[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Glück und die Gelin

In einer Familie lebten drei Gelin - drei Schwiegertöchter - in Wohlstand und Eintracht. Eines Tages kam ihr gemeinsames Glück zur ältesten Gelin und sprach: »Meine Liebe, bitte mich um alles, was du begehrst, denn ich will fort von hier.« Die älteste Gelin nickte: »Gib mir recht viele Schätze, dann kannst du ziehen, wohin du magst.« Das Glück schenkte ihr alles, wonach es sie gelüstete, und ging zur mittleren Gelin. »Meine Liebe«, sprach es zu ihr, »ich muss an einen anderen Ort gehen, deshalb erbitte dir zum Abschied alles von mir, wonach dich gelüstet.« Auch diese Gelin war es zufrieden: »Bevor du weggehst, schenke mir recht viel Geld.«

»Sei's drum«, erwiderte das Glück, befriedigte die Wünsche der Mittleren und wandte sich an die jüngste Gelin. »Mein liebes Kind, ich muss dieses Land verlassen«, verkündete es. »Bevor wir uns trennen, will ich dir jedoch alles geben, was du dir ersehnst. Wenn du magst, so nimm Gold oder, wenn dir das lieber ist, Silber.«

»Schade, dass du uns verlässt.« Die jüngste Gelin war aufrichtig betrübt. »Doch weder Gold noch Silber oder andere Schätze wünsche ich mir. Schenke uns vielmehr Gesundheit und Freundschaft, alles andere wollen wir uns selbst erwerben.«

»Wenn du mich nur darum bittest«, erwiderte das Glück, »weshalb sollte ich dann fortziehen? Dann bleibe ich lieber auf immer in deiner Kibitka.« Die älteren Gelin vertaten ihre Reichtümer und mussten häufig die jüngste um Hilfe angehen. Sie aber versagte ihnen niemals eine Bitte.