[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der Schäfer am Meer

Von dem Ertrag, den Schafzucht ihm gewährte, der ihn bescheiden aber sicher nährte, lebt' einst ein Mann, dem Meereshafen nah; dem raubt' die Ruhe, was er täglich sah.

Was wurden da für Schätze ausgeladen... Wie leicht erworben schien des Kaufmanns Gut! ... Betört verhandelt er sein Vieh mit Schaden, das Geld vertraut als Ware er der Flut ... Doch Schiff und Last verschlang des Sturmes Wut. Mit einem Schlag war unser Mann nun los die schöne Herde, war des Geldes bloß!

Er musste wieder sich als Hirt verdingen, wie einst als Junge hinter fremdem Vieh mit Stab und Hund sich täglich müde springen. Er tat's geduldig, lebte karg, und sieh, allmählich konnte er in ein'gen Jahren sich eine eig'ne Herde neu ersparen...

Und wieder sah er eines Morgens früh, wie reichbelad'ne Schiffe stolz herzogen. Da rief er fröhlich: »Glaub's, ihr schlimmen Wogen, habt Appetit wohl wieder auf mein Geld? Sucht andre Dumme! Ich bin schon geprellt.«

Die Fabel soll nicht nur vergnüglich sein, sie präg' auch eine wicht'ge Wahrheit ein: Ein Pfennig, Konto sicher angelegt, ist mehr wert als ein Taler, wohl geprägt, auf den man, wünschevoll, erst Hoffnung hegt. Der Wünsche weites Meer kann mächtig locken ... Doch bei dem Klang der Zukunftswunderglocken bleib kühl, und wenn - beschränk den Einsatz klug! Von hundert, die den Einsatz hoffend wagen, hat einer Glück, die andern sind geschlagen ... Bleibt bei Verlust dir immer noch genug?