[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Hund als Retter

Sieben Mädchen zogen zum Fluss auf Krebsfang, ein Hund begleitete sie. Sie fingen auch eine ganze Menge Krebse, aber es dauerte nicht lange, da verfolgte sie der Jengu, ein Wasserdämon, der in diesem Fluss lebte. Die Mädchen nahmen Reißaus und liefen in den Wald. Dort aber kamen sie vom Weg ab und gelangten zum Haus einer alten Frau. Die Alte empfing sie mit den Worten: »Ich sehe, ich habe Kinder bekommen.«

»Und wir haben wieder eine Mutter«, erwiderten die Mädchen. Nun fragte die alte Frau: »Möchtet ihr etwas essen?« Das wollten die Mädchen natürlich. Aber als das Essen gebracht wurde, warnte der Hund: »Ihr Mädchen, esst auf keinen Fall davon!« Sie beachteten seine Warnung nicht und wollten auch ihm et- was abgeben. Der Hund aber nahm von den Speisen der alten Frau nichts an, denn wer davon gegessen hatte, dem konnte die Alte die Augen ausstechen. In der Abenddämmerung gab die alte Frau den Mädchen Schlafmatten. Sie legten sich nieder, und der Hund rollte sich in ihrer Nähe zusammen.

In der Nacht, als die Mädchen fest schliefen, schlich die Alte herbei und stach mit einem kleinen Messer einer nach der anderen die Augen aus. Der Hund aber, mit dem sie das Gleiche vorhatte, knurrte sie böse an: »Rr-rr-rr!« Da ließ sie von ihm ab und entfernte sich, um die wilden Tiere zusammenzurufen. Mit ihnen wollte sie sich dann über die Mädchen hermachen und sie auffressen.

Kaum war die Alte fort, bereitete der Hund Bambusmark zu, man nennt es Eyengenge, und das jammerte, als es fertig war, genauso wie die Mädchen. Nun formte der Hund daraus Augen, setzte sie den Mädchen ein, und sie konnten wieder sehen. »Jetzt müssen wir sofort fliehen«, trieb der Hund die Mädchen zur Eile an, »wenn die Alte wiederkommt, will sie euch töten!« Schnell verließen sie das Haus und fanden glücklicherweise auch bald auf den Weg zurück, so dass sie nach Hause zurückkehren konnten.

Als die wilden Tiere kamen und die Mädchen nicht mehr fanden, forderten sie von der Alten die versprochene Beute. »Sie sind entwischt«, antwortete ihnen die Alte. Da wurden die Tiere zornig und sprachen: »Du hast uns belogen, nun werden wir dich fressen!« Die Alte schlüpfte in ihr Haus. Sie schnitt sich einen Arm ab und reichte ihn den Tieren hinaus. Doch kaum hatten die Tiere ihn gefressen, wollten sie mehr haben. Nun schnitt sich die Frau ein Bein ab und gab es den Bestien. aber sie riefen: »Wir wollen mehr!« Da reichte sie ihnen die Brüste heraus, und als sie wieder mehr verlangten, die Ohren. und weil auch das nicht genug war, schnitt sie sich die Nase ab. Aber nun riefen die Tiere: »Von diesen Einzelstücken werden wir niemals satt, wir wollen dich ganz!« Darauf töteten sie die Alte und fraßen sie mit Haut und Haar.