[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Schlaue, zwei Halbschlaue und ein Viertelschlauer

Es war einmal ein Padischah. Als sich alle Khane, Mullahs und Kadis seines Landes bei ihm einfanden und als mit fürstlicher Gerechtigkeit alle Fragen des Reiches gelöst waren, sprach der Padischah: »Meine Diener, ich danke euch dafür, dass ihr mir im Diwan-Khan mit eurem Rat geholfen habt. Erweist mir nun noch einen Dienst! Sagt, was ist am allerwichtigsten in meinem Reich? Was ist die Hauptsache für den Menschen, und was kann er nicht missen in seinem Leben?« Da erhob sich im Diwan-Khan ein Lärm wie auf dem Basar. Alle redeten durcheinander, und keiner wollte dem anderen zustimmen. Die einen waren der Auffassung, dass der Mensch nicht ohne Erde und ohne das, was es auf der Erde gibt, leben kann. Die anderen behaupteten, dass Glaube und Redlichkeit am wichtigsten seien und alles andere von Allah komme. Die dritten glaubten, dass das wichtigste auf der Welt die Freundschaft des Padischahs sei und dass der Mensch vor allem die Milde des Padischahs benötige. Als sich schließlich der oberste Mullah des Padischahs erhob, verstummten alle. Der Mullah sprach: »Das wichtigste ist Schlauheit, großer Padischah, ohne sie kann der Mensch nicht leben.« Dem Padischah gefielen diese Worte.

Der Mullah konnte es nicht unterlassen zu prahlen: »Großer Padischah, ehrlich gesagt, hilft mir sogar Allah mit Schlauheit. Meine Diener hüten mein Vieh und empfangen meine Gäste, ich aber gebe ihnen keinen Pfifferling dafür.«

»Du sprichst recht«, entgegnete der Padischah, »ich muss erreichen, dass Allah auch mir hilft in meinen Geschäften. Wenn ich den klügsten und gewandtesten Menschen ausfindig machen könnte, ich würde ihn zu meinem Oberschlauen bestellen, und den Khan, dem er dient, würde ich zum ersten Mann im Reich machen.« Da sagte der Khan des größten Auls im Reich: »Großer Padischah, betrachte es als abgemacht, dass mein Schlaukopf bereits an deinem Hofe ist. Er ist so schlau, dass ihn nicht einmal der Mullah übertölpelt.« Lächelnd erwiderte der Padischah: »Dann ist er in der Tat ein rechter Schlaukopf.« Der Mullah aber riet: »Stell ihn zuvor auf die Probe! Mag er seine Kunst beweisen!«

Der Khan eines mittelgroßen Auls fürchtete, eine Möglichkeit zu verpassen, um sich hervorzutun, und rief: »In meinem. Aul leben zwei Schlauköpfe. Mögen auch sie dir zu Diensten sein, großer Padischah!« Der Padischah lachte. »Wenn es zwei Schlauköpfe sind, so ist einer nur ein halber Schlaukopf. Stellt die Halbschlauen ebenfalls auf die Probe!« Da merkte der Khan aus dem Nachbaraul, dem kleinsten im ganzen Reich, dass er sich gegen die Starken nicht würde durchsetzen können, und sagte: »Großer Padischah, das ist ungerecht, es heißt zwar, in einem großen Aul findet man großen Verstand. Doch wir haben in unserem kleinen Aul einen Deli-Diwan. So findet sich auch bei uns ein Schlauer!« Verächtlich meinte der Padischah: »Na, dein Schlaukopf ist nur ein Viertelschlauer. Mag er zuerst seine Meisterschaft beweisen.«

Der Khan aus dem kleinen Aul kehrte in sein Khanat zurück und überlegte: Einen Deli-Diwan besitze ich zwar, doch wo nehme ich einen Schlauen her? So rief er den allerärmsten Mann zu sich, der nichts außer Hunger kannte, und sprach: »Du besitzt weder Land noch Schafe. Allah allein mag wissen, wie du es fertig bringst zu leben. Du bist nur ein Viertelschlauer, ich aber brauche einen Schlaukopf, der selbst den Mullah überlistet. Kannst du das?«

