[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Geburt der Schlange

In einer Geschichte heißt es, dass ein Häuptling mehrere Frauen heiratete. Von einer seiner Frauen sagte er: »Sie soll die Mutter des künftigen Herrschers werden.« Die Frauen wurden schwanger, die Schwangerschaft näherte sich dem Ende, die Zeit der Geburt kam heran, sie brachten ihre Kinder zur Welt. Die aber, die als Mutter des künftigen Herrschers ausersehen war, blieb schwanger. Die Kinder wuchsen, liefen herum, wurden entwöhnt. Und wieder wurden die Frauen schwanger, die Schwangerschaften näherten sich dem Ende, die Zeit der Geburt kam heran, sie brachten Kinder zur Welt. Die Kinder wuchsen und wurden entwöhnt. Und als sie junge Männer geworden waren, hatte die eine Frau des Häuptlings noch immer kein Kind geboren.

Viele Jahre vergingen. Endlich schälte sich die Haut ihres Leibes ab, und die Frau lag in Kindesnöten. Die anderen Frauen versammelten sich und sagten: »Sie bringt eine Schlange zur Welt.« Die Geburt der Schlange dauerte viele Tage. Da flüchteten die anderen und stellten sich vor ihrer Hütte auf. Sie riefen die Leute zusammen, sich das Ungeheuer anzusehen. Das ganze Volk versammelte sich. Man rief nach der Frau und wollte wissen, ob sie noch immer gebäre, und sie antwortete, dass es so sei. Der Häuptling befahl den Leuten, ein Seil anzufertigen. Schließlich sagte die Frau: »Jetzt ist die Schlange geboren.«

Man bestimmte einen Mann, der in die Hütte hineingehen sollte. Sie gaben ihm eine Stange mit und sagten, er solle die Schlange damit so lange hin- und herwenden, bis er den Kopf gefunden habe. Er tat das und fand den Kopf. Da warfen sie ihm das Seil zu. Er band es der Schlange um den Nacken und kam mit dem Ende heraus. Sie brachen den Windschirm nieder und fragten: »Was für eine Schlange ist es denn?« Man antwortete ihnen: »Eine Riesenschlange.« Jetzt hatten sie einen Teich entdeckt. Viele Leute zerrten die Schlange dorthin und warfen sie dann ins Wasser. Danach wuschen sie sich und gingen wieder nach Hause.

Der Häuptling ordnete an, dass sie diesen Ort verlassen sollten, sagte aber auch: »lasst die Mutter der Schlange hier. Sie hat ein Ungeheuer auf die Welt gebracht.« So gingen sie und zogen in ein anderes Land. Sie bauten Hütten, die Jungen wurden erwachsen und heirateten, auch die Mädchen, die nach den Jungen geboren worden waren. Und schließlich wurden deren Kinder verheiratet.

Die Mutter der Schlange machte sich auf den Weg. Da traf sie Leute, die sie fragten, wohin sie gehe. Sie erwiderte: »Ich folge Häuptling Unthlangunthlangu.« Man fragte: »In welchem Verhältnis steht ihr zueinander?« Da antwortete sie: »Er ist mein Mann.« Nun erkundigten sich die Leute: »Wo bist du gewesen?« Sie sagte: »Er ließ mich in unserem alten Dorf zurück.« Da fragten sie; »Welches Vergehen hast du dir zuschulden kommen lassen?« Und sie erwiderte: »Mein Vergehen war, dass ich ein Ungeheuer geboren habe.«

»Was für ein Ungeheuer?« fragten die Leute, und sie antwortete: »Eine Riesenschlange. Ich bin viele Jahre lang mit ihr schwanger gegangen.«

Die Leute wollten wissen, wo die Schlange sei. Da sagte sie: »Man hat sie ins Wasser geworfen. Und dann sind sie alle geflohen und haben gesagt, es sei ein Unglück mit mir, weil ich ein Untier auf die Welt gebracht habe.« Dann ging sie weiter und fragte in einem Dorf, wo Unthlangunthlangu lebe. Da nannte man ihr den Namen des Flusses, an dem er sich angesiedelt hatte.

