[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Weisen von Gotham

Wie einer Schafe kaufte

Es waren einmal zwei Männer von Gotham, und einer von ihnen ging nach Nottingham zum Markt, um Schafe zu kaufen, und der andere kam vom Markt, und die beiden trafen auf der Brücke von Nottingham zusammen. »Wohin gehst du?« sagte der eine, der von Nottingham kam. - »Herrje«, sagte der andere, der nach Nottingham ging, »ich gehe Schafe kaufen.«

»Schafe kaufen?« sagte der erste, »und auf welchem Weg willst du sie heimbringen?« »Herrje«, sagte der andere, »ich werde sie über diese Brücke heimbringen.«

»Bei Robin Hood«, sagte der, der von Nottingham kam, »das sollst du nicht!«

»Bei der Jungfer Marian«, sagte der, der zum Markt ging, »das werde ich aber.«

»Das wirst du nicht«, sagte der eine. »Das werde ich«, sagte der andere. Dann stießen sie ihre Krummstäbe gegen den Boden, einer dem andern gegenüber, als wären da hundert Schafe zwischen ihnen. »Halt ein«, sagte der eine, »pass auf, sonst springen meine Schafe über die Brücke hinunter.«

»Das kümmert mich nicht«, sagte der andere, »sie sollen hier nicht durchkommen.«

»Das sollen sie doch«, sagte der andre. Dann sagte der erste: »Und wenn du dich weiter so aufführst, stopf ich dir meine Faust ins Maul.«

»Wirst du das?« sagte der andere.

Nun, während sie so beim Streiten waren, kam ein anderer Mann von Gotham vom Markt daher, der hatte einen Sack Mehl auf dem Pferd. Als er sah und hörte, wie seine Nachbarn sich um Schafe zankten, obwohl gar keine bei ihnen waren, sagte er: »He, ihr Narren! Werdet ihr je gescheit werden? Helft mir und legt mir den Sack auf die Schultern.« Das taten sie, und er ging zum Brückenrand, machte den Sack auf und schüttete all sein Mehl in den Fluss hinunter. »Na, Nachbarn«, sagte er, »wie viel Mehl ist in meinem Sack hier?«

»Herrje«, sagten sie, »da ist gar keines drin.«

»Nun, meiner Treu«, sagte er, »gerade soviel, wie Verstand in euren beiden Köpfen ist, wenn ihr ein Gezänk anfangt über etwas, das ihr gar nicht habt.«

Urteilt selbst, welcher der Klügste war unter diesen drei Leuten.

Wie sie einen Kuckuck umzäunten

Einmal wollten die Männer von Gotham den Kuckuck festhalten, damit er das ganze Jahr über singe, und sie legten in der Mitte ihrer Stadt eine kreisrunde Hecke an und besorgten einen Kuckuck und setzten ihn hinein und sagten zu ihm: »Sing hier nun das ganze Jahr über, sonst bekommst du weder Fleisch noch Wasser.« Sobald der Kuckuck sah, dass er in der Hecke war, flog er davon. »Verdammt soll er sein«, sagten sie. »Wir haben unsere Hecke nicht hoch genug gemacht.«

Wie einer Käse aussandte

Da war in Gotham ein Mann, der ging zum Markt nach Nottingham, um Käse zu verkaufen. Und als er den Hügel zur Brücke von Nottingham hinunterging, fiel ihm ein Käse aus dem Ranzen und rollte den Hügel hinab. »Aha, alter Knabe«, sagte der Kerl aus Gotham, »kannst du allein zum Markt laufen? Ich will dir einen nach dem andern hinterherschicken.« Dann legte er seinen Ranzen ab und nahm die Käse heraus und ließ sie den Hügel hinabrollen. Einige rollten in den einen Busch und einige in einen anderen. »Ich verlange von euch allen, dass ihr mich beim Marktplatz trefft!«

Und als der Kerl zum Markt kam, um seine Käse zu treffen, wartete er da, bis der Markt fast vorüber war. Dann ging er hierhin und dorthin und fragte bei seinen Freunden und Nachbarn an und bei anderen Leuten auch, ob sie gesehen hätten, dass seine Käse zum Markt gekommen seien. »Wer sollte sie herbringen?« sagte einer von den Marktleuten. »Herrje, sie sich selbst«, sagte der Kerl. »Sie kennen den Weg gut genug.« Er sagte: »Verdammt sollen sie sein. Als ich sie so schnell laufen sah, habe ich befürchtet, dass sie über den Markt hinauslaufen würden. Ich bin jetzt ganz überzeugt, dass sie nun schon fast in York sein müssen.«

Daraufhin mietete er sofort ein Pferd, um nach York zu reiten und seine Käse zu suchen, wo sie nicht waren, aber bis zum heutigen Tag kann ihm niemand etwas von seinen Käsen sagen.

