[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die verlorene Mahlzeit

Zwei Streifenhyänen, die im Wald spazieren gingen, gelangten zu einer Pflanzung. In der Schutzhütte, die dort stand, entdeckten sie einen Jungen, der auf einer Holzplanke lag und fest schlief. »Oho!« sagte die eine, »das ist ja ein guter Fang! Bevor wir den Jungen töten, wollen wir ihn vorsichtig aufheben und weit weg tragen.« Und so geschah es. Die eine fasste an einem Ende des Brettes an, die andere am anderen, sie hoben die Last auf ihre Köpfe und schleppten den Jungen zu ihrem Lager. Als die Hyänen die Planke unterwegs einmal etwas schief hielten, wachte der Junge auf. »Was ist denn los?« fragte er sich, »ich werde ja getragen.« Er warf einen Blick nach unten und sah die Hyänen. »O je!« dachte er, »die Biester haben nichts Gutes vor!« Vor Angst krümmte er sich zusammen und überlegte fieberhaft, wie er ihnen entkommen könnte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Am nächsten dicken Ast, der über dem Weg hing, klammerte er sich fest und schwang sich hinauf in den Baum.

Die Hyänen hatten nichts gemerkt und liefen weiter, noch ein ganzes Stück. Dann gaben sie einander ein Zeichen und warfen die Planke mit aller Wucht auf die Erde. Mit Schnauzen und Tatzen stürzten sie sich auf ihre vermeintliche Beute. Aber zu ihrem großen Erstaunen war da nichts weiter als das Brett. Angestrengt überlegten sie, wo sie ihre Last verloren haben konnten, und ihnen fiel ein, dass sich das Gewicht unterwegs auf einmal verringert hatte. Sie hasteten zurück bis zu der Stelle und schauten aufmerksam umher. Schließlich fiel ihnen der Baum ins Auge. Sie wollten eben näher gehen, um in die Baumkrone zu blicken, da schrie sie der Junge plötzlich mit aller Kraft an. Die Hyänen erschraken so sehr, dass sie vor Angst ihr Wasser unter sich ließen und dann schleunigst Reißaus nahmen. Inzwischen hatte der Vater des Jungen, der seinen Sohn schon gesucht hatte, ihn im Baum entdeckt und brachte ihn wieder nach Hause.