Die Frau ging los und kam zu dem Ort. Dort sah ein Junge sie und sagte: »Da kommt die Schlangengebärerin.« Sie betrat die erste Hütte am Dorfeingang und begrüßte die Besitzerin, die nach ihrer Gesundheit fragte. Da erzählte sie, dass es ihr gut gehe. Die andere sagte: »Ich habe danach gefragt, weil du doch ein Untier in dir trugst.« Sie aber erwiderte: »Ich bin völlig gesund.« Dann fragte sie weiter: »Was sagt denn der Häuptling über mich?« Und die andere antwortete: »Er lacht. Man sagt: ›Der Häuptling ist glücklich, weil sie tot ist.‹ Und es heißt auch: ›Er hat gut daran getan, sie in dem alten Dorf zurückzulassen, selbst wenn sie genesen wäre. Sie würde nur wieder ein anderes Ungeheuer gebären.‹«

Dann ging die Besitzerin der Hütte fort und betrat die Hütte des Häuptlings. Der hatte sich hingelegt. Sie wollte von einem Kind wissen, ob der Häuptling schlafe, aber da antwortete er: »Ich liege nur.« Nun erzählte sie: »Die Mutter der Schlange ist gekommen.« Der Häuptling setzte sich auf und fragte: »Woher ist sie gekommen?« Die Frau erwiderte: »Sie sagt, dass sie aus dem alten Dorf kommt.« Da befahl ihr der Häuptling, sie zu rufen. Sie tat das und kehrte mit der Frau zurück. Der Häuptling grüßte sie, und sie erwiderte seinen Gruß. Dann erkundigte sich der Häuptling nach ihrer Gesundheit, und sie sagte, es gehe ihr gut. Sie blieb, man gab ihr zu essen, und sie aß. Da sagten die Leute zum Häuptling: »Sprich nicht mehr mit ihr. Kann sein, dass sie dem ersten Ungeheuer noch eines hinzufügen will.« Und dann baute man ihr nahe dem Dorfeingang eine Hütte, dort wohnte sie. Aber sie stritt mit den anderen Frauen. Da warfen sie ihr vor: »Wer bist du denn, dass du dich so aufregst? Ist es, weil du ein Ungeheuer geboren hast?« Sie schämte sich. Die Frauen sprachen weiter: »Es hieß immer, dass dein Kind Häuptling sein und über unsere Kinder bestimmen sollte. Du bist jetzt nicht mehr wert als ein Hund. Wir wollen nie wieder miteinander reden. Du bist bloß ein Hund. Warum gehst du nicht wieder zu dem Teich zurück, wo dein Kind lebt?« Sie sagte: »Warum lacht ihr mich aus?« Da erwiderten sie: »Weil wir merken, dass du nur gekommen bist, um zu prahlen.« Die Frau schwieg.

Der Häuptling sagte: »lasst sie in Ruhe. Ich habe immer geglaubt, sie würde mir ein Kind schenken, das Häuptling werden könnte. Sie aber hat ein Ungeheuer geboren. Lacht sie deswegen nicht aus. Sie hat sich auch nicht selbst geschaffen.« Aber die Frauen erwiderten: »Warum ist sie dann so zu uns? Soll sie doch den Mund halten und uns nicht mehr ansprechen und sich als Hauptfrau aufspielen, denn sie hat schließlich eine Schlange geboren.« Da sprach die Frau: »lasst mich allein. Ich werde nichts mehr sagen. Ich merke schon, dass ihr mich nur als Dienerin in euer Dorf gelassen habt, denn ich habe ja eine Schlange geboren.« Die anderen schwiegen dazu.

Die Schlange lebte im Wasser. Das erste Kind zog die Schlangenhaut beiseite, es war ein Junge, und sein Name war Unthlatu-yesiziba, Wasserschlange. Er streckte die Hand aus und zog die Schlangenhaut ganz ab. Da erschienen viele Kinder, die der Größe nach einer dem anderen folgten. Sie alle waren Kinder einer Mutter. Unthlatu-yesiziba sagte: »Wir sind Geschwister.« Sie waren noch im Teich. Da sagte er: »lasst uns aufs Land gehen.« Sie stiegen aus dem Wasser, und Unthlatu-yesiziba sagte: »Wir wollen zu unserer Hütte laufen.« Es waren insgesamt zehn Kinder - fünf Jungen und fünf Mädchen.

