[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Milchstraße

Einen Patensohn bewog einmal der Teufel, zu seinem Paten zu gehen und ihn zu bestehlen. So sollte er seinem eigenen Wohltäter Böses tun, wie es der Wolf in seinen Bezirken tut. Was tat der Junge? Er ging zur Sennhütte seines Paten und, schau, er stahl ihm die Milch. Wie stellte er das an? Er schlich sich zu einer Stunde ein, in der alle Hunde schliefen, und auch die, die ihn bemerkten, bellten nicht; denn sie kannten ihn ja von früher. Er aber füllte sich die Schläuche, die er mitgenommen hatte, voll mit Milch und schlich dann leise davon, band den mitgenommenen Esel von einem Baum frei, belud ihn mit den Schläuchen und fasste ihn am Halfter. So ging es auf den Weg.

Gott aber, der keinen Schlaf kennt, weder bei Tag noch bei Nacht, und vor dem nichts verborgen bleibt, schickte augenblicks, als er diese Bosheit sah, wie der Patensohn den Paten bestahl, einen Engel hin, der die Milch aus den Schläuchen schütten sollte. Der Engel aber war gewitzter als Gott, denn was sagte er? - »Wohin soll ich auf einmal alle Milch schütten? Es wird besser sein, sie tropfenweise ausfließen zu lassen, so dass man die Spur dessen findet, der sie gestohlen hat.« So sprach er und machte zwei kleine Löchlein in die Schläuche, so dass die Milch langsam ausfloss, und bis der Patenjunge zu Hause ankam, war alle Milch aus den Schläuchen verschüttet.

Als am Morgen der Pate aufstand, sah er, dass die Schaffe und Kannen leer waren. Er forschte hin, er forschte her, er fragte den einen, er fragte den anderen, die Hirten, die Hunde, nichts! Niemand wusste, wohin die Milch gekommen sei. Als der Alte ein wenig vor das Haus trat, sah er den Weg weiß von Milch. - »Wir haben den Dieb«, sagte er, »hier haben wir ihn.« Dann verlor er keine Zeit und machte sich auf den Weg, in der Spur der verschütteten Milch, und siehe da, er kam beim Hause seines Patenjungen an. »dass ihn der Wolf fressen soll, dort in seinem Hause!« sagte er erstaunt und empört. »Mein Patensohn sollte mir diesen Schabernack gespielt haben?«

Er konnte es nicht glauben, dass der Patensohn vom Paten stiehlt, aber die Sache war klar wie die Sonne. »Guten Morgen, Patensohn.« »Willkommen«, sprang der Junge auf die Füße, wie wenn ihn eine Bremse in die Nase gestochen hätte. »Was bringt ihr Neues, Pate, was für ein Wind hat euch zu uns hergeführt?« Der Junge versuchte, den Alten irre zu führen. »Junge, Junge, ich bin nicht gekommen, um mich mit dir zu unterhalten, denn wisse, du hast unsere Gevatterschaft zerstört!«

»Ja, was ist denn los, Pate?«

»Was los ist? Du stellst dich, als ob du es nicht wusstest? Du hast mir einen bösen Streich gespielt, mir, deinem Wohltäter, wie der Wolf auf seinem Gebiet. Deshalb bin ich da.«

»Pate, Pate, tobt hier nicht so wild, denn ich weiß gar nichts. Sagt mir doch, worum es sich handelt?« Dann sagte ihm der Alte, was und wie, aber der Junge wollte es gar nicht hören, leugnete alles und stellte sich unschuldig, wie ein neugeborenes Kalb.

Da führte ihn der Pate hinaus, zeigte ihm die Spuren der verschütteten Milch, die immer noch zu sehen waren, und sagte: »Schau, mein Junge, und jetzt willst du mir noch Sand in die Augen streuen? Wir sehen den Wolf, und wir sehen, was er angerichtet hat. Jetzt rede du.« Als der Junge sah, dass er so auf frischer Tat ertappt worden war, schwieg er zuerst und bat dann um Verzeihung. »Ich habe Ungehöriges getan, tu du es nicht auch, Pate«, sagte er. »Auch ich sehe es jetzt ein, dass ich einen ungehörigen Streich an dir verübt habe, aber geschehen ist geschehen.«

Was konnte der Pate tun? Er überließ es Gott, ihn zu strafen.

Und als warnendes Wunder blieb von da ab die Milch verschüttet und trocknete nicht, wie du sie auch heute noch siehst. Deshalb nennt man sie: die Milchstraße.