[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Hölle mit dem Kuchenbrot

Es waren einmal zwei Brüder: der eine war reich, der andere arm. Dem reichen Herrn schenkte der Herrgott einen Sohn. Und der Reiche lud seinen armen Bruder zur Taufe ein. Der arme Bruder buk Kuchenbrot aus Gerstenmehl und ging mit dem Kuchenbrot zur Taufe zu seinem Bruder. Doch der Reiche sagte zu ihm: »Scher dich mit solchem Kuchenbrot zur Hölle!« Der Arme ging auch wirklich hinaus und machte sich mit seinem Kuchenbrot auf den Weg zur Hölle. Er geht, geht und geht und kommt schließlich an große Wiesen.

Und wie er so geht, kommt er zu einem Mann, der einen Zaun baut. Da fragt er den Mann: »Ist es noch weit zur Hölle?« Der antwortete und sprach: »Geh nur immer zu, und du wirst zwei Männer finden, die zwei Kessel kochen lassen.« Als der Bruder dorthin gekommen war, fragte er: »Nehmt ihr beide mich auf in die Hölle?« Einer der beiden (es war der Satan) sagte zum anderen: »Geh du zu Gott und frage, ob er aufgenommen werden soll!« Der andere war ein Engel, und er sagte zu dem Bösen: »Geh du!«

Da blieb denn der Engel bei den beiden kochenden Kesseln. Der Engel hub an und sagte zu dem Mann: »Halte deinen Brustlatz auf!« Darauf fing der Engel an, ihm den Schaum, den er oben von den beiden Kesseln schöpfte, mit einem großen Schöpflöffel in den Brustausschnitt zu füllen. Er füllte ihm den ganzen Brustlatz voll, überall, wo nur etwas hineinging. Als der andere vom Herrgott zurückkam, da nahmen sie ihn nicht in die Hölle auf. Sie sagten: »Geh deiner Wege nach Hause!« Also machte sich der Bruder auf den Heimweg.

Er ging und ging, wurde müde und wollte schlafen. So legte er seinen Kopf auf einen Baumstumpf und schlief ein. Als er aufwacht, sieht er um sich herum sehr viele Schafe laufen. Er geht wieder und geht. Und da trifft er eine Frau. Das war die Allerheiligste Mutter. Da sagt diese liebe Frau: »Menschlein, kannst du mir nicht diese Schafe verkaufen?« Doch er sagt: »Ich kann nicht.« Da antwortet sie: »Fürchte dich nicht, verkaufe sie mir!« Er sagt: »Nimm sie dir!« Da nahm sie die Schafe, reichte ihm zwei Groschen und sagte: »Wenn du nach Hause gekommen bist, lege den einen von diesen beiden Groschen in eins deiner leeren Getreidefächer, den anderen in das andere. Dann geh am nächsten Morgen nachsehen.«

Als am folgenden Morgen der Himmel sich zu röten begann, da ging der arme Bruder nachsehen: bis oben voll sind beide Fächer! Weil er arm war, musste er jemanden zu seinem Bruder schicken, um sich ein Getreidemaß auszuleihen. Der reiche Bruder begann zu fragen, was sein Bruder denn so viel zu messen hätte. Der Bote antwortete: »Geld.« Aber der Reiche gab das Maß nicht. Der Bote ging nach Hause und sagte: »Er hat es nicht gegeben, geh ihn selber bitten!« Also ging er bitten: »Bruder, leih mir das Getreidemaß!« Da lieh der Bruder es ihm. Der Arme maß und maß und schickte das Maß zurück. Er hatte aber hinter den Bügel am Maß einen Goldgulden gesteckt. Da kam der reiche Bruder fragen: »Woher hast du das viele Geld bekommen?« Der arme Bruder antwortet: »Du hast mich mit meinem Gerstenkuchenbrot zur Hölle geschickt. Wenn du aber mit gutem Kuchenbrot zur Hölle kämst, würdest du bestimmt noch mehr bekommen!«

Der Reiche kommt nach Hause und sagt: »Bitte, liebe Seele, backe gutes Kuchenbrot! Wir werden zur Hölle fahren. Mein Bruder hat mit seinem schlechten Kuchenbrot viel Geld verdient. Wenn wir beide aber mit gutem Kuchenbrot hinfahren, bekommen wir dafür noch viel mehr Geld!« So fuhren beide auch richtig los. Sie fuhren und fuhren und kamen schließlich dort an. Doch sie fuhren gleich bis in die tiefste Tiefe der Hölle, und bis zum heutigen Tage sind sie noch immer dort, und sie werden auch in der Hölle bleiben, solange die Welt steht.