Die überlistete Diebin

Früher schliefen alle Tiere zusammen und hatten einen gemeinsamen Platz, wo der Mist lag. Eine Frau kam regelmäßig zu dem Platz und nahm, nachdem alle Tiere fort gegangen waren, den Mist, um sich davon zu ernähren. jedes Mal, wenn die Tiere zurückkamen, bemerkten sie, dass die Frau den Mist genommen hatte. Die Tiere berieten nun, wie sie die Frau fangen könnten. Sie wählten zuerst den Hasen, und falls es ihm nicht gelänge, der Frau habhaft zu werden, sollte die Antilope ihr Glück versuchen. Am Mittag kam die Frau zum Kraal der Tiere, um den Mist zu holen. Als sie nun den Hasen dort fand, redete sie ihn an: »Hallo, hallo! Hase, Sohn des Abhanges, der nur den Tod durch die Wurfkeule fürchtet, denn den Kampf gegen den Hund nimmt er bis zum letzten Tag auf. Bist du es, der hier geblieben ist?« Nachdem die Frau so gesprochen hatte, setzte sie sich in der Nähe des Hasen nieder und sagte: »Hase, wie steht es mit deinem Kopf? lass mal sehen, ob ich dich nicht lausen muss!« Der Hase legte seinen Kopf nieder, und als die Frau anfing, ihn zu lausen, war er bald eingeschlafen. Die Frau nahm darauf den Mist und ging weg. Als der Hase aufwachte, sah er, dass die Frau weggegangen war. Er kletterte auf einen hohen Pfahl und rief: »Sie hat den Mist weggetragen!« Als die Tiere das hörten, kamen sie eilends zurückgelaufen und beschimpften den Hasen. Nun kam die Antilope an die Reihe. Doch auch sie fühlte sich vom Loblied der Frau sehr geschmeichelt: »Antilope, du Schnellfüßige, die über die weite Fläche dahineilt!« Und so wurde sie von ihr überrumpelt. Nun versuchten alle Tiere der Reihe nach, die Frau zu fangen. Aber vergeblich! Selbst als der Elefant gewählt wurde, versagte er kläglich. Zuallerletzt wurde das Schuppentier bestimmt, dem man eigentlich nichts zutraute, weil es sehr klein war und von allen verachtet wurde. Als die Frau am nächsten Tag kam und das Schuppentier sah, sagte sie: »Hallo, Schuppentier, das den Bauch auf der Erde schleift, das von Schuppen über und über bedeckt ist. Bist du hier geblieben, lieber Freund?«

»Ja, ich bin hier, Mutter«, antwortete das Schuppentier, das vorher am Eingang zum Kraal mit einer dünnen Leine eine Falle gespannt hatte. Und wieder sprach die Frau: »Wie steht es mit deinem Kopf, Schuppentier? Hast du vielleicht Läuse? lass mal sehen, ob ich dich lausen muss!« Das Schuppentier legte seinen Kopf hin und war bald fest eingeschlafen. Als die Frau zum Kraal ging, um den Mist zu holen, verfing sie sich in der Leine. Das Schuppentier wachte auf, erblickte die gefangene Frau, bestieg den hohen Pfahl und rief: »Ihr Tiere alle, die Frau hat den Mist nicht genommen.« Und alle Tiere eilten herbei und sahen, dass die Frau tatsächlich gefangen war. Da töteten sie die Frau und fraßen sie auf, dem Schuppentier aber gaben sie nichts ab.