»Wenn die Menschen mir etwas befehlen, versuche ich's«, entgegnete der Arme, »wenn mir mein knurrender Magen etwas befiehlt, kann ich's!« Der Khan antwortete: »Nimm für deinen knurrenden Magen ein Schaf und versuche zunächst, die Schlauen im Nachbar-Khanat zu überlisten.« Der Arme schlachtete das Schaf, dörrte das Fleisch an der Sonne, hängte es an einen Nagel in der Vorratskammer und begab sich zum Khan, um zu erfahren, was er mit den Halbschlauen anstellen solle. »Finde ihre Dummheit heraus und bringe sie her, damit sie selbst sehen, wie dumm sie sind«, befahl der Khan. Der Arme zog aus, die Halbschlauen zu suchen, doch während er bei seinem Khan war und in den Nachbaraul zog, kamen beide Halbschlauen in den kleinen Aul und stahlen den gedörrten Hammel aus der Vorratskammer des Armen. Sie schleppten ihn heim, zerhackten ihn in zwei Hälften, konnten aber die Beute nicht untereinander teilen. So gingen sie zum Kaufmann, um sich eine Waage auszuleihen.

Der Arme erblickte unterdessen sein Dörrfleisch, wälzte sich den zerteilten Hammel auf die Schulter, trieb zwei Hammel der Schlauen vor sich her und kehrte nach Hause zurück. Zu seiner Frau sagte er: »Koch von dem Dörrfleisch, soviel du willst. Was sollen wir auf den Winter warten!« Die zwei Halbschlauen dachten, als sie merkten, dass das Dörrfleisch verschwunden war, die Hunde hätten es geholt. Übelgelaunt machten sie sich wieder auf in den kleinen Aul, weil sie hofften, etwas anderes zu erbeuten. Als sie anlangten, aß der Viertelschlaue bereits gekochtes Fleisch und lud Gäste zum Schmaus. »Tretet ein, liebe Leute, langt zu! Das Essen reicht für alle!« Die Schlauen des Nachbar-Khan, die wussten, dass der Arme in seiner Sakija keinerlei Vorräte besaß außer dem Dörrfleisch, das sie ihm gestohlen hatten, waren erstaunt, als sie das schmackhafte Fleisch im Topf, die Reste vom Dörrfleisch am Nagel und die zwei munteren Hammel im Hof sahen. Sie konnten sich nicht enthalten zu fragen: »Wie bist du so schnell reich geworden?« Der Schlaue erwiderte: »Nichts einfacher als das! Unser Khan ist heute verrückt geworden und tauscht gegen jeden gekochten Hammel zwei lebende ein.« Die Schlauen aus dem Nachbaraul fürchteten, dass ihnen der vorteilhafte Handel entgehen könne, kehrten schnurstracks heim, liehen sich im ganzen Aul Kochtöpfe aus, schlachteten alle ihre Schafe, kochten sie, warfen sie auf eine Arba und fuhren zum Viertelschlauen. Der führte sie zu seinem Khan. Der Khan lachte über die Schlauköpfe und jagte sie fort. Da merkten sie, dass der Arme sie überlistet hatte, und sie gingen zu ihrem Khan, um ihn zu bitten, sie zu Hofnarren zu ernennen, denn ein Dümmerer als sie würde sich kaum finden.

