[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Kater und die Füchsin

Es war einmal ein Mann, der hatte einen Kater. Das war ein ganz Schlimmer, ein rechter Tunichtgut. Der Mann wurde seiner überdrüssig, überlegte hin und her, dann steckte er den Kater in einen Sack und trug ihn in den Wald. Dort ließ er ihn laufen. - Mag er umkommen!

Der Kater streifte durch den Wald und kam an ein Häuschen. Er kletterte auf den Dachboden und ließ es sich wohl sein. Plagte ihn der Hunger, ging er in den Wald fing sich Vögel und Mäuse, tat sich gütlich daran und huschte wieder auf den Dachboden, aller Sorgen enthoben.

Wieder einmal ging der Kater im Wald spazieren, da begegnet ihm die Füchsin.

Sie sieht den Kater und wundert sich: »So viele Jahre lebe ich jetzt schon im Walde, ein solches Tier aber ist mir noch nicht begegnet!«

Die Füchsin verneigte sich vor dem Kater und fragt ihn: »Wer bist du, braver Bursche? Wie kommst du hierher und wie soll man dich anreden?«

Der Kater sträubte das Fell und antwortet: »Man nennt mich Kater Krallerich, ich komme aus den Sibirischen Wäldern, bin zu euch als Waldkönig entsandt.«

»Ach, Kater Krallerich«, spricht die Füchsin, »bisher hab' ich von dir noch nichts gehört und nichts gesehen, komm doch mal und besuche mich!«

Der Kater ging zur Füchsin. Sie brachte ihn in ihren Bau und setzte ihm allerhand Wildbret vor, dabei fragte sie ihn aus.

»Kater Krallerich bist du verheiratet oder noch ledig?«

»Ich bin ledig.«

»Ich, die Füchsin Listig, bin auch noch ein Mädchen. Nimm mich doch zur Frau!«

Der Kater willigte ein, und sie feierten ein fröhliches Fest.

Anderen Tages ging die Füchsin aus, die Vorräte zu ergänzen, der Kater blieb daheim.

Kreuz und quer lief die Füchsin und hatte endlich eine Ente ergattert.

Sie trägt sie heim, da begegnet ihr der Wolf.

»Halt, Füchsin! Gib die Ente her!«

»Nein, ich gebe sie nicht her!«

»So nehm' ich sie dir weg!«

»Und ich sage es dem Kater Krallerich, der wird dich dem Tode überantworten.«

»Wer ist denn dieser Kater Krallerich?«

»Hast du es denn noch nicht gehört? Aus den Sibirischen Wäldern ist er zu uns als Waldkönig entsandt! Bis jetzt war ich das Mädchen Füchsin, heut' bin ich unseres Königs Frau.«

»Davon hab' ich noch nichts gehört, Füchsin Listig. Könnte ich mir den Waldkönig nicht einmal ansehn?«

»Oje! Kater Krallerich ist furchtbar böse: wer ihm nicht nach dem Sinn ist, den frisst er auf der Stelle! Ich rate dir, hol einen Hammel und bring ihm den zum Gruß. Leg ihn in Sichtweite vor den Bau, selber aber verstecke dich, damit der Kater dich nicht sieht, sonst könnt' es dir schlecht ergehen.«

Der Wolf lief nach einem Hammel, die Füchsin aber lief ihrem Bau zu.

Da begegnet ihr der Bär.

»Halt, Füchsin, wem bringst du die Ente? Gib sie her!«

»Mach, dass du wegkommst, Bär! Ich sag' es sonst dem Kater Krallerich, der wird dich dem Tode überantworten!«

»Wer ist denn dieser Kater Krallerich?«

»Na, der aus den Sibirischen Wäldern als Waldkönig zu uns entsandt ist. Ich war bis jetzt das Mädchen Füchsin, heut' bin ich die Frau des Königs.«

»Könnte man unseren König nicht einmal sehen, Füchsin Listig?«

»Oje! Kater Krallerich ist furchtbar böse: wer ihm nicht behagt, den frisst er auf der Stelle! Geh, richt ihm einen Ochsen und bring ihm den zum Gruß. Pass aber gut auf, leg den Ochsen in Sichtweite vor den Bau, du selber aber versteck dich, dass König Krallerich dich nicht sieht, sonst könnt' es dir schlecht ergehen!«

Der Bär trollte sich und suchte nach einem Ochsen, die Füchsin aber lief nach Hause.

