[swahili, "Geschichte, Legende"]

Die Bärenjagd

Einst geschah es, dass drei Männer an einem Wintertage auf die Jagd zogen, um einen Bären zu erlegen. Tief lag der Schnee in den Wäldern, und im dichten Unterholz war das Vorwärtskommen schwierig. So hoch lag der Schnee, dass der Hund, den die drei mitgenommen hatten, den Jägern kaum folgen konnte. Nach langer Suche stießen die Männer am Südhang eines Hügels auf eine Bärenfährte. Sogleich machte sich einer von ihnen daran, in das dichte Gestrüpp einzudringen, um den Bären in seinem Versteck aufzustöbern.

Lange Zeit blieb es still, und nur die Meisen schienen wie gewöhnlich ihrem Geschäft nachzugehen. Der Jäger aber war wie von der weißen Winterwelt verschluckt. Mit einem Male hörten die Zurückgebliebenen seine Stimme: »Nach Norden läuft er davon! Nach Norden läuft er!«

Sogleich eilte einer der Männer nach Norden um den Hügel, um dem flüchtigen Bären den Weg zu verlegen. Kaum aber war er halb um den Hügel herum, da sah er den Bären nach Süden rennen. »Dem Mittag zu versucht er zu entkommen!« rief er seinen Gefährten zu, um sie zu warnen. Aber kurz darauf ertönte von dem Jäger, der im Süden zurückgeblieben war, der Ruf: »Jetzt läuft er in Richtung des Sonnenunterganges!« So ging die Jagd lange Zeit hin und her, und die Jäger hatten große Mühe, den Bären nicht aus den Augen zu verlieren. Immer weiter entfernten sie sich dabei von jenem Hügel, von dem aus die Hatz ihren Anfang genommen hatte. Im Eifer der Verfolgung hatte keiner der drei auf die Umgebung geachtet, und als einer von ihnen sich zufällig umsah, bemerkte er mit Schrecken, dass die Erde tief unter ihm lag! Der Bär hatte die Jäger hoch in den Himmel gelockt!

Voller Schrecken rief der Jäger den übrigen zu, dass sie umkehren sollten, aber diese waren viel zu sehr mit der Bärenhatz beschäftigt, um auf seine Warnung zu hören. Auch der Hund hörte auf keinen Ruf mehr, sondern rannte wie wild zwischen den Jägern hin und her. Den Jägern wurde es kaum bewusst, dass der Winter dem Sommer wich, und erst als es Herbst wurde, gelang es den dreien schließlich, den Bären zu erlegen.

Froh über die Beute, machten sie sich daran, Eichenzweige und allerlei Laubwerk zu schneiden, um auf dieser Unterlage den Bären zu zerlegen. Mit großer Mühe wälzten sie den mächtigen Körper auf diese grüne Unterlage. Dann begann die Arbeit des Abhäutens und Ausweidens. Der Hund schleppte kleine Fleischbrocken überallhin und wusste sich vor Aufregung kaum zu lassen. Rot leuchteten die Blätter vom Blute des Bären.

Die Bärenjagd aber geht jedes Jahr von neuem vor sich, und noch immer haben die drei Jäger nicht den Weg auf die Erde zurückgefunden. Vier Sterne am Himmel zeigen den Bären, der von drei weiteren Sternen, den drei Jägern, verfolgt wird. Wenn man ganz genau hinsieht, vermag man sogar ein weiteres kleines Sternlein zu erkennen; das ist der Hund, den die drei mit auf die Jagd genommen haben. In jedem Herbst holen die drei Jäger ihre Beute ein, erlegen sie und sammeln Zweige. Dann färbt sich der Wald blutrot. Die Weißen aber lachen über diese Geschichte und behaupten, dass die Bärenhatz am Himmel nichts anderes sei als ein großer Wagen.