[swahili, "Geschichte, Legende"]

Das Fell des Bären

Zwei Freunde, beide knapp bei Kasse, besuchen in der nächsten Gasse den Kürschner, und sie bieten an zum Kauf ein Bärenfell dem Mann. Der fragt: »Wo ist das Fell, Ihr Herren?« »Das, Meister, lasst Euch gar nicht scheren, den Pelz, den sehet Ihr sehr bald! Der Bär? Der streift jetzt noch im Wald, doch ist er unser, dieser Bär, solch schönen gibt es nimmermehr! Und wir sind beide beste Jäger, berühmt als Ungetümserleger. Schon morgen sind wir hier zurück und bringen Euch das teure Stück. Sechs Mäntel, Meister, macht Ihr draus, nun bitte, zahlt den Preis uns aus!«

Der Kürschner wird nicht gern geprellt: »Bringt erst den Pelz, dann kriegt Ihr Geld!«

Drauf zieh'n die beiden in den Wald, und wirklich kommt der Bär auch bald. Das Herz rutscht ihnen in die Hosen, sie stehen da wie die Mimosen. Das Ungetüm naht mit Gebrumm.

Was tun? ... Der erste, gar nicht dumm, erinnert sich, er hab gelesen, ein Bär hätt' Scheu vor toten Wesen. So fällt er um, liegt starr und still. Der andere, überlegt nicht viel, sieht sich rasch um; man glaubt es kaum, erklettert flink den höchsten Baum.

Schon ist auch da der grimme Bär. Er merkt nicht den im Baumeswipfel, und der da liegt, reizt sein Begehr; beschnuppernd prüft er jeden Zipfel des Mannes, der da auf dem Grund des Waldes liegt, verweilt am Mund, zu spüren, ob er atme noch.

»Potz Blitz, er riecht schon aus dem Loch!« Der Bär sich wendet schüttelnd um, trabt in den Waldweg mit Gebrumm.

Da kommt der Mann vom Baum herunter, reibt sich die Hosen und spricht munter: »Welch Abenteuer, lieber Freund, bestanden brav wir, treu vereinte Doch was - ein Zweig hat grad geknistert hat dir das Biest ins Ohr geflüstert?«

»Ein Fell man nicht zu Markte trägt, bevor den Bären man erlegt!«