nach diesen mir unvergesslichen Worten meiner Wohltäterin verabschiedete ich mich, da ich hier nichts mehr zu tun hatte, von ihr und ihrer Mutter mit den Ausdrücken der innigsten Dankbarkeit und mit der aufrichtigen Versicherung, dass ich meiner Verpflichtung gegen sie ewig eingedenk sein würde und kehrte sodann nach meiner Wohnung zurück.

Alles ging so, wie die junge Zauberin mir vorausgesagt hatte. Amine blieb nicht lange aus, und als sie im Hofe war, trat ich ihr mit dem Wasser in der Hand entgegen, um sie damit zu bespritzen. Sie stieß einen lauten Schrei aus und wollte sich schnell nach der Türe umdrehen, allein ich bespritzte sie mit dem Wasser und sprach die Worte, weiche mich die Zauberin gelehrt hatte, und in diesem Augenblick wurde sie in eine Stute verwandelt, in dieselbe, die du gestern sahst.

Ich fasste sie in ihrem Schrecken sogleich an der Mähne und zog sie trotz ihres Sträubens in einen Stall; hier warf ich ihr ein Halfter über, und nachdem ich sie unter bitteren Vorwürfen über ihre abscheuliche Bosheit angebunden, züchtigte ich sie mit Peitschenhieben so lange, bis ich vor Müdigkeit aufhören musste, nahm mir aber dabei vor, tagtäglich diese Probe mit ihr zu wiederholen.

Beherrscher der Gläubigen, fuhr Sidi Numan fort, indem er seine Erzählung Schloss, ich wage zu hoffen, dass du mein Benehmen nicht missbilligen, sondern einsehen wirst, dass eine so boshafte und verderbliche Frau immer noch mit weit mehr Nachsicht behandelt worden ist, als sie verdient.

Als der Kalif sah, dass Sidi Numan nichts mehr hinzuzufügen hatte, sprach er zu ihm: »Deine Geschichte ist sehr seltsam, und die Bosheit deiner Frau lässt keine Entschuldigung zu. Auch verdamme ich nicht durchaus die Züchtigung, womit du sie belegt hast; indes wünsche ich, dass du wohl überlegest, welche Pein es für sie ist, zum Tiere erniedrigt worden zu sein, und dass du dich begnügest, sie in diesem Zustande büßen zu lassen. Ich würde dir sogar befehlen, dich an die junge Zauberin, welche diese Verwandlung hervorgebracht hat, zu wenden, und sie zur Lösung dieses Zaubers zu veranlassen, wenn mir nicht die Halsstarrigkeit und unverbesserliche Verstocktheit solcher Zauberer und Zauberinnen, die ihre Kunst missbrauchen, bekannt wäre, und ich nicht fürchten müsste, sie möchte sich noch grausamer an dir rächen, als das erste Mal.«

Der Kalif, der von Natur sanft und mitleidig gegen die Unglücklichen war, selbst wenn sie ihr Elend verschuldet hatten, wandte sich, nachdem er Sidi Numan seine Willensmeinung erklärt, nunmehr an den dritten Mann, den der Großvezier Djafar hatte kommen lassen. »Chogia Hasan«, sprach er zu ihm, »als ich gestern an deinem Hause vorüberkam, fand ich es so prächtig, dass ich neugierig wurde, wem es gehörte. Ich erfuhr, du habest es erbauen lassen, nachdem du zuvor ein Gewerbe getrieben, das dich kaum notdürftig ernährte. Auch sagte man mir, du erhebest dich der Reichtümer, die dir Gott geschenkt, nicht, sondern machest einen guten Gebrauch davon, und deine Nachbarn wissen sehr viel Gutes von dir zu erzählen.«

»Dies alles«, fuhr der Kalif fort, »hat mir viel Vergnügen gemacht, und ich bin überzeugt, dass die Mittel und Wege, auf denen es der Vorsehung gefallen hat, dir ihre Gaben zufließen zu lassen, ganz außerordentlicher Art sein müssen. Ich wünschte sie aus deinem eigenen Munde zu erfahren, und habe dich kommen lassen, damit du mir dieses Vergnügen bereiten sollst. Erzähle mir alles aufrichtig, damit ich mich mit um so mehr Sachkenntnis deines Glückes freuen kann, woran ich von Herzen teilnehme. Auf dass dir meine Neugierde aber nicht verdächtig sei, und damit du nicht glaubst, es könnten eigennützige Triebfedern mit ins Spiel kommen, so erkläre ich dir hiermit, dass ich durchaus keinen Anspruch auf deine Reichtümer mache, sondern dir vielmehr meinen Schutz bewillige, um sie in ungestörter Sicherheit genießen zu können.«

Auf diese Versicherung des Kalifen warf sich Chogia Hasan vor seinem Throne nieder, berührte mit der Stirne den Teppich, der darüber gebreitet war, und begann dann, nachdem er wieder aufgestanden, also: »Beherrscher der Gläubigen! Jeder andere, der sein Gewissen nicht so rein und unbefleckt fühlte, als ich es fühle, hätte beim Empfang des Befehles, vor deinem Throne zu erscheinen, erschrecken können. Da ich aber niemals gegen andere Gesinnungen, als die der Ehrfurcht und Ehrerbietung, gehegt und nie etwas gegen den dir schuldigen Gehorsam, noch gegen die Gesetze begangen habe, was mir deinen Unwillen hätte zuziehen können, so hatte ich bloß die einzige Besorgnis, ich möchte den Glanz deiner Herrlichkeit nicht zu ertragen vermögen. Indessen ist es ja bekannt, dass du selbst den Geringsten deiner Untertanen huldreich und gnädig aufnimmst und anhörst; eben dies beruhigte mich und ich zweifelte nicht, dass du auch mir den Mut und die nötige Zuversicht einflößen würdest. um dir die verlangte Auskunft zu geben.

»Dieses, o Beherrscher der Gläubigen, hast du soeben getan, indem du mir deinen mächtigen Schutz zusichertest, ohne dass ich weiß, womit ich ihn verdient habe. Gleichwohl hoffe ich, dass du in deiner günstigen Stimmung gegen mich bestärkt werden wirst, wenn ich, um deinem Befehle zu genügen, dir mein Abenteuer erzählt haben werde.«

Nach dieser höflichen Anrede, wodurch er sich des Wohlwollens und der Aufmerksamkeit des Kalifen versichern wollte, und nachdem er sich noch einige Augenblicke das, was er zu sagen hatte, in sein Gedächtnis. zurückgerufen, ergriff Chogia Hasan das Wort und sprach folgendermaßen: Geschichte des Chogia Hasan Alhabbal