[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Hexe von Granadaz

Vor vielen, vielen Jahren lebte in Granada auf dem Nikolausplatz eine Hexe. Und jeden Abend, wenn sie aus dem Haus gehen wollte, schmierte sie sich mehrere Salben auf Arme und Beine und sagte: »Fort, fort, ohne Gott und die Jungfrau Maria«, und dann flog sie durch das Dach ihres Hauses und weiter durch ganz Granada. Diese Hexe nun hatte einmal einen Lehrling, der die Hexenkunst lernte. Und eines Abends bemerkte er, wie die Hexe sich mit den Salben einschmierte und sagte: »Fort, fort, ohne Gott und die Jungfrau Maria«, und durch das Dach fort flog. Und als die Hexe fort war, da sagte er: »Das will ich auch machen; ich will auch fliegen.« Nun gut; er geht also hin und nimmt die Salben und sagt: »Fort, fort, mit Gott und der Jungfrau Maria.« Und - das versteht sich - da er es nicht richtig gesagt hatte, begann er gegen das Dach zu prallen, aber keineswegs zu fliegen. Und so fand ihn die Hexe, als sie wieder zurückkam, wie er immer wieder gegen das Dach anprallte. Da verabfolgte sie ihm eine tüchtige Tracht Prügel.

Schön und gut; diese selbe Hexe war einmal bei anderen Leuten zu Besuch, und da niemand wusste, dass sie die Hexe war, fing man allgemein an, von den Hexen zu reden. Und es war dort auch der Pfarrer von der Nikolauskirche, der sagte, es gäbe keine Hexen, er glaube nicht an Hexen. Da meinte die Hexe, die das hörte: »Nun hört nur, der glaubt nicht an Hexen. Heute Nacht werde ich ihm zeigen, dass es Hexen gibt.« Und am Abend, als der Pfarrer sich schlafen gelegt hatte, ging die Hexe zu ihm und holte ihn herauf und flog mit ihm von der Nikolauskirche zum Wachturm und vom Wachturm wieder zur Nikolauskirche.

Und als sie zurückkam und ihn in sein Bett legte, war der Pfarrer schon tot.