Der Khan des kleinen Auls indes gab dem Armen ein ganzes Reisfeld zur Nutzung und sprach: »So, Viertelschlauer, jetzt ist es an der Zeit, dass du dich in den großen Aul aufmachst.« Der Arme erntete den Reis, mahlte ihn, schüttete alles in einen riesigen Krug, flocht aus dem Reisstroh eine schöne Matte, die ausgedroschenen Rispen aber, die zu nichts nütze waren, stopfte er in einen Sack. Dann erbat sich der Arme vom Khan einen Maulesel, um die Reisrispen auf den Basar zu bringen. Als er noch dabei war, den Esel zu beladen, kam die Nachbarin auf den Hof gerannt. Sie wusste nicht, wie sie einen Sack Salz zum Basar befördern sollte. »Wozu hab ich den Esel?« meinte der Arme. Um einen fremden Esel ist's einem nie leid, umso weniger um einen vom Khan! Der Arme belud den geliehenen Esel mit seinem Sack, ließ die Nachbarin mit ihrem aufsitzen und schwang sich selbst auf den Esel. Das Tier war klatschnass, als es endlich mit seiner Last den Basar erreichte. Der Arme gab der Nachbarin ihren Sack, packte den Esel beim Zaumzeug, führte ihn durch die Kaufreihen und rief: »Ich komme aus einem Aul, in dem die Menschen nicht wissen, was Geld ist! In unserem Reich gibt es kein Geld! Heda, gute Leute, wer tauscht einen Esel mit Schlepplast gegen einen Esel mit anderer Schlepplast?«

Um die Zeit kehrte der Schlaue aus dem großen Aul aus dem Palast des Khans zurück, wo er Nüsse geknackt hatte. Die Schalen, in einen Sack geschüttet, brachte er auf seinem Esel nach Hause zum Verheizen. Er dachte bei sich: Ich werde mit diesem Dummkopf die Esel tauschen.

Man einigte sich über den Tausch. Die Männer wollten ihn gerade mit einem Handschlag bekräftigen, da rief der Arme aus: »Nein, Kaufmann aus dem großen Aul, bei uns wird anders Handel getrieben. Wenn man einen Esel mit Schlepplast gegen einen Esel mit anderer Schlepplast eintauscht, so muss man noch ein großes Maß Getreide draufgeben.« Der Schlaue aus dem großen Aul wurde zuerst zornig, dann aber dachte er: Wenn der Esel so verschwitzt ist, dann ist die Schlepplast schwer. Was mag in dem Sack sein? Er wurde so neugierig, dass er vor Ungeduld sofort auf dem Basar ein Maß Getreide kaufte und es dem Armen gab. Der kehrte mit Getreide für den ganzen Winter und mit Nussschalen zum Heizen des Herdes heim, trieb den Esel zum Khan und wollte gerade von seinem Tauschgeschäft erzählen, als er den Schlauen auf dem verschwitzten Esel heran reiten sah. Der Schlaue aus dem großen Aul schrie schon von weitem: »Heda, Mann! In eurer Gegend kennen die Menschen zwar kein Geld, du aber kennst offenbar kein Gewissen! Meine Nussschalen sind gut zum Verheizen, was aber soll ich mit deinen Rispen anfangen?« Antwortete der Arme: »Du alter Trottel! In unserem Aul sind die Rispen wertvoller als der ganze Reis! Man pustet sie wie Pusteblumen in alle vier Winde!«

Als der Khan vernahm, wie dumm sich der Schlaue aus dem großen Aul benommen hatte, hielt er sich den Bauch vor Lachen, gab dem Armen Lebensmittel, ausreichend für den ganzen Winter, und Brennstoff obendrein und sprach: »Nun, da du auch den Schlauen aus dem großen Aul überlistet hast, wird es Zeit, dem Mullah ein Schnippchen zu schlagen. Verdinge dich bei ihm als Tagelöhner und sieh, dass er dir den Lohn nicht schuldig bleibt.« Entgegnete der arme Mann: »Wenn man keine Angst mehr vor dem Winter hat, was braucht man da den Mullah zu fürchten.«

Doch der große Schlaue fürchtete den Zorn seines Khan und schlug dem Viertelschlauen vor: »Wollen wir uns nicht zusammen beim Mullah verdingen?« Der Arme war einverstanden. »Abgemacht. Wenn wir uns bei unseren Geschäften einig geworden sind, warum nicht auch bei der Arbeit.«