Der Wolf hatte den Hammel gebracht, hat ihm das Fell, abgezogen und steht nun da und überlegt. Da bringt der Bär auch schon den Ochsen angeschleppt.

»Sei gegrüßt, Meister Petz!«

»Desgleichen, Bruder Wolfsblut! Hast du die Füchsin mit ihrem Mann nicht gesehen?«

»Nein, Meister Petz, ich warte ja selber auf sie.«

»So geh doch mal hin und rufe sie«, sagte der Bär zum Wolf.

»Nein, Meister Petz, ich geh' nicht, ich bin so unbeholfen, geh du lieber«

»Nein, Bruder Wolfsblut, mir steht das nicht zu, ich bin so zottig und krummbeinig!«

Da kommt - ich weiß nicht woher - ein Hase daher. Der Wolf und der Bär brüllen ihn an: »Hierher, du Schneller!«

Der Hase duckt sich und legt die Ohren an.

»Du, Hase, bist wendig und flink auf den Beinen, lauf zur Füchsin und melde ihr, dass Meister Petz mit Bruder Wolfsblut schon lange bereit sind. ›Sie erwarten dich‹, so sagst du, ›mit deinem Manne, dem König Krallerich, und möchten euch einen Ochsen und einen Hammel zu Füßen legen.‹«

Der Hase lief zur Füchsin, so schnell ihn seine Beine tragen wollten. Der Bär und der Wolf aber überlegten, wo sie sich wohl verbergen könnten.

Der Bär sagt: »Ich klettere auf eine Kiefer.«

Da spricht der Wolf zu ihm: »Und wo bleibe ich? Ich kann ja nicht auf Bäume klettern. Verbirg mich irgendwo.«

Der Bär versteckte den Wolf im Gebüsch und deckte ihn mit trockenem Laub zu, er selber aber kletterte auf eine Kiefer, bis in den äußersten Wipfel hinauf. Dort sitzt er nun und hält Ausschau nach dem König und der Füchsin.

Unterdessen war der Hase am Fuchsbau angekommen: »Meister Petz und Bruder Wolfsblut schicken mich her, zu melden, dass sie beide schon sei langem dich und deinen Mann erwarten. Sie bringen euch einen Ochsen und einen Hammel zum Gruß.«

»Lauf, Schneller, wir kommen gleich.«

Der Kater und die Füchsin machten sich auf den Weg.

Der Bär sieht sie kommen und sagt zum Wolf: »Was ist doch der König Krallerich für ein kleiner Kerl?«

Der Kater stürzte sich gleich auf den Ochsen, sträubte das Fell, riss das Fleisch mit Krallen und Zähnen und maunzte dazu, als wäre er wunder wie böse: »Miau, miau!«

Wieder sagt der Bär zum Wolf: »Groß ist er zwar nicht, dafür aber gefräßig! Wir könnten's zu viert kaum schaffen, ihm scheint es allein zu wenig. Pass auf, er wird sich auch noch an uns, ranmachen!«

Der Wolf wollte doch auch den neuen König sehen, doch war das durch all die Zweige und Äste unmöglich. So fing er denn heimlich an, die Blätter beiseite zu schieben. Der Kater hörte es rascheln, dachte, es sei eine Maus, und sprang mit einem Satz - dem Wolf direkt ins Gesicht und schlug ihm auch noch die Krallen in die Schnauze.

Der Wolf erschrak, sprang auf und raste davon.

Der Kater aber war selber erschrocken und jagte den Baum hinauf, auf dem der Bär saß.

»Herrje!« dachte der Bär, »er hat mich gesehen!«

Herunterklettern war nicht mehr möglich, und so ließ er sich denn vom Baum auf die Erde plumpsen, dass ihm schier die Eingeweide zerrissen! Schnell sprang er auf und machte, dass er davonkam.

Die Füchsin aber schrie ihnen nach: »Lauft, lauft! Er will euch zerreißen!«

Von dem Tage an fürchteten sich alle Tiere des Waldes vor dem Kater. Die Füchsin aber und der Kater versorgten sich den Winter mit Fleisch und lebten in Saus und Braus und leben auch heute noch.