[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die enttäuschte Tochter

Eine arme Mutter hatte eine Tochter, die war eine Faulenzerin. Diese Tochter wurde nirgendwohin zu einer Arbeit gerufen, und wenn doch jemand sie zur Arbeit haben wollte, dann ging sie meist nicht hin. Einmal hatte die Mutter Bauern gebeten, ihr und der Tochter zu erlauben, auf den Feldern die liegen gebliebenen Ähren aufzulesen, aber wieder lehnte die Tochter es rundweg ab, zum Ährenlesen zu kommen. Die Mutter sagt: »Also, mein Kindlein, denk einmal daran, was wir beide über den Winter essen werden, wenn du nirgendwohin gehst, etwas zu verdienen.« Die Tochter: »Ach, liebes Mütterchen, Ihr werdet sterben, das Hündchen frisst der Wolf, und ich heirate - so wird alles gut werden!«

Der Winter war gekommen - doch weder war die Mutter gestorben, noch hatte der Wolf das Hündchen gefressen, noch hatte die Tochter einen Mann geheiratet. Die Tochter liegt hungrig, der Wind klappert mit den Fensterläden. Und sie fragt die Mutter: »Mama, Mama, wer klopft da? Vielleicht ruft uns jemand zum Ährenlesen?«