Sie liefen zum alten Dorf und sagten: »Suchen wir nach Ochsenknochen.« Sie fanden auch zehn Knochen und sagten: »Machen wir wieder Ochsen daraus.« Also legten sie die Knochen zusammen und erweckten die Ochsen wieder zum Leben. Dann meinten sie: »Wir wollen aufsteigen.« Der Ochse von Unthlatu-yesiziba hieß Umpengempe. Der Junge sprach zu ihm: »Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Dann brachen sie auf, jedes saß auf einem Ochsen. Sie kamen durch ein Dorf.

Unthlatu-yesiziba, der Anführer, sagte: »lasst uns wieder umkehren, wir wollen nicht durch ein Dorf gehen.« Da brüllte der Ochse, und der Junge sagte: »Brülle, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Die Leute in dem Dorf sagten: »Geht weiter.«

Sie gingen weiter und kamen zu einem anderen Dorf. Dort kehrte das Vieh eben von der Weide zurück. Eins von den Mädchen schlug Umpengempe und sagte: »Brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Da sagten die Leute: »Geht weiter.«

Nun gelangten sie zu dem großen Dorf von Umkuzangwe. Dort fragte man sie, wessen Kinder sie seien. Und sie erzählten, dass Unthlangunthlangu ihr Vater sei. Da fragte man: »Wo habt ihr gesteckt?« Und sie antworteten: »Wir waren im Wasser.« Sie schlugen den Ochsen und sagten: »Brülle, Umpengempe, brüll nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Sie wiederholten das noch einmal, da sagten die Leute zu ihnen: »Geht weiter.«

Nun kamen sie in das Dorf, in dem ihre Mutter geboren worden war. Am Eingang blieben sie stehen, schlugen den Ochsen und sagten: »Brülle, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Da kam eine alte Frau aus ihrem Haus und sagte: »Habt ihr das gehört? Hat mein Kind nicht ein Ungeheuer geboren, das verstoßen worden ist?« Die Leute sagten: »Schlagt den Ochsen noch einmal.« Sie taten das und sagten wieder: »Brülle, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.«

Da forderte man sie auf, von den Ochsen herunterzusteigen, aber sie weigerten sich. Nun holte man das Vieh und wählte zwei Ochsen aus, um sie doch zum Absteigen zu bewegen. Dann fragte man: »Wessen Kinder seid ihr?« Sie antworteten: »Wir sind die Kinder von Unthlangunthlangu.« Da fragten die Leute: »Wo habt ihr gesteckt?« Sie erwiderten: »Unsere Mutter hat eine Schlange geboren, die auf Befehl des Häuptlings weggeworfen wurde. Unsere Mutter wurde in dem alten Dorf zurückgelassen, weil man nämlich sagte, dass sie doch nur wieder ein Ungeheuer gebären würde. Der Häuptling und seine Leute zogen fort, sie aber blieb zurück.« Da fragten die Dorfbewohner: »In welchem Volk ist eure Mutter geboren worden?« Die Kinder antworteten: »In dem von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.« Nun trat die Großmutter vor und sprach: »Die, die eine Schlange geboren hat, ist meine Tochter, von der vorher gesagt wurde: ›Ihr Kind soll Häuptling werden.‹ Aber weil sie eine Schlange zur Welt brachte, da hat man sie verlassen.«

Nun schlachtete man eine Menge Vieh und rief die Leute zusammen. Es hieß: »Kommt nur und seht euch die Kinder an, die aus einer Schlange gekommen sind.« Und dann beschloss man: »Wir wollen sie auf ihrem Wege führen.« Das tat man dann auch. Unterwegs traf man Leute, die fragten: »Wessen Kinder sind das?« Die anderen erwiderten: »Unthlangunthlangus.« Man ging weiter und traf wieder Leute, die wissen wollten, wessen Kinder das seien. Die alte Frau, die Mutter ihrer Mutter, war mitgegangen. Nun fragten die Leute: »Wo haben sie gelebt?« Die anderen antworteten: »In einem Teich.« Da wurde gefragt: »Warum haben sie da drin gelebt?« Und die anderen erwiderten: »Sie waren eine Schlange.« Da sagten die Leute: »Sind das die, wegen denen immer gesagt wurde, Unthlangunthlangus Lieblingsfrau habe nur Ungeheuer geboren?« Dann zeigten sie ihnen das Dorf von Unthlangunthlangu. Da gingen sie hin und kamen zu ihrem Kraal. Die Leute riefen: »Jetzt kommt heraus und seht euch diese schönen Menschen an. Sie scheinen alle die Kinder einer Frau zu sein.« Die Kinder standen am Dorfeingang. Als ihre Mutter herauskam, schlugen sie den Ochsen und sagten: »Brülle, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.«