Der Mullah des Padischahs freute sich aufrichtig, als sich gleich zwei Männer zur Arbeit anboten. Im Stillen dachte er: Allah steht mir tatsächlich bei. Eben sind zwei Tagelöhner auf und davon, da kommen schon zwei andere. Mögen die nur versuchen, mir den Lohn abzuluchsen! Laut aber sagte er: »Ich weiß gar nicht recht, ob ich euch nehmen soll. Die Arbeit ist eigentlich viel zu leicht. Mein Lieblingsöchslein muss nur geweidet und für meine Gäste muss nur die Tafel gerichtet werden. Auch die Arbeitsbedingungen sind einfach. Gebt ihr auf das Öchslein nicht Acht, so spann ich euch selber ins Joch. Andernfalls will ich euch reich entlohnen... Was würdet ihr denn so für ein Tagewerk verlangen?« Der Arme schlug vor: »Gib uns das Öchslein, Herr.« Erstaunt fragte der Mullah: »Wie wollt ihr es unter euch teilen?« Erwiderte der Arme: »Ganz einfach, ich kriege das Fell, und der andere nimmt das Fleisch.« Der Schlaue aus dem großen Aul erkannte sofort, dass diese Abmachung vorteilhaft für ihn sein würde, und stimmte zu. Der Mullah sagte: »Ich bin auch einverstanden. Nur stelle ich eine Bedingung: Ihr arbeitet ein Jahr bei mir, dann erst rechnen wir ab. Geht ihr eher, so nehmt's mir nicht übel, wenn ich euch nicht einmal den Kisjak von meinem Öchslein gebe.«

Morgens fragte der Mullah: »Wer will heute mein Öchslein weiden, und wer wird die Tafel für meine Gäste richten?« Der große Schlaukopf dachte, dass dort, wo sich Gäste einfinden, auch ein Gläschen für den Diener abfällt. So rief er eifrig: »Ich bereite die Tafel.« Der Arme nickte. »Schön, dann hüte ich das Öchslein.« Er trieb das Öchslein auf die Weide, ließ es friedlich grasen und führte es zur Tränke an den Fluss. Doch als er sich in aller Ruhe in der Sonne ausstrecken wollte, sprang das Öchslein miteins wie ausgewechselt über die Weide. Man weiß ja, wenn dem Mullah ein Teufel in der Seele sitzt, so sitzt in seinem Hausvieh zumindest ein halber. Das Öchslein reckte den Schwanz steil in die Höhe und jagte davon über Stock und Stein. Dem Armen flimmerte es förmlich vor den Augen. Er konnte nur einen einzigen Gedanken fassen: Wenn ich das Öchslein nicht wohlbehalten nach Hause kriege, muss ich selber ins Joch! Bis zum Abend rannte der Arme atemlos hinter dem störrischen Tier her, getrieben von der Angst, es zu verlieren. Er stieß sich die Füße wund an den spitzen Steinen und stach sich die Haut blutig an den Dornen. Dennoch konnte er sich am Abend nicht enthalten, den großen Schlauen zu hänseln: »Armer Kerl, hast sicher an den Kochtöpfen am Herd geschwitzt. Meine Arbeit aber war das reinste Vergnügen! Hab das Öchslein auf die Weide getrieben und bin selbst in den Weinberg gestiegen. Da hab ich's mir bis zum Abend gut sein lassen.«

»Ich hab's noch besser getroffen«, log der große Schlaukopf. »Die Gäste haben viel getrunken und auch mir manches Gläschen spendiert. Ich torkle noch immer wie betrunken.«

Der Schlaukopf torkelte aber nicht etwa vom Wein, sondern von der Arbeit. Für den Mullah sind nämlich die besten Gäste die Toten: Sie bringen ihm Geld. Deshalb zwang er seine Tagelöhner, im Voraus schon Grabtafeln für die Gäste anzufertigen. Der Schlaue musste sie hin und her schleppen und mit Hammer und Meißel bearbeiten. Dabei hatte er sich die Finger wund geschlagen. Am nächsten Morgen sagte deshalb der große Schlaukopf: »Lass mich heute das Öchslein weiden. Ich habe meinen Rausch von gestern noch nicht recht ausgeschlafen. Da würde mir frische Luft gewiss gut tun.« Der Arme war einverstanden. »Nur zu, Bruder, aber lass dein Hemd und die Stiefel daheim! Es ist schöner, wenn einem die Sonne direkt auf den Buckel brennt.« Der große Schlaukopf zog Hemd und Stiefel aus und trieb das Öchslein barfüßig in die Berge. Er stand auf der Weide. Als das Öchslein dann aber wie wild davonrannte, musste er die Füße in die Hand nehmen. Da zerstachen ihm vielleicht die Dornen die Haut! Und wie erst stieß er sich an den Steinen die bloßen Füße wund! Wütend dachte er: Da hat mich der Viertelschlaue ja schön hereingelegt. Hätte ich wenigstens die Stiefel anbehalten! Erst gegen Abend gelang es dem Schlauen, das Öchslein zu bändigen. Er trieb es zurück in den Aul und hätte vor Schmerzen am liebsten laut geheult! Deshalb schlug er dem Armen vor: »Komm, wir wollen die Vereinbarung brechen.« Meinte der Arme: »Wozu, wir können das Öchslein bei Nacht abschlachten und machen uns auf und davon. Dann haben wir wenigstens den Mullah überlistet.«

