[swahili, "Geschichte, Legende"]

Baba-Jaga

Vor langer, langer Zeit lebte einmal ein Mann mit seiner Frau. Sie hatten eine Tochter. Die Frau ist unerwartet krank geworden und kurz darauf gestorben. Eine Weile hatte der Mann großen Kummer. Aber war nichts zu machen, er heiratete eine zweite Frau. Die zweite Frau war aber ein sehr böses Weib. Von Anfang an hat sie das Mädchen nicht geliebt, hat sie gescholten und geprügelt. Sie hatte sogar die Absicht, das Mädchen umzubringen! Eines Tages fuhr der Mann aus dem Hause. Die Stiefmutter spricht zu dem Mädchen:

»Geh nur zu meiner Schwester, bitte sie darum, mir Nadel und Zwirn zu geben, um dir ein Kleid zu nähen.«

Ihre Schwester war aber Baba-Jaga, knochenes Bein. Das Mädchen konnte nicht ihr widersprechen und ging aus dem Haus hinaus. Dabei kam sie bei ihre Tante vorbei.

»Guten Tag liebe Tante.«

»Guten Tag. Was willst du?«

»Meine Stiefmutter hat mich zu ihrer Schwester geschickt, um Nadel und Zwirn zu holen.«

»Du hast sehr richtig getan, das du vorher zu mir gekommen bist!« - antwortet die Tante.

»Nehme dieses Band, dieses Brot, Öl und ein Stück Fleisch. Wenn dich eine Birke mit den Ästen schlagen möchte und beim Gehen stören wird, so binde die Äste mit dem Band zusammen. Wenn das Tor quietschen und knallen wird und dich nicht durchlässt, so bestreiche die Angel mit Öl. Wenn dich die Hunde beißen und reißen werden, so gebe ihnen Brot. Wenn der Kater dein Gesicht und die Augen zerkratzen möchte, so gebe ihm Fleisch.«

Das Mädchen alles verstanden, bedankte sich und machte sich auf den Weg. Sie ging, ging und kam in den Wald. Sieht: Hinter großem Zaun steht eine Hütte auf den Hühnerfüßen. In der Hütte sitzt Baba-Jaga, knochenes Bein und webt.

»Guten Tag, Großmutter.«

»Guten Tag Mädchen. Was willst du von mir?«

»Meine Stiefmutter hat mich zu dir geschickt. Gebe mir bitte Nadel und Zwirn, um mir das Kleid zu nähen.«

»Jawohl. Du bekommst alles, aber vorher setzte dich und webe.«

Da setzt sich das Mädchen ans Fenster und begann zu weben. Baba-Jaga verlässt inzwischen die Hütte und sagt zu ihrem Dienstmädchen:

»Ich gehe jetzt ins Bett. Du sollst die Banja (russische Sauna) heizen und das Mädchen sehr gut waschen. Nach dem Schlaf esse ich es.«

Das Mädchen hat ihre Worte aber gehört und hat sich stark erschrocken. Als Baba-Jaga sich ins Bett begab, bittet sie die Magd:

»Erbarm dich, zünde bitte nicht das Feuer im Ofen ein, sondern gieße das Wasser darüber« - und schenkte ihr ein Tuch.

Als Baba-Jaga erwachte, fragt sie:

»Webst du, meine Liebe?«

»Ich webe schon.« - antwortet das Mädchen und wendet sich an den Kater:

»Brüderchen Kater, sag mal, wie ich von hier fliehen kann?« Dabei schenkt sie ihm ein Stück Fleisch.

Der Kater antwortet:

»Höre aufmerksam zu. Schau, auf dem Tisch liegt ein Handtuch und ein Kamm. Nimm beide und laufe schnell weg. Baba-Jaga wird dich verfolgen. Du musst aber laufen, laufen, ab und zu lege dich und höre die Erde. Wenn du hörst, das Baba-Jaga ganz nah ist, so werfe den Kamm auf die Erde. An dieser Stelle entsteht sofort ein dicker Wald. Solange Baba-Jaga den Wald passieren wird, laufe weiter aus allen Kräften. Wenn du wieder Baba-Jaga hinter dir hörst, so werfe einen Handtuch. Sofort entsteht auf dieser Stelle ein Fluss.«

»Vielen Dank Brüderchen Kater« - erwiderte das Mädchen. Bedankte sich, nahm ein Kamm und ein Handtuch und lief aus der Hütte».

Alsbald sprangen die Hunde auf sie zu und wollten das Mädchen beißen, in Stücke reißen. Das Mädchen reichte ihnen Brot und somit ließen die Hunde sie in Ruhe. Das Tor quietschte und wollte Ihre Flügel vor ihr schließen. Das Mädchen hat Öl in die Angel gegossen. Das Tor ließ sie passieren. Die Birke verbreitete Ihre Äste wollte sie mit den Ästen aufhalten. Das Mädchen hat die Äste mit dem Band zusammengebunden. Die Birke ließ sie weiter laufen. Das Mädchen läuft aus allen Kräften, ohne sich umzuschauen.

