[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Fuchs und die Löwin

Einmal begegnete der Fuchs auf der Jagd einer Löwin, die mit ihren Jungen unterwegs war. Er sprach sie an: »Guten Tag! Wie viele Kinder du hast und wie klug sie aussehen! Vertrau sie mir doch an, auf dass ich sie unterrichte, ich bin Lehrer. Nach einer Weile kannst du kommen und sie dir ansehen.« Die Löwin war einverstanden und sagte: »Nimm sie und gib gut acht auf sie!« Der Fuchs zog mit den Löwenkindern davon. Bald darauf traf er Paviane und lud sie ein: »Hier ist Fleisch, ich habe es euch mitgebracht. lasst uns die Löwen töten und sie essen!« Und sie töteten die Löwenkinder und aßen sie auf.

Nach einiger Zeit kam die Löwin, aber der Fuchs war auf die Jagd gegangen. Da fragte sie die Paviane: »Wo ist der Fuchs? Er hat meine Kinder zu sich genommen und gesagt, er wolle sie hüten.« Da antworteten ihr die Paviane: »Bah! Deine Kinder sind gefressen worden; suche den Fuchs und bringe ihn vor Gericht!« Wütend ging die Löwin, suchte den Fuchs und traf ihn bald darauf. Als die Löwin verlangte, ihre Kinder zu sehen, meinte der Fuchs: »Die Kinder habe ich eben zum Unterricht geschickt, komm und höre, wie sie in der Schule singen.« Er führte die Löwin zu einem Bienenschwarm und sagte: »Deine Kinder sind hier drin. Horch, wie sie singen! Warte nur, sie werden bald herauskommen, ich muss eilig fort.«

Die Löwin wartete. Es kam aber niemand heraus, nur die Affen tauchten schließlich auf und sagten zur Löwin: »Bist du nicht recht bei Trost? Der Fuchs hat gelogen, was du hörst, sind Bienen!« Die Löwin platzte fast vor Wut und machte sich wieder auf die Suche nach dem Fuchs. Doch wenn sie ihn sah, konnte sie ihn nicht erwischen. Sie rannte, was sie konnte, aber der Fuchs war stets schneller. Einmal bemerkte sie, wie der Fuchs mit seiner Familie auf einen hohen schmalen Felsen kletterte, der oben ausgehöhlt war. Als die Löwin ebenfalls hinaufklettern wollte, gelang es ihr nicht. Sie lief weg und forderte einen Leoparden auf, mit ihr zum Felsen zu kommen. Als die beiden sich dem Felsen näherten, befahl der Fuchs seiner Frau:

»Wenn sie herankommen, kneife eins der Kinder.« Die Frau tat, wie ihr geheißen, und kniff ein Kind. Da fragte der Fuchs mit lauter Stimme: »Nanu, mein Kind, warum weinst du?« Frau Fuchs antwortete: »Es hat Hunger!« Der Fuchs erwiderte: »lass nur, es wird gleich satt sein. Ich bat die Löwin gestern schon, mir einen Leoparden zu suchen, und siehe, da kommt sie an und bringt ihn.« Als der Leopard das hörte, rannte er schleunigst davon. Die Löwin versuchte vergeblich, ihn zurückzuhalten und schrie: »Komm doch her, der Fuchs ist ja nur ein kleines nichts sagendes Tier.« Aber der Leopard lief, ohne sich umzuwenden. Am nächsten Tag überredete die Löwin zwei Leoparden, und der Fuchs betrog sie auf die gleiche Weise.

Nun gab die Löwin alle Hoffnung auf. Wenig später trafen der Fuchs und die beiden Leoparden im Feld aufeinander. Die Leoparden fragten: »Bist du es etwa, der uns neulich wegrennen ließ?« Der Fuchs antwortete: »Ja, was wollt ihr nun tun?« Die Leoparden riefen: »Wir werden dich töten! Wer bist du denn überhaupt?« Da entgegnete der Fuchs: »Wisst ihr nicht, dass ich einer bin, der Leoparden tötet? Ich werfe sie ins Wasser. Ja, ich! Kommt und schaut euch die Leoparden an, die ich bereits getötet habe!« Die Leoparden folgten ihm. Als sie ins Wasser schauten und ihr Spiegelbild sahen, rissen sie aus. Der Fuchs blieb zurück und wollte sich totlachen über ihre Dummheit.