Nachts aber sperrte der Mullah das Öchslein in den Hof, den eine hohe Mauer umgab. Meinte der große Schlaukopf: »Dann musst du dich an einem Strick in den Hof hinab lassen, und ich seile dich hoch, wenn du fertig bist. Schau nur zu, dass du das Öchslein gleich an Ort und Stelle abschlachtest und ihm das Fell abziehst, denn das Fleisch kriege ich, wie abgemacht, und du nimmst das Fell. Hier ist ein Sack fürs Fleisch.« Der Arme tat alles, wie sie es abgesprochen hatten, und flüsterte: »Fertig, seile den Strick ab.« Der große Schlaukopf entgegnete: »Knüpfe zuerst den Sack mit dem Fleisch an den Strick, hernach ziehe ich dich mit dem Fell hoch.« Bei sich aber dachte er: Sieh nur zu, wie du das Fell vom Mullah bekommst! Ich will dich lehren, den Leuten zu raten, Hemd und Stiefel auszuziehen!

Der Arme ahnte natürlich, dass der große Schlaukopf ihn im Hof zurücklassen wollte, legte das Fleisch auf die Erde, kroch in den Sack, versteckte sich unter dem Fell, packte den Strick und schrie, so laut er konnte: »Jetzt los!« Der große Schlaukopf fürchtete, dass der Mullah von dem lauten Geschrei erwachen könne, und zog den Sack aus Leibeskräften hoch, warf ihn über die Schulter und rannte in den Wald. Die Füße brannten ihm vor Schmerz, der Sack schlug ihm gegen den Rücken, der noch immer voller Dornen steckte, er aber rannte, was das Zeug hielt, und freute sich insgeheim: Jetzt wird der Viertelschlaue beim Mullah sein blaues Wunder erleben!

Der Mullah aber war in dieser Nacht gar nicht daheim. Er war mit dem Padischah und den Khanen, die beim Padischah zu Gast weilten, in den Wald auf Jagd gezogen. Die Hunde des Padischahs witterten das Ochsenfell, umkreisten den großen Schlaukopf und bellten und japsten aufgeregt. Der Arme erschrak, denn er glaubte, die bösen Wolfshunde der Hirten von den Winterweiden hätten ihn umkreist, und rief aus dem Sack: »He, Freund, lass die Hunde bloß nicht das Fleisch fressen! Schultere den Sack, so hoch du kannst!« Inzwischen kam der Padischah mit seinem Gefolge herbei geritten.

Als der Mullah das Ochsenfell sah, heulte er auf vor Wut. Er erkannte, dass Allah ihm mit der Schläue nicht mehr beistand. Als der Arme aus dem Sack des Schlauen kroch und alle sahen, dass kein einziges Stück Fleisch im Sack war, sprach der Padischah zum Khan aus dem großen Aul: »Wie sich zeigt, ist dein Schlaukopf in Wirklichkeit nur ein Viertelschlauer. Der wirklich Schlaue aber ist dieser Mann dort!« Der Arme diente fortan dem Khan, der Schlaue aus dem großen Aul aber wurde sein Diener. Denn der Mensch kann nicht ohne Verstand leben. Bei einem verständigen Herrn aber wird selbst der dümmste Diener klüger.