[swahili, "Geschichte, Legende"]

Der kleine Karpfen

Ein kleiner Fisch wird wohl mal groß, gibt Gott ihm dazu Zeit genug; doch wer solch kleinen Fisch lässt los, der ihm ins Netz geht, tut nicht klug: Denn unwahrscheinlich, nein! Man fängt ihn niemals wieder ein!

Ein Karpfen - weniger noch - ein winzig Kärpfelein ward eines Anglers erste Morgenbeute.

»Sieh an«, spricht der, »bist zwar noch jung und klein, doch hilft's dir nichts, bist bald nicht mehr alleine Der Anfang ist gemacht zum Essen heute!«

Das arme Fischlein flehte angstvoll, prophezeite: »Was hast du schon an mir? Davon gehörten an hundert wohl auf deinen Tisch.

Zum richtigen Karpfen lass mich doch erst werden; fängst wieder dann den schweren Fisch, verkaufst ihn auf dem Markt, der bringt was ein! Doch mich zu schlachten, lieber Freund, lass sein! Wohl hundert, wie gesagt, solch Karpfenbohnen brauchst du für ein Gericht - das soll sich lohnen?«

»Ob's lohnt«, so sprach der Fischer, »überlasse mir, du schlaues Freundchen, Kärpflein, soviel sag ich dir: Noch heut kommst du in die Pfanne, und gar heiter will ich dir lauschen, predigst du dort weiter.«

Denn besser ist ein Sperling in der Hand als eine Taube auf des Daches Rand!