[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der gefräßige Kürbis

Diese Geschichte handelt von einem Kürbis und einem Mädchen. Es war einmal ein reicher Mann namens Alabarma. Er hatte viel Geld, aber keine Kinder. Eine seiner Nebenfrauen namens Watapansa hatte indes eine Tochter, und Alabarma wollte, dass ihr kein Leid geschehe. Das Mädchen hieß Furaira.

Eines Tages nahm ihre Mutter sie auf den Rücken und ging mit ihr in den Busch, um ihre Notdurft zu verrichten. Furaira entdeckte einen kleinen Kürbis, den einzigen, den der Mutterkürbis hatte, und sagte: »Watapansa, pflücke mir den kleinen Kürbis.« Aber Watapansa sagte: »Was soll denn das, Furaira, ein einziger kleiner Kürbis. Schau, da ist der Mutterkürbis, den pflücke ich dir.« Aber Furaira begann zu weinen, und ihre Mutter sagte: »Wenn du unbedingt weinen willst, weine halt. Ich pflücke dir den Kürbis jedenfalls nicht.«

Sie kehrten heim, und das kleine Mädchen weinte immer noch. Ihr Vater fragte sie nach dem Grund, und ihre Mutter berichtete die ganze Geschichte.

Der Vater sagte: »Geh zurück und pflück ihr den Kürbis.« Die Mutter kehrte zurück, pflückte den kleinen Kürbis und gab ihn ihr.

Von diesem Tag an lief der Kürbis dem Mädchen hinterdrein und sagte ständig: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.« Da kamen alle angelaufen, überzeugten sich und sagten: »Seht Furaira, der Kürbis folgt ihr überallhin und verlangt Fleisch zu fressen.«

Alabarma sagte: »Bringt ihn zu den Ziegen.« Der Kürbis wurde zu den Ziegen gebracht. Er fraß sie alle auf. Er wurde zu anderen Ziegen gebracht. Auch die fraß er auf. Und er fraß weiter, bis er dreihundertfünfzig Ziegenherden verschlungen hatte. Aber dann kam der Kürbis zurück und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.«

Sie berichteten es ihrem Vater, und der sagte: »Bringt ihn zur Schafherde.« Er wurde zu den Schafen gebracht und verschlang eine Herde von siebenhundert Schafen. Dann kam er zurück, folgte dem Mädchen wieder überall nach und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.«

Und die Leute sagten: »Er hat die Schafherde aufgefressen, ist zurückgekommen und läuft wieder dem Mädchen nach.« Ihr Vater sagte: »Bringt ihn zu den Rindern.« Man brachte ihn zu den Rindern. Er fraß die ganze Herde auf. Dann kam er zurück, lief dem Mädchen wieder nach und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.«

Sie berichteten es ihrem Vater, und der sagte wieder: »Bringt ihn zu den Kamelen.« Man brachte ihn zu den Kamelen. Er fraß alle auf, kehrte zurück, lief wieder dem Mädchen nach und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.«

Und sie sagten: »Zu den Sklavenquartieren mit ihm.« Man brachte ihn in die Sklavenquartiere. Er fraß alle Sklaven auf, kehrte zurück und lief dem Mädchen wieder nach und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.«

Ihr Vater sagte: »Bringt ihn auf die Weide.« Sie brachten ihn auf die Weide, und er fraß alle Leute auf, die dort waren, kam zurück und sagte: »Fleisch muss ich fressen, Furaira, Fleisch muss ich fressen.« Und er fraß weiter, bis er alles aufgefressen hatte, Menschen, Rindvieh, Ziegen, Schafe, Kamele, Pferde, alles fraß er, sogar Hühner und Perlhühner, Enten, Tauben, alles. Übrig blieb nur der Hausherr.

Der Kürbis lief wieder dem Mädchen nach. Es floh zu seinem Vater, und der Vater sagte: »Außer mir gibt es nichts mehr. Wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so friss mich.« Und der kleine Kürbis packte und verschluckte ihn. Dann lief er dem Mädchen wieder nach.

Furaira floh zum Opferwidder ihres Vaters. Der Kürbis rollte immer näher, und wie er das Mädchen packen wollte, sprang der Opferwidder herzu und packte den Kürbis mit seinem Hörn. Da platzte er, und heraus kamen sie alle, Schafe, Ziegen und das Vieh. Das war's. Ab mit dem Rattenkopf.