[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Teufel und die drei Männer

In alten Zeiten geschah es in irgendeinem Winkel Zemaitens - man weiß nicht mehr recht, wo. Da haben drei junge Burschen einander versprochen, niemals den Bund ihrer Freundschaft zu verraten, sondern gemeinsam in die Welt zu ziehen, um einen Ort zu suchen, an dem man ohne Arbeit und ohne irgendeine Not stets Musik hören, Tanz und Gesang haben kann und wo man bis zum Sattwerden isst und trinkt, immer schön gekleidet geht, lange schläft und sich vor nichts zu fürchten braucht. Auch dass man dort alle Annehmlichkeiten genießt, die es nur irgend auf der Welt gibt.

Und so zogen die drei nun aus. Doch als sie so ihres Weges gingen, schon gegen Abend, kam ihnen in einem Kutschwagen mit vier Pferden ein sehr vornehmer Herr entgegen. Und dieser Herr kam an die drei Männer herangefahren, hielt an und fragte sie: »Wohin zieht ihr denn, ihr munteren Burschen?« Da blieben sie stehen und begannen dem Herrn zu erzählen; sie sagen: »Wir suchen einen Ort, wo -.« (So, wie sie das schon zuerst gesagt hatten, wie es früher gesagt wurde.) Da kam der Herr mit den Männern überein und sagte: »Ich will euch alles geben, was ihr nur immer verlangt, alle Genüsse und Annehmlichkeiten, Trinken und Essen, alle Vergnügungen, die es nur irgend in der Welt gibt, wonach immer euer Herz begehrt, doch ich schließe mit euch einen Vertrag auf drei Jahre. Und wenn diese Zeit um ist, will ich euch drei Rätsel aufgeben. Wenn ihr diese Rätsel lösen könnt, bekommt ihr für jedes Rätsel dreihundert Rubel, so dass ein jeder von euch neunhundert Rubel verdient. Doch wenn ihr diese Rätsel nicht löst, dann werde ich mit euch auf andere Weise verfahren.«

Da unterschrieben die Männer sofort mit Freuden dem Herrn diesen Vertrag, und sogleich fuhr er sie im Nu zu einem prächtigen Herrenhaus. Darin war es schön, und es ging lustig zu, es war voll von allerlei Essen und Trinken, von Musik und Kapellen. Und was nur immer das Herz begehrt, von allem ist da, soviel man möchte, bei Tag und bei Nacht.

Da lebten nun die Männer in Saus und Braus. Doch den dritten in ihrem Freundschaftsbund konnten sie nicht Recht leiden; sie nannten ihn bald Dummkopf, bald Blödian, bald Maulaffe und gaben ihm auch sonst noch allerlei Schimpfnamen. So ging denn dieser dritte, weil sie ihn verachteten und nicht leiden konnten, oft hinter das Herrenhaus zum Waldrand, dorthin, wo eine große Eiche stand. Und er setzte sich dann so eine Weile unter die Eiche, doch dann ging er wieder zum Gelage.

Sie hatten dort Köche und Lakaien, die sie bedienten. Doch den Hausherrn selbst sahen sie für gewöhnlich nicht, nur am Ende eines Jahres. Am Jahresende pflegte er sie zu besuchen und fuhr dann wieder seiner Wege, wohin er zu fahren hatte.

So begann nun schon das dritte Jahr, da kamen den Männern doch schwere Sorgen wegen der Rätsel des Herrn. Wenn er sie fragt - wie werden sie die Rätsel lösen und dem Herrn antworten können? Doch der dritte, der von seinen Gefährten für dumm gehalten wurde, hatte immer noch die Gewohnheit, unter jene Eiche zu gehen und dort eine Weile allein für sich zu sitzen.

Da kamen eines Abends, als er da so still unter den Ästen der Eiche saß, krächzend drei Kolkraben angeflogen, setzten sich in den Wipfel und begannen mit menschlicher Stimme zu sprechen: »Und dann«, sagt einer, »nach dem Monat, am Ende dieses Jahres, fällt drei Nächte hindurch ein ganz besonderer Tau. Wenn jemand blind ist und seine Augen mit dem Tau einreibt, werden sie sofort gesund.« Und der zweite sagt: »Da ist so ein Dorf, wo man Wasser für Geld kaufen muss, und wer es kann, der fährt zwei Meilen, um Wasser zu holen. Doch wenn jemand wüsste, dass da bei dem Dorf auf der Straße ein besonderer Stein liegt, dann schlüge er dreimal mit einem Pferdefuß auf den Stein, und sofort würde unter dem Stein eine Quelle hervorsprudeln.«

Und der dritte Kolkrabe sagt: »Ich habe da drei Männer, und ich verschaffte ihnen drei Jahre lang alle erdenklichen Genüsse. Doch jetzt geht das dritte Jahr zu Ende. Ich werde ja sehen, wie sie meine Rätsel lösen werden! Als erstes werde ich eine abgezogene Pferdehaut mitbringen und sie in einen wunderschönen Teppich verwandeln. Er wird außerordentlich schön sein, aus reinem Gold. Ich will mal sehen, ob sie sagen können, aus welchem Material der Teppich ist. Das zweite dann ist ein Sessel aus den Rippen eines Pferdes. Auch der wird ganz aus Gold sein. Und das dritte Rätsel: eine kostbare Schale aus einem Pferdekopf. Auch sie wird über und über mit Gold verziert sein. Und wenn ich sie frage und sie können mir die Lösung der drei Rätsel nicht sagen, so werde ich ihnen sofort mit Getöse die Hälse umdrehen, und über die Seele ist schon kein Wort mehr zu verlieren. Denn wem sie gedient haben, dem müssen sie ewig dienen.«

Und als die Kolkraben ihre Unterredung beendet hatten, begann sofort der Wind zu brausen, und krächzend flogen sie davon.

