[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Elfenkind

Auf einem der Hügel zwischen der Kirchstadt Zennor und St. Ives lebte eine sparsame Hausfrau. Eines Nachts kam ein Herr zu ihrer Kate und sagte ihr, er habe ihre Reinlichkeit und Achtsamkeit bemerkt, und er habe ein Kind, das wolle er gern mit großer Sorgfalt aufgezogen haben, und er sei auf sie verfallen. Für ihre Mühe solle sie sehr gut belohnt werden, und er zeigte ihr dabei eine beträchtliche Menge von Goldmünzen. Gut, sie willigte ein und ging mit dem Herrn fort, um dieses Kind zu holen. Als sie an den Hügel von Zennor kamen, sagte der Herr zu der Frau, er müsse ihr die Augen verbinden. Und sie, die gute, einfache Seele, die von solchen Dingen gehört hatte, stellte sich vor, es sei das Kind irgendeines reichen Mannes und der Wohnort der Mutter sollte nicht bekannt werden, und so rechnete sie sich's als Klugheit hoch an, wenn sie sich stillschweigend fügte. Sie legten eine beträchtliche Wegstrecke zurück. Als sie stehen blieben, wurde das Tuch von ihren Augen genommen, und sie fand sich in einem prachtvollen Raum, in dem war eine Tafel gedeckt mit den köstlichsten Leckerbissen wie Wild, Früchten und Wein. Man sagte ihr, sie solle essen, und das tat sie mit einiger Unbeholfenheit und nicht ohne zu zittern. Es überraschte sie, dass solch ein großes Festmahl für eine so kleine Gesellschaft aufgetischt worden war - nur für sie selbst und den Herrn. Nachdem sie Leckereien genossen hatte, wie sie nie zuvor und nie danach gekostet hatte, wurde eine Silberglocke geläutet, und eine Schar von Dienern kam herein und trugen eine Wiege, die war mit Seide verhangen, und darin schlief das schönste Kind, das menschliche Augen je erblickt haben.

Man sagte ihr, dieses Kind werde ihrer Pflege anvertraut und sie solle nie Mangel an etwas haben, aber sie müsse gewisse Vorschriften befolgen. Sie dürfe das Kind nicht das Vaterunser lehren und es nicht nach Sonnenuntergang waschen: sie müsse es jeden Morgen in Wasser baden, das sie in einer weißen Kanne im Zimmer des Kindes finden werde. Niemand solle dieses Wasser berühren als sie selbst, und sie müsse darauf achten, dass sie nicht ihr eigenes Gesicht in diesem Wasser wasche. In jeder anderen Hinsicht solle sie das Kind wie eines ihrer eigenen behandeln. Der Frau wurden wieder die Augen verbunden, das Kind ward ihr in die Arme gelegt, und so schritt sie dahin, geführt von dem geheimnisvollen Vater. Als sie draußen auf dem Weg war, wurde ihr die Binde von den Augen genommen, und sie sah, dass sie ein kleines Kind in den Armen hielt, das war nicht sonderlich hübsch, hatte sehr scharfe, durchdringende Augen und war ganz gewöhnlich angezogen. Aber Handel bleibt Handel, und so beschloss sie, das Beste daraus zu machen. Sie zeigte das Kind ihrem Mann vor und erzählte ihm von der Geschichte so viel, als sie für klug hielt ihm anzuvertrauen.

Jahrelang war das Kind bei diesem Paar. Nie hatten sie an etwas Mangel, sie wurden versorgt mit Fleisch, sogar mit Weinen, einfach indem sie es sich wünschten - so meinten die Leute. Wenn es nötig war, lagen fertige Kleider auf dem Bett des Kindes, und immer war das Wunderwasser in der Zauberkanne. Der kleine Junge wurde lebhaft und stark. Er war bemerkenswert wild, aber gut zu haben, und er schien eine wirkliche Zuneigung zu fühlen für seine »große Mami«, wie er die Frau nannte.

Manchmal glaubte sie, das Kind sei nicht bei Sinnen. Es rannte dann und sprang und schrie, als spielte es mit Dutzenden von Jungen, obgleich keine Menschenseele in seiner Nähe war. Die Frau hatte den Vater nie mehr gesehen, seit das Kind bei ihnen war, aber dann und wann wurde ihnen auf geheimnisvolle Weise Geld zugeleitet. Oft hatte sie beobachtet, dass das Wasser das Gesicht des Kindes erstrahlen ließ, und eines Morgens, als sie den Jungen wusch, gab die Frau der Versuchung nach und wollte wissen, ob es auch sie selbst schöner machen würde. Sie lenkte die Aufmerksamkeit des Jungen auf ein paar Vögel, die auf einem Baum vor dem Fenster sangen, und spritzte etwas von dem Wasser in ihr Gesicht. Das meiste davon kam ihr in ein Auge. Sie schloss es unwillkürlich, und als sie es wieder aufmachte, sah sie eine Anzahl Kleiner Leute um sie her versammelt, die spielten mit dem Jungen. Sie sagte kein Wort, wenn ihre Angst auch groß war, und sie sah weiterhin, wie die Welt der Kleinen Leute die Welt der gewöhnlichen Männer und Frauen umgab - sie war mit ihnen, aber nicht eins mit ihnen. Nun wusste sie, wer die Spielgefährten des Jungen waren, und oft hätte sie gern zu den schönen Geschöpfen der unsichtbaren Welt gesprochen, die seine wirklichen Kameraden waren, aber sie war verschwiegen und blieb still.

Von Zeit zu Zeit waren merkwürdige Diebstähle auf dem Markt von St. Ives verübt worden, und obwohl man sorgfältig Wache hielt, verschwanden die Sachen und es wurde kein Dieb entdeckt. Eines Tages war unsere gute Hausfrau auf dem Markt, und zu ihrer Überraschung sah sie den Vater ihres Pfleglings. Ohne Umstände zu machen, lief sie zu ihm hin - gerade in dem Augenblick, als er ein paar auserlesene Früchte stahl und in seine Tasche steckte -, und sie sprach ihn an. »So, du siehst mich also?«

»Aber gewiss tu ich das, und ich kenne Euch auch«, antwortete die Frau. »Schließ dieses Auge«, und er legte einen Finger auf ihr linkes Auge. »Kannst du mich jetzt sehen?«

»Ja, ich sag's Euch, und ich kenne Euch auch«, sagte die Frau wieder. »Wasser dem Elf, kein Wasser dir selbst,
verlorst dein Auge, dein Kind und dich selbst«,
sagte der Herr. Von dieser Stunde an war sie auf dem rechten Auge blind. Als sie nach Hause kam, war der Junge fort. Sie war tief betrübt, aber sie sah ihn niemals mehr, und dieses früher so glückliche Paar wurde nun arm und elend.