[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Fuchs und der Sperling

Ein Kater stieß einmal einen Topf mit Sahne um. Als die Hausfrau das sah, packte sie den Kater beim Genick, prügelte und prügelte ihn und jagte ihn aus dem Haus. Was soll der arme Heimatlose nun machen? Er schleicht über die Felder dahin.

Da begegnet ihm der Fuchs. »He, Katerchen, wohin gehst du?« fragt der Fuchs. »Wohin kann ich wohl gehen! Die Sahne habe ich verschüttet, die Frau hat mich aus dem Hause gejagt. Ich sehe ein, ich habe mich versündigt - nun gehe ich zur Beichte.«

»Da ist mir deine Sünde aber kleiner als meine! Wie viele Gänslein, wie viele Hühnchen habe ich nicht schon gerissen! Wenn du also weißt, wohin man zur Beichte gehen kann, komme ich mit.«

Also gehen sie beide zusammen, der Kater und der Fuchs. Wie sie so dahin zogen, begegneten sie dem Wolf. »Wohin geht ihr denn beide?« fragt der Wolf. »So und so, wir gehen zur Beichte.«

»Oh, da sind eure Sünden aber geringer als meine. Wie viele Schäfchen, wie viele Schweinchen habe ich nicht schon weggeschleppt! Wenn ihr beide nun schon zur Beichte geht, komme ich auch mit.«

So gehen sie alle drei und kommen an eine Wolfsgrube. Quer über die Grube ist eine Stange gelegt. »Na, hier ist es«, sagt der Kater, »hier werden wir beichten. Wer von uns auf der Stange über die ganze Grube kommt, dem werden seine Sünden vergeben; doch wer hineinfällt, der bleibt ein Sünder. Ich als der größte Sünder versuche es zuerst.« Der Kater - tip-tip, und schon ist er über die ganze Stange gelaufen. Jetzt kommt der Fuchs. Er ging und ging bis zur Mitte, doch kaum ist er über der Mitte angelangt - pardauz! -, schon liegt er unten in der Grube.

Jetzt kommt der Wolf. Auch der machte es so: Er ging und ging bis zur Mitte, doch - pardauz! - ist auch er in die Grube gestürzt.

Der Kater zog los und ging seiner Wege.

Der Wolf in der Grube sprang hierhin und dorthin. Schließlich aber gelang es ihm, irgendwie herauszuspringen, und auch er zog seines Weges.

In der Grube blieb nur der Fuchs. Er ist kleiner und kann deshalb nicht herausspringen. Wie sehr er sich auch anstrengt und aus Leibeskräften springt, er kommt und kommt nicht heraus. Schließlich fängt er an sich umzuschauen, und da erblickt er am Rande der Grube ein Weidenbäumchen und darauf kleine, eben aus den Eiern geschlüpfte Spätzchen. Der Fuchs ging nahe an den alten Sperling heran, der auf seinen Kindern saß, und sagte: »Ich werde deine Kinder fressen, wenn du mich nicht aus der Grube befreist!« Der Sperling überlegte, überlegte... Schade wär's um die Kinder! »Ich werde dich befreien, nur warte ein bisschen!«

Da flog der Sperling aus der Grube, flog hierhin, flog dorthin und kehrte schließlich mit einem Schwarm anderer Vögel zurück. Wie eine Wolke von Vögeln kamen sie daher! Sie fingen an, allerlei Hälmlein herbei zu tragen. Sie trugen und trugen, bis die Grube voll war. Auf den Hälmlein kletterte der Fuchs aus der Grube. Er klettert über den Rand der Grube und ist so hungrig - schlimmer geht's nicht mehr! Denn seht mal: Die ganze Nacht hat er nichts zu fressen bekommen, nicht einmal ein Krümchen Käse. Wegen der Beichte war er ganz aus der Ordnung gekommen.

Da ging der Fuchs zum Sperling und sagte: »Höre, wenn du mir ein herrschaftliches Frühstück besorgst, werde ich deine Kinder nicht fressen; wenn aber nicht, dann fresse ich sie!« Der Sperling überlegte, überlegte... Schade um die Kinder! Er sagt: »So warte ein bisschen!« Eben kommt der Hirtenjunge mit dem Frühstück aus dem Hause. Das sah der Sperling und sagte zum Fuchs: »Lass dich nur nicht blicken, dann wirst du auch ein herrschaftliches Frühstück bekommen.«

Da flog der Sperling zum Hirtenjungen, und - batz! hockte er sich genau vor seine Füße. Der Junge stellt die Töpfe auf die Erde und versucht, den Sperling zu haschen. Schwirr-schwirr - flog der Sperling ein Stückchen weiter und plumpste wieder auf die Erde. Der Junge lässt seine Töpfe stehen und jagt hinterher. Der Sperling wieder weiter - der Junge hinterher, immer weiter von den Töpfen weg. Der Fuchs lief herbei, fraß die Töpfe leer und machte sich gesättigt davon.

Doch dann ging er wieder zum Sperling und sagte: »Bring mich zum Lachen, und ich werde deine Kinder nicht fressen; tust du's nicht, so fresse ich sie!« Der Sperling überlegte, überlegte... und sagte schließlich: »Komm mit! Ich werde dir etwas sehr Lustiges zeigen!« Der Sperling fliegt voraus, und der Fuchs läuft hinter ihm her. Sie kommen zu einer Scheune. Dort ist ein Vater mit zwei Söhnen beim Dreschen. Vom Dreschen erhitzt und verschwitzt, hat der Vater seine Mütze abgenommen. Er hat einen ganz kahlen Kopf -. Der Sperling flog in die Scheune hinein, und der Fuchs setzte sich draußen vor die Tür. Und - schwirr! - schon sitzt der Sperling auf des Vaters Kahlkopf. Die Söhne, das sehen und - batz! batz! mit den Dreschflegeln auf den Sperling. Den Sperling treffen sie zwar nicht mehr, aber dafür mit Wucht den Kopf ihres Vaters - der stürzt zu Boden, so lang wie er ist. Der Fuchs sieht das durch die Tür, und »ha-ha-ha« lacht er schallend los!