[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Geschenk des Trolls

Vor vielen, vielen Jahren an einem trüben, grauen Herbsttag ging ein Bauer zum Jagen in den Wald. Was er auch tat, er hatte an diesem Tag einfach kein Glück. Es war, als hätte jemand das Wild vor ihm gewarnt. Vielleicht trieb ja der Troll, von dem die Leute erzählten, wirklich sein Unwesen in der Gegend.

Als der Bauer aufgeben und nach Hause zurückkehren wollte, traf er auf einmal auf einen elegant gekleideten Herren. Und dieser fragte ihn: »Na, wie ist die Jagd ausgefallen?«

»So schlecht wie nie«, jammerte der Bauer. »Bestimmt hat der Troll die Tiere vertrieben!«

Der Fremde schmunzelte und meinte: »Komm doch mit zu mir nach Hause und kuriere meine Frau! Ich werde Dich auch belohnen«.

Der Bauer schüttelte den Kopf: »Was soll das! Ich bin doch kein Arzt!«

»Das macht nichts. Es hilft schon, wenn Du ihr die Hände auflegst!«

Der Bauer ließ sich also überreden und ging mit. Bald sahen sie vor sich ganz oben auf einem Berg ein großes Schloss stehen. Der Bauer wunderte sich: Das stand doch früher nicht dort. Irgend etwas konnte hier nicht mit rechten Dingen zu gehen, dachte er bei sich, ließ sich aber nichts anmerken.

Im Schloss war alles vom Feinsten: die Wände aus Spiegelglas, die Decke aus Silber, die Teppiche aus goldgestickter Seide und die Möbel gar aus purem Gold. Der Bauer traute sich kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Der Fremde führte ihn an ein goldenes Bett, in dem eine wunderschöne Prinzessin vor Schmerzen schrie und bedeutete ihm, ihr seine Hände aufzulegen.

Der Bauer traute sich erst nicht, mit seinen groben Händen das zarte Geschöpf zu berühren. Doch der Fremde drängte ihn. Und so überwand er sich.

Kaum hatte er seine Hände auf die Schöne gelegt, stand sie auf und war gesund. Der Fremde wollte ihn zum Essen einladen, der Bauer jedoch wollte nur eins: Raus aus dem Schloss. Da übergab ihm der Unbekannte einen Lederbeutel und füllte diesen mit runden Holzstückchen.

»Solange Du diesen Beutel hast, wird es Dir an nichts fehlen. Aber wenn Du mich noch einmal ansprichst, wirst Du unglücklich werden!«

Zu Hause angekommen, hielt der Bauer das Ganze zunächst für einen seltsamen Traum. Aber bald merkte er, das jedes Mal, wenn er den Beutel öffnete, dieser wieder randvoll mit Geld gefüllt war. Der früher so arme Bauer begann das Leben nun zu genießen und bald war er regelmäßig Gast in der Schenke.

Eines Abends traf er dort auf einen Mann, der von Tisch zu Tisch ging und das sammelte, was die Gäste aus ihren Gläsern verschüttet hatten. Und schnell merkte er, dass das der Fremde war, der ihm vor geraumer Zeit soviel Gutes erwiesen hatte.

Mitleid packte ihn und er sprach den Mann an: »Du hast mir so geholfen. Komm lass Dich von mir einladen!«

Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, war es, als hätte er einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er wurde ohnmächtig und sackte zusammen. Als er wieder zu sich kam, war der Mann nicht mehr da und auch der Lederbeutel war verschwunden. Von Tag zu Tag wurde der Bauer nun ärmer und ärmer und bald musste er mit einem Hut in der Hand von einem Haus zum anderen ziehen.