Wie sie einen Aal ertränkten

Als der Karfreitag herankam, steckten die Männer von Gotham ihre Köpfe zusammen und berieten, was sie mit ihren Salzheringen machen sollten, mit ihren Räucherheringen, den Sprotten und dem anderen Salzfisch. Einer beriet sich mit dem anderen, und sie kamen überein, dass diese Fische in den Teich geworfen werden sollten (er war in der Mitte des Ortes), da mit sie sich im nächsten Jahr fortpflanzten. Und jeder, der Salzfisch übrig hatte, warf ihn in den Tümpel. »Ich habe viele Salzheringe«, sagte einer. »Ich habe viele Sprotten«, sagte ein andrer. »Ich habe viele Räucherheringe«, sagte wieder einer. »Ich habe viel Salzfisch. Wir wollen sie alle in den Teich oder Tümpel geben, dann können wir im nächsten Jahr herrschaftlich leben.«

Zu Anfang des nächsten Jahres begaben sich die Männer zu dem Teich, um ihre Fische zu bekommen, aber nichts war da als ein großer Aal. »Ach«, sagten sie alle, »zum Teufel mit diesem Aal, denn er hat alle unsere Fische aufgefressen.«

»Was sollen wir mit ihm machen?« sagte einer zum andern. »Ihn töten«, sagte einer. »Hackt ihn in Stücke«, sagte ein anderer. »Nicht doch«, sagte wieder einer, »wir wollen ihn ertränken.«

»So soll es sein«, sagten alle. Und sie gingen zu einem anderen Tümpel und warfen den Aal hinein. »Da lieg und sieh zu, wo du bleibst, denn von uns bekommst du keine Hilfe«, und sie ließen den Aal da, damit er ertrinke.

Wie sie die Abgaben zahlten

Einmal hatten die Männer von Gotham vergessen, ihrem Grundherrn die Abgaben zu bezahlen. Einer sagte zum andern: »Morgen ist unser Zahltag, und wie werden wir's anstellen, dass wir das Geld zu unserm Herrn schicken?« Der eine sagte: »Ich habe heute einen Hasen gefangen, und der soll es hintragen, denn er ist schnell zu Fuß.«

»So soll es sein«, sagten alle, »er bekommt einen Brief und einen Geldbeutel, in den wir unser Geld stecken, und wir weisen ihm den richtigen Weg.«

Als nun die Briefe geschrieben waren und das Geld im Beutel steckte, banden sie alles dem Hasen um den Hals und sagten: »Zuerst gehst du nach Lancaster, dann musst du nach Loughborough, und Newarke ist unser Grundherr, ihm empfiehlst du uns, und da seien unsere Abgaben.«

Sobald der Hase ihnen aus den Händen war, sauste er den Feldweg entlang. Einige schrieen: »Du musst zuerst nach Lancaster gehen!«

»Lasst ihn in Ruhe«, sagte ein anderer, »er weiß einen kürzeren Weg als der Klügste von uns. Lasst ihn gehen.« Ein zweiter sagte: »Es ist eine verschlagene Häsin, Lasst sie in Ruhe, sie will sich nicht an die Landstraße halten, weil sie die Hunde fürchtet.«

Wie sie zählten

Zu einer gewissen Zeit gingen einmal zwölf Männer von Gotham zum Fischen, und einige gingen im Wasser und einige auf trockenem Grund. Und als sie zurückkamen, sagte einer von ihnen: »Heute haben wir mit dem Waten viel gewagt; geb's Gott, dass keiner, der mit uns von daheim gekommen war, ertrunken ist.«

»Herrje«, sagte einer, »Lasst uns nachsehen. Unser zwölf zogen aus«, und dann zählte jeder von ihnen elf, und der zwölfte zählte sich niemals selbst mit. »O weh!« sagte einer zum andern, »einer von uns ist ertrunken.« Sie gingen zu dem Bach zurück, an dem sie gefischt hatten, und suchten Bach auf und Bach ab nach dem, der ertrunken war, und sie jammerten sehr. Ein Höfling kam vorbei geritten, und der fragte sie, was sie suchten und weshalb sie so klagten. »Ach«, sagten sie, »wir kamen heute zu diesem Bach, um zu fischen, und da waren wir zwölf, und nun ist einer ertrunken.«

»Nun denn«, sagte der Höfling, »zählt mir vor, wie viele ihr seid«, und einer zählte elf und zählte sich selbst nicht. »Nun«, sagte der Höfling, »was gebt ihr mir, wenn ich den zwölften Mann finde?«

»Herr«, sagten sie, »alles Geld, das wir haben.«

»Gebt mir das Geld«, sagte der Höfling. Und er fing mit dem ersten an und gab ihm einen Hieb über die Schultern, dass er aufstöhnte, und sagte: »Da ist einer«, und dann bediente er alle, dass sie stöhnten. Aber als er zu dem letzten kam, versetzte er ihm einen kräftigen Streich und sagte: »Hier ist der zwölfte Mann.«

»Gott segne Eure Güte«, sagte die ganze Gesellschaft, »Ihr habt unsern Nachbarn gefunden.«