[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der tote Bräutigam

Das hat meine arme Großmutter noch erzählt.

Es war ein Mädchen. Es war achtzehn Jahre alt. Und ihr Bräutigam ist gestorben. Jeden Abend ging sie in die Spinnstube. Aber nicht nur sie allein, sondern auch viele andere Mädchen sind gegangen. Und wenn sie dorthin gegangen sind, sind sie jeden Abend zu zwölft in die Spinnstube gegangen. Und die andern alle, die elf, haben einen Geliebten gehabt, nur diese Arme nicht. So ist sie dann immer weinend nach Hause gegangen.

No, einmal an einem Abend begegnet ihr eine alte Frau. Die alte Frau hat sie gefragt: »Warum weinst du?«

Sie sagt: »Deshalb weine ich, weil jede hat einen Geliebten, nur ich hab keinen. Nur ich muss immer allein nach Haus gehen. Die elf werden nach Hause begleitet.«

Sie hat ihr gesagt: »Na gut. Morgen Abend sollst du schön zu Hause bleiben. Geh nicht in die Spinnstube.« sagt sie, »Und am Abend um halb elf geh schön in den Friedhof. Mit deinen Händen sollst du ein Grab aufwühlen. Und du sollst einen Schädel herausnehmen. Dann sollst du den in einem Topf hinstellen.«, sagt sie, »Und das kochst du solange, solange dein Bräutigam nicht kommt.«

Na, auf einmal kommt ihr Bräutigam. Er klopft bei ihr ans Fenster. Sie macht voll Freude die Tür auf. Und der der Schädel kocht sprudelnd. Dann war es gerade halb zwölf.

Er sagte: »Schnell, pack deine Kleider zusammen und komm mit mir. Denn ich muss gehen. Ich muss um eins zu Hause sein. Ich hab nur solang die Erlaubnis.«

Also hat das Mädchen jetzt seine Kleider zusammengerafft. Es sperrte die Tür zu und machte sich auf den Weg. Und es ging dahin, dahin. Als sie das Tor erreicht gehabt hatte, war sie schon nicht mehr gegangen, sondern sie flog in der Luft.

Sie gingen. Als sie den Friedhof erreichten, sagte er zu ihr: »Fürchtest du dich nicht, meine Teure?«

»Nein. Weil mit mir sind der gute Gott und du.«

Sie gingen wieder weiter. Dann hat er wieder zu ihr gesagt: »Fürchtest du dich nicht, meine Teure?«

»Nein. Weil mit mir sind der gute Gott und du.«

Na, als sie den dritten Friedhof erreichen, machen sie das Tor auf. Sie gehen in den Friedhof hinein. Es öffnet sich ein Grab. Dann sagte der Bräutigam zu dem Mädchen: »Du sollst hinuntergehen.«

Sie sagte: »Du sollst hinuntergehen. Du kennst den Weg besser als ich. Ich reiche dir dann meine Kleider hinunter.« Und das Mädchen hat ihm die Kleider stückweise hinuntergereicht. Sie hat aber schon kein gutes Gefühl mehr gehabt. Sie hat auch schon die Nähte zerrissen.

Da hat ihr aber der Bräutigam schon befohlen: »Schnell, denn meine Stunde läuft ab.«

Das Mädchen schaute herum. Sie sah, dass in einer Kate die Lampe brannte. Sie lief los. Dort hinein. Dort lag aber eine Leiche. Da lief ihr der Teufel schon nach. Und er rief hinein: »Du Toter, gib diese Lebende heraus! Denn dem Lebenden ist der Lebende Freund, dem Toten der Tote!«

Er hat seine linke Hand gehoben. Der Tote.

Wieder rief er zu ihm hinein: »Gib diese Lebende heraus! Denn dem Lebenden ist der Lebende Freund, dem Toten der Tote!«

Er hat seine rechte Hand gehoben.

Zum dritten Mal rief er hinein: »Du, Toter, gib diese Lebende heraus! Denn dem Lebenden ist der Lebende Freund, dem Toten der Tote!«

Dann setzte er sich auf.

Das Mädchen sagt zu ihm: »Liege im Namen Jesu und Maria. Dir tut niemand etwas.«

Dann rief er mit Feuer und Eisen zu dem Mädchen hinein: »Es ist dein Glück, dass du ein größerer Teufel warst als ich. Denn wenn du sieben Seelen gehabt hättest, ich hätte alle sieben zerrissen!«

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