[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Schwan, des Königs Gemahlin

Es waren zwei Greise. Sie gingen jeden Morgen in den Wald, um zu roden. So gewöhnte sich an sie ein schöner Schwan. Er kommt angeflogen, legt seine Flügel ab und verwandelt sich in ein Mädchen. Sie macht Feuer im Ofen, kocht das Essen, wäscht ab und fliegt wieder davon. Die beiden haben mit dem Haushalt keine Sorgen - immer ist alles gemacht. Schade nur, dass dieses gute Mädchen durchaus kein Mensch bleiben will, sondern sich stets wieder in einen Schwan verwandelt. Nun, so legte sich eines Morgens der eine Greis unter einen Bottich und beobachtete, dass sie einen Flügel zurückließ, als sie hinausging, um Wasser zu holen. Der Alte nahm ihren Flügel und verbrannte ihn. Sie aber sehnt sich so, sehnt sich so: nach ihrem Vater, ihrer Mutter, nach ihrem geliebten Jüngling. Und es geschah, dass dort der König jagte. Ihm gefiel dieses Mädchen sehr. Er sagte zu dem Alten: »Ich gebe dir eine Million Goldstücke, nur gib sie mir!« Was sollte der Greis machen - er nahm sie und übergab sie ihm. Der König brachte sie zu sich nach Hause, heiratete sie und bekam nach einiger Zeit einen Sohn. Sie nahm eine Kinderwärterin an, und sie ergingen sich eines Tages im Garten. Da kreisten Schwäne.

Voran fliegt ihr Vater und singt: »Lange sucht' ich, doch da unten,
Sieh, dort sitzt sie ja, mein Töchterlein,
Und ihr kleines Söhnlein wiegt sie da,
Sieh, aus Seide trägt ein Tüchlein sie,
Und aus Gold ein Ringlein steckt sie an,
Sieh, in goldnem Büchlein liest sie da!
Liebste! Flügel mein werf ich hinab,
Lass nur dein Söhnlein in Leid zurück!«
Da ergreift Wehmut ihr Herz, die Tränen tropfen, die Tränen fließen. Schließlich antwortet sie ihrem lieben Vater und singt: »Wirf nicht, Vater lieb, den Flügel dein,
Nicht Lass ich mein Söhnlein in Leid zurück!«
Sie ging zurück ins Schloss. Der König fragte: »Warum sind deine Augen voller Tränen?« Sie sagt: »Das Knäblein weinte, und auch ich habe geweint.« Am anderen Tage ist es wieder so. Da fliegt ihre Mutter. Und sie singt dieselben Worte. Danach kommt ihr Bruder, ihre Schwester geflogen.

Schließlich kommt ihr Geliebter und singt ebenfalls: »Lange sucht' ich, doch da unten,
Sieh, dort sitzt sie ja, mein Mägdelein,
Und ihr kleines Söhnlein wiegt sie da,
Sieh, aus Seide trägt ein Tüchlein sie,
Und aus Gold ein Ringlein steckt sie an,
Sieh, in goldnem Büchlein liest sie da!
Liebste! Flügel mein werf ich hinab,
Lass dein Söhnlein nur in Leid zurück!«
Da ertrug sie es nicht länger und antwortete: »Wirf, Liebster, her mir den Flügel dein,
Ich Lass mein Söhnlein in Leid zurück!«
Da warf ihr der Geliebte den Flügel herab, und sie flog davon.
Darauf kam dieser ihr Geliebter ums Leben, ob ihn nun jemand herab geschossen hat oder ob sonst seine Zeit gekommen war. Sie hat wieder niemanden, mit dem sie leben kann, denn der König, der vergebens auf sie gewartet hatte, heiratete eine Hexe, eine Laume.

So fliegt sie zum König bei Nacht, legt ihre Flügel ab, wäscht den Sohn, gibt ihm zu trinken und singt beim Wegfliegen: »Frauen schlafen, Herren schlafen, Frauen schlafen,
Wächter schlafen, Mägde schlafen.
Nur mein kleines Söhnlein wacht bei Nacht,
Liegt zu fremder Leute Füßen. Immer weint es bittre Tränen.«
Und wenn sie es in den Schlaf wiegt, schläft das Kind, bis seine Mutter wieder angeflogen kommt. Der König wundert sich, wie es kommt, dass das Kind so schläft. Einmal sah er, was sie tat, und er hörte sie beim Fortfliegen singen. Zu der Zeit kam zu ihm ein greiser Mann. Er fragt diesen Alten, wie er sie wiedererlangen könnte. Der Greis sagt: »Achte darauf, durch welches Fenster sie herein fliegt, gieße dort Pech aus, dann werden ihre Füße und Flügel festkleben; von der linken Hand ergreife sie, nach der rechten Hand wirf sie - wie sie Herrin war, so wird sie es wieder werden.« Der König machte es auch so: goss Pech aus - ihre Füße und Flügel blieben kleben; von der linken Hand ergriff er sie, nach der rechten Hand warf er sie - wie sie Herrin war, so wurde sie es auch wieder. Der König brachte die Laume um, und beide lebten wieder miteinander.

Auch ich bin dabei gewesen, Honigseim und Wein habe ich getrunken, über den Bart ist es mir gelaufen - im Munde habe ich nichts gehabt. Mit dem Ofenbesen bin ich gefahren, im Bastschuh habe ich mein Geld fortgeschafft. Mein Geld ist heraus gefallen, ihr habt es aufgelesen und euch diese Jacke dafür gekauft. Jetzt gebt sie mir zurück!