Dazwischen nahm der Kater Platz am Fenster und begann zu weben. Webt? Nein, er fertigt nur Maschen.

Da erwacht Baba-Jaga und fragt:«Webst du Mädchen? Webst du Liebe?»

Der Kater antwortet:«Ich webe, webe.»

Baba-Jaga läuft ins Zimmer und sieht: Das Mädchen fehlt, der Kater sitzt am Fenster und webt.

Baba-Jaga hat den Kater gescholten:«Du bist ein Betrüger! Ein Räuber! Warum hast du das Madchen nicht aufgehalten? Weshalb hast du ihr nicht das Gesicht und Augen zerkratzt?

Der Kater entgegnete: »Ich diene dir viele Jahre, du hast mir niemals einen Knochen gegeben. Das Mädchen hat mir aber ein Stück Fleisch geschenkt!«

Baba-Jaga läuft aus der Hütte hinaus und zu den Hunden: »Warum habt ihr das Mädchen nicht in Stücke gerissen? Warum nicht gebissen?«

»Wir stehen so viele Jahre in deinen Diensten. Du hast uns niemals eine trockene Brotrinde gefüttert. Das Mädchen hat uns Brot gegeben!«

Baba-Jaga läuft auf das Tor zu: »Warum hast du nicht gequietscht? Warum nicht geknallt? Warum hast das Mädchen durchgelassen?«

»Ich diene dir bereits so viele Jahre. Du hast mir kein Wasser in die Angel gegossen. Das Mädchen hat mich mit Öl geschmiert!«

Baba-Jaga sprang auf die Birke zu: »Warum hast du die Augen des Mädchens nicht mit den Ästen gestochen?«

Die Birke antwortet: »Ich diene dir schon viele Jahre. Du hast mich nie sogar mit dem Zwirn zusammengebunden. Das Mädchen hat mir ein Band geschenkt!«

Da begann Baba-Jaga das Dienstmädchen zu schimpfen: »Du bist eine Dumme! Wieso hast du mich nicht geweckt? Warum hast du nicht gerufen? Warum gestattest du dem Mädchen wegzulaufen?«

»Ich arbeite bei dir viele Jahre. Du hast mit mir nie freundlich gesprochen. Das Mädchen hat mir ein Tuch geschenkt! Hat mit mir zärtlich gesprochen!«

Da sprang Baba-Jaga in den Mörser und nahm die Verfolgung auf. Mit der Keule beschleunigt sich, mit dem Besen fegt die Spure.

Das Mädchen lief die ganze Zeit. Dann legte sie sich auf die Erde. Hört: die Erde zittert und bebt. Da ist Baba-Jaga schon in der Nähe. Das Mädchen holt einen Kamm und wirft ihn auf die Erde über die rechte Schulter. Auf dieser Stelle entstand sofort ein dicker und hoher Wald. Die Wurzeln der Bäume sind tief im Erdreich verwurzelt, die Gipfel halten den Himmel.

Da kam schon Baba-Jaga angeflogen. Sie begann mit dem Wald zu zanken und ihn zu beißen. Baba-Jaga bricht durch den Wald, das Märchen aber macht keine Pause, läuft weiter.

Ob es lange oder kurz war, weiß sie nicht. Doch hört das Mädchen wieder die Erde zittern. Baba-Jaga jagt sie wieder. Sie ist schon ganz nah! Das Mädchen nimmt das Handtuch und wirft es über die rechte Schulter auf die Erde. Da entstand der Fluss, sehr tief und sehr breit! Baba-Jaga ist schon am Ufer und knirscht mit den Zähnen. Sie kann den Fluss nicht überqueren! Kehrte sie zurück, trieb eine Herde von Stieren zu dem Fluss und befahl ihnen Wasser zu trinken.

Die Stiere trinken das Wasser. Es wird nicht weniger. Da ist Baba-Jaga ganz wild geworden. Sie legte sich ans Ufer und trinkt selbst. Trank, trank, trank, bis sie platzte!

Am Abend kehrte der Vater zurück und fragt seine Frau:

»Wo ist meine Tochter?«

»Sie ist zur Tante gegangen, um sie um Zwirn und eine Nadel zu bitten. Sie hat sich scheinbar irgendwo aufgehalten.«

Der Vater machte sich bereits Sorge und wollte schon die Tochter suchen gehen. Da lieft das Mädchen ins Haus hinein und ist vom Laufen ganz außer Atem.

»Wo war's du?« - fragt der Vater?

»Ah, mein Vater. Die Stiefmutter hat mich zu ihrer Schwester geschickt. Die Schwester aber ist Baba-Jaga, knochenes Bein! Sie wollte mich fressen. ich konnte ihr kaum entkommen.«

Als der Vater das alles erfuhr, so nahm er den schmutzigen Besen und vertrieb damit die bösen Weiber aus dem Haus. Seitdem wohnte er mit seiner Tochter zusammen, freundlich und gut.

Da ist das Märchen zu Ende.