[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Floh und die Fliege

Man erzählt sich, dass sich einmal die Fliege und der Floh trafen. Da sie sich seit langer Zeit nicht gesehen hatten, fragte die Fliege den Floh: »He, sage mir, mein Junge, weshalb bist du so bucklig? Denn soweit ich mich erinnere, warst du früher nicht so!«

»Wie sollte ich armer Kerl nicht bucklig sein«, antwortete der Floh, »da ich, solange es Nacht ist, nichts anderes tue, als unentwegt Lasten wälzen und heben, wahre Klötze!« Mit dieser Antwort wollte der Floh zu verstehen geben, dass er alle Nächte hindurch unter Menschen liegt. Wenn er sie beißt, wälzen sie sich nicht nur von der einen Seite auf die andere, sie purzeln manchmal aus dem Bett heraus, ja sie springen sogar oft, wie Verbrannte, aus dem Bette auf. Deshalb hat er den Buckel auf dem Rücken. »Aber du, liebe Fliege«, fragte drauf der Floh, »wieso hast du solche Glotzaugen? Denn soweit ich mich an dich von unserer früheren Bekanntschaft her erinnere, hattest du doch, als du jünger warst, kleinere und klarere Augen, nicht so große, rote und angeschwollene Augen, wie jetzt?«

»Wenn du erfahren willst, weshalb meine Augen so groß sind«, antwortete die Fliege, »dann höre nur gut zu. Seit einiger Zeit ist es mir eine Lust, mich auf die Nase oder das Gesicht der Menschen zu setzen und sie zu kitzeln. Die Menschen aber, die mein Kitzeln nicht ertragen können und mich ermorden wollen, ohrfeigen sich selbst, statt mich zu treffen, da ich, sobald ich sehe, dass sie ihre Hand gegen mich erheben, schnell fortfliege. Ich setze mich dann behaglich, in der Nähe nieder und sehe zu, wie sie aufbrausen und sich vergeblich Ohrfeigen geben. Es kommt mir dann das Lachen, und ich lache und lache solange, bis mir meine Augen anschwellen und rot werden vor Lachen. Schau, dies ist die Ursache, die du kennen lernen wolltest, weshalb meine Augen so groß sind. Oder warum ich Glotzaugen habe, wie du sie zu nennen beliebst.«