[swahili, "Geschichte, Legende"]

Fuchs und Gans

Zur Zeit als die Vögel und alle anderen Tiere noch sprechen konnten und die Winde die abenteuerlichsten Geschichten durch den Wald trugen, kam einst ein junger Fuchs auf einem Streifzug zu einem Bauernhaus, das nahe am Walde lag. Dort erspähte er in einem offenen Stall eine Gans, die auf ihrer jungen Brut saß, und begrüßte sie mit den Worten: »Wie geht es dir, Schwester? Ich habe gehört, du seiest seit einiger Zeit etwas leidend, deshalb komme ich dich zu besuchen, da ich gern alles tun würde, was in meiner Macht liegt, um dir zu helfen.« Die Gans breitete die Flügel über ihre Kinderchen aus und antwortete: »Es ist wahr, ich bin krank, doch glaube ich, dass es mir und den Meinen weit besser ginge, wenn du uns nicht so oft besuchen würdest. Da du nun aber hier bist, so komme herein und fühle selbst, wie geschwollen mein Rücken ist, damit du mir besser raten kannst, was ich zur Heilung tun muss.« Der Fuchs war sehr froh über dieses unerwartete Entgegenkommen, durch das er leicht zu gewinnen hoffte, was er hier zu holen gedachte. Kaum hatte er jedoch den Kopf durch die offene Stalltür gesteckt, als ein Hund, der nahe versteckt gelegen hatte, ihn bei der Schnauze packte und ihm ein Stück der Lippe abbiss. Der arme Fuchs rettete mit knapper Not sein Leben und jagte in wilder Hast in seinen Bau zurück. Als er sich wieder im Kreis seiner Familie befand, berichtete er mit vielen Seufzern, dass er von einer Gans gebissen worden sei. Da aber die alte Füchsin diese Schmach erfuhr, fiel sie ihren Sohn wütend an und Biss ihn aus dem Lager hinaus, indem sie ausrief: »Geh, Feigling, und beiße sie wieder! Du sollst nie mehr meine Höhle betreten! Von einer Gans hat er sich beißen lassen und nicht einmal eine Feder davongetragen!«