So hatte nun der Mann, der unter der Eiche saß, die Unterredung der Kolkraben gehört, aber als er wieder zu seinen Gefährten kam, sagte er ihnen kein Wort davon.

Als nun die drei Jahre herum waren, da kam der Herr angefahren und brachte einen schönen Teppich in ihr Gemach. Und der glänzte ganz von Gold. Auch einen Sessel und eine kostbare Schale brachte er, die funkelten ebenso in ihrer Schönheit. Und der Herr fing an, den Männern seine Rätsel aufzugeben: »Sagt mir, aus welchem Material sind diese Dinge gemacht? Wenn ihr mir das sagen könnt, bekommt ihr für jedes Rätsel dreihundert, doch wenn ihr es nicht erratet, so seid ihr auf der Stelle des Todes.« Da antwortete derjenige, der von seinen Gefährten für dumm gehalten wurde und der alles gehört hatte, als er unter der Eiche saß. Sofort sagt er: »Der Teppich ist aus einer Pferdehaut.« Da zuckte der Teufel heftig zusammen: »Na, und der Sessel?« Da sagt jener: »Aus den Rippen eines Pferdes.«

»Na, und die Schale, woraus ist sie?«

»Aus einem Pferdekopf.« Da ließ der Teufel den Kopf hängen und bohrte mit dem Finger in der Nase. Also hatten die drei Männer schon gewonnen und seine Rätsel gelöst. Und so musste er jedem von ihnen neunhundert auszahlen.

Da gingen die Männer mit dem Geld des Teufels ihrer Wege. Doch als sie so gingen, besprachen sich die beiden Klugen, sie wollten dem Dummen die Augen herausreißen und ihm das Geld wegnehmen. Und so taten sie denn auch. Sie nahmen ihm das Geld ab und trugen es unter die Eiche, wo der Dumme so oft gesessen hatte. Darauf zählten die beiden Männer das Geld und teilten es untereinander.

Doch zur selben Zeit kamen wieder dieselben Kolkraben angeflogen und begannen miteinander zu sprechen. Der eine Kolkrabe sagt: »Ach, weh mir, ich habe drei Männer verloren!« Darauf antwortet sogleich der zweite Kolkrabe: »Da haben sie vielleicht damals unsere Unterhaltung belauscht?« Und den beiden Männern, die mit dem Geld unter der Eiche saßen, fuhren unwillkürlich die Worte heraus, und sie sagten: »Wir hören auch jetzt, was ihr Teufel da sprecht!« Da flogen die Kolkraben auch schon auf vom Wipfel der Eiche, ließen sich krächzend auf dem Boden nieder, zerhackten die beiden in kleine Stückchen und nahmen sich ihr Geld wieder. Und über ihre Seelen ist kein Wort zu sagen: die gehörten dem Teufel schon lange.

Der jedoch, dem sie die Augen herausgerissen hatten, erinnerte sich an die drei Tage, von denen er die Kolkraben hatte sprechen hören. Und als die Tage herangekommen waren, da bestrich er seine Augen mit Tau, und sofort waren sie wieder gesund.

Und als er wieder gesund war, dankte er Gott dafür und ging in das Dorf, wo sie kein Wasser hatten. Dort verkündete er allen Dorfbewohnern, dass er für eine ganze Stadt, nicht nur für ein Dorf, Wasser schaffen könnte. Da machte sich groß und klein auf, um ihn zu bitten. Und sie meldeten es ihrer Obrigkeit, dass sich da so einer eingefunden hätte, der dem ganzen Dorf Wasser schaffen kann. Da versprach die Obrigkeit, ihn in das Dorf aufzunehmen, in das schönste Haus, und ihm fertiges Brot bis zu seinem Tode zu liefern. Sie wurden einig und stellten ihm ein Schriftstück aus.

Da nahm er den Fuß eines Pferdes und ging zu der Viehweide am Ende der Straße, wo der Stein lag. Dreimal schlug er auf den Stein - da sprang sofort eine Quelle hervor, Wasser begann zu fließen und floss wie ein Strom gen Westen. Und das Dorf nahm den Dummen als Mitbewohner auf. Sie gaben ihm ein fertiges Anwesen und fertiges Brot. Auch ein gutes Mädchen vermittelten sie ihm als Frau, sie war seine Hausfrau bis zu seinem Tode. Und er führte mit seiner Frau und mit seinen Nachbarn ein lustiges Leben.