[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der verdoppelte Vater

Nsambe hatte einmal einen Sohn, der nie auf seinen Vater hörte. Was der Vater ihm auch sagte, er fand immer etwas dagegen einzuwenden und war überhaupt ziemlich ungeraten. Eines Tages hatte er nun im Wald Honig entdeckt und forderte seinen Vater auf, mit ihm zu kommen, um den Bienenstock auszunehmen. Sie ergriffen eine Axt und eine Schnur. Beides befestigte der Sohn an seinem Gürtel, bevor er sich an die Arbeit machte. Als er aber auf den Baum kletterte, fiel ihm die Axt herunter und traf den Vater so unglücklich am Kopf, dass er tot liegen blieb. Da lief der Sohn mit dem Honig ins Dorf zurück.

Als er vor dem Versammlungshaus ankam, sah er zu seinem Erstaunen seinen Vater darin sitzen. Da sprach er zu sich: »Wie? Habe ich meinen Vater nicht tot im Wald zurückgelassen?« Er kehrte an die Stelle zurück, wo er den Honig geholt hatte, und sah die Leiche seines Vaters liegen, schon von einigen Fliegen umsurrt. Also kehrte er wieder zurück ins Dorf. Aber im Versammlungshaus sah er wieder seinen Vater, der eine Rede an die Dorfbewohner hielt. Da packte ihn das Entsetzen, und er sprach: »Welches ist denn nun mein Vater? Ich habe ihn doch tot im Wald gelassen, und nun sitzt er zur gleichen Zeit im Versammlungshaus?« Schnell lief er noch einmal zu dem Honigplatz und fand auch den Leichnam, schon über und über von Fliegen bedeckt. Bange lief er ins Dorf, aber auch dort war sein Vater. Da packten ihn Furcht und tiefe Reue, denn er erkannte, dass dies die Strafe für sein schlimmes Verhalten gegenüber seinem Vater war.