[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Rede von der Fuchsrute

Zwei Männer auf ihren Arben trafen einander unterwegs und wollten am Ufer eines Baches kurze Rast halten. Sie schirrten ihre Ochsen aus und bereiteten das Mittagsmahl. Nach dem Essen streckten sie sich aus und unterhielten sich bedächtig. Da erschien nicht weit von ihnen ein Fuchs, sprang über den Bach und trottete gemächlich davon. Einer der Fuhrleute sah ihn und rief: »Ein Fuchs, ein Fuchs!« Meinte der Gefährte: »War sicherlich ein alter. Als er über den Bach sprang, hat er mit seiner Rute das Wasser berührt.« Der erste widersprach: »Nie und nimmer! Mir wäre das nie entgangen!«

»Ich hab's doch selbst gesehen«, sagte der zweite. »Er hat die Rute gesenkt, als er sprang, und das Wasser berührt.« Ein Wort gab das andere, sie gerieten in Streit und prügelten sich bis aufs Blut. Vorüber fahrende Fuhrleute hatten Mühe, sie zu trennen und nach Hause zu schaffen.

Fünfzehn Jahre vergingen. Zufällig begegneten sich die beiden Fuhrleute auf dem Basar, begrüßten sich wie alte Freunde und erinnerten sich an vergangene Zeiten. »Erinnerst du dich noch an unsere blöde Prügelei?« sagte da der eine. »Der Fuchs hat damals nämlich wirklich mit der Rute das Wasser berührt.« Der andere widersprach, sie gerieten erneut in Streit, und im Handumdrehen kam es zu einer Schlägerei. Wieder zogen die beiden ihre Dolche. Doch die Leute trennten sie schnell und versöhnten die beiden Männer. Seither heißt es, wenn sich jemand um Nichtigkeiten streitet: »Das ist wie die Rede von der Fuchsrute.«