Da schrie die Mutter: »Diese Leute peinigen mich. Es ist, als ob sie mit mir reden, und sie nennen auch den Namen meiner Mutter.« Die Leute sagten: »Schlagt den Ochsen noch einmal.« Die Kinder schlugen ihn und sagten: »Brülle nur, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.«

Nun versammelten sich die Leute, der Häuptling wurde gerufen, er solle kommen und sehen. Er kam und setzte sich auf die Erde. Da forderte man die Kinder auf: »Der Häuptling befiehlt euch, den Ochsen zu schlagen.« Der Ochse brüllte, und sie sagten: »Brülle, Umpengempe, brülle nach deiner Art. Wir suchen unsere Mutter. Sie hat uns bloß in die Welt gesetzt, hat uns aber nicht ernährt. Wir haben Erde gegessen und sind groß geworden. Wir sind die Kinder von Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.«

Da fragte man die Großmutter: »Du kommst mit diesen Kindern her, wo hast du sie denn gefunden?« Sie antwortete: »Sie sind zu mir gekommen, und als sie gefragt wurden, woher sie kämen, haben sie erzählt, sie kämen aus einem Teich. Da fragten die Leute, ob man sie in den Teich hineingesetzt hätte, und sie berichteten, es wäre eine Schlange gewesen, die man in den Teich geworfen habe. Dann fragte man sie, wer der Vater der Schlange war, und sie sagten: ›Unthlangunthlangu.‹ Sie wurden auch gefragt, ob sie gesehen hätten, dass sie eine Schlange waren, und sie antworteten: ›Wir haben es gesehen.‹ Als man sie fragte, wer ihre Mutter sei, antworteten sie: ›Die Tochter der Ulubundubundu-a-ba-lu-vume.‹ Da wurden sie aufgefordert, von ihren Ochsen abzusteigen, aber sie haben sich geweigert.«

Da sagten die Leute: »Der Häuptling will wissen, ob ihr wirklich verstanden habt, dass Unthlangunthlangu euer Vater ist?« Die Kinder antworteten: »Wir haben es richtig verstanden.« Nun erkundigte man sich: »Hat eure Mutter noch andere Kinder?« Und sie erwiderten: »Sie hat keine mehr.« Da fragte man: »Wie viele Geburten hatte eure Mutter?« Sie sagten: »Nur eine, sie hat eine Schlange zur Welt gebracht.« Jetzt wollte man wissen: »Was für eine Schlange?« Die Kinder antworteten: »Eine Riesenschlange.« Die nächste Frage lautete: »Wie viele Monate war eure Mutter mit der Schlange schwanger?« Da sagten sie: »Viele Jahre.« Nun fragte man: »War eure Mutter nicht zur selben Zeit schwanger wie andere Frauen?« Die Kinder erwiderten: »Ja, das war sie. Die anderen bekamen schließlich ihre Kinder, sie aber blieb schwanger. Die anderen bekamen wieder Kinder, und sie war immer noch schwanger. Schließlich hatten die anderen viele Kinder geboren, unsere Mutter aber blieb schwanger. Endlich schälte sich die Haut von ihrem Leib, und sie gebar eine Riesenschlange. Die Geburt dauerte viele Tage, die Schlange füllte ihre Hütte aus. Die Frauen liefen hinaus. Sie riefen und fragten unsere Mutter, ob sie noch am Leben wäre, und sie antwortete: ›Ja, ich lebe noch.‹ Sie fragten: ›Ist die Schlange noch nicht geboren?‹ Da erwiderte unsere Mutter: ›Jetzt ist sie geboren. ‹ Nun wurde ein Mann in das Haus geschickt, der den anderen auftrug, ihm eine Stange zuzuwerfen, damit er nach dem Kopf suchen könnte. Er drehte die Schlange um und sagte: › Jetzt sehe ich den Kopf.‹ Dann rief er: ›Werft mir auch ein Seil her.‹ Er band das Ende des Seils der Schlange um den Nacken.« Man fragte sie, ob sie das alles gehört hätten. Unthlatu-yesiziba sagte: »Ich habe es gehört, aber ich konnte nichts sehen.« Man fragte: »Was hast du gehört?« Und er antwortete: »Ich habe sie sprechen gehört.« Die Leute fragten: »Wer hat gesprochen?« Er erwiderte: »Unthlangunthlangu.« Nun fragten die Leute: »Und was hat er gesagt, wohin sie die Schlange tun sollten?« Der Junge erwiderte: »Er hat befohlen, sie in den Teich zu werfen.« Da erkundigten sich die Leute: »Hast du diejenigen gesehen, die die Schlange genommen haben?« Er antwortete: »Ich habe sie gehört.« Man fragte: »Haben sie die Schlange hochgehoben?« Und er erwiderte: »Sie haben sie auf der Erde geschleift und ins Wasser geworfen.« Wieder erkundigte man sich: »Hast du die Leute gesehen?« Und wieder antwortete er: »Ich habe sie gehört.« Nun fragten sie: »Aber wie bist du herausgekommen?« Da sagte er: »Ich bin zum Maul der Schlange gekrochen.« Sie fragten: »Was hast du dort gemacht?« Und er erwiderte: »Ich habe meine Hand hinausgestreckt.« Da fragten sie: »Was hast du mit deiner Hand getan?« Er sagte: »Ich habe die Haut fortgezogen.« Die Leute wollten wissen: »Wie hast du das gemacht?« Er sagte: »Ich habe die Haut zurückgestreift.« Nun fragten sie: »Was kam dann heraus?« Er antwortete: »Es kamen zehn Menschen heraus, und zwar in der Reihenfolge ihrer Geburt.« Sie fragten noch einmal: »Wie viel Menschen?« Er sagte: »Zehn.« Da forderten sie ihn auf: »Zeig auf den, der nach dir kam.« Er zeigte auf seine Schwester. Nun sagten sie: »Und du zeig auf den, der nach dir kam.« Sie zeigte auf den nächsten. Da sagten sie: »Jetzt zeig du auf den, der dir folgte.« Er tat das, und alle anderen taten es ihm nach. Da forderten die Leute: »Zeig auf eure Mutter.« Das tat er. Und nun fragten sie: »Welche Hütte gehört eurer Mutter?« Er sagte: »Die Hütte dort am Eingang.« Da fragten sie: »Wie kommt es, dass die Hütte eurer Mutter am Eingang steht?« Und er erwiderte: »Das ist wegen ihres Missgeschicks, weil sie eine Schlange geboren hat.«

Der Vater befahl dem ganzen Volk, sein Vieh zusammen zu treiben. Man brachte ihm zehn Ochsen. Er forderte Unthlatu-yesiziba auf, von seinem Ochsen herunterzukommen. Der stieg ab. Da wurden zehn andere Ochsen gebracht, die seiner nachgeborenen Schwester gegeben wurden. Da stieg auch sie ab. Den anderen sagte man, sie sollten von selbst absteigen, denn die Häuptlingskinder hätten Geschenke bekommen.

Die Mutter freute sich, der Vater ergriff den Arm von Unthlatuyesiziba und sagte: »lass uns zur Hütte am oberen Ende des Dorfes gehen.« Unthlatu-yesiziba aber lehnte ab: »Ich werde in die Hütte meiner Mutter gehen.« Da sagte der Vater: »Mein Kind, was soll ich tun? Ihre Hütte steht doch am unteren Ende des Dorfes.« Der Junge sagte: »Ich sehe, dass meine Mutter Kummer hatte.« Der Häuptling sagte: »Mein Kind, ich habe gesehen, dass sie ein Ungeheuer zur Welt gebracht hat. Und so wurde die Häuptlingsfrau aus der Hütte, wo sie lebte, entfernt. An ihrer Stelle ist jetzt eine andere Häuptlingsfrau.« Und er fuhr fort: »Ich habe das getan, weil sie kein Kind, sondern eine Schlange geboren hatte. Und ich habe immer gesagt, sie soll die Mutter des künftigen Häuptlings sein. Und heute ist mein Häuptling gekommen, und ihr alle werdet ab jetzt von Unthlatu-yesiziba regiert.«

So wurde Unthlatu-yesiziba Häuptling, und alle anderen waren ihm Untertan. Sein Vater gab alles, was ihm gehörte, dem Sohn. Er sagte: »Ich möchte, dass von nun an alles, selbst das Geringste, von ihm kommt. Alle meine Leute gehören jetzt ihm und alles, was ich